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Bauarbeiten am S-Bahnhof Yorckstraße. Aber das wäre noch erträglich für die Fahrgäste, wenn die Züge pünktlich kommen würden.

© Kai-Uwe Heinrich

Verspätungen, Störungen, krankes Personal: Für die S-Bahn ist schon wieder Winter

Ausfälle wegen Fahrermangels, Verspätungen wegen leerer Bremssandbehälter sowie Störungen in Stellwerken und an Signalen – die S-Bahn steckt seit Tagen wieder tief im Schlamassel.

Große Probleme gibt es ausgerechnet dort, wo man dachte, endlich eine Lösung gefunden zu haben: bei den Anlagen für den Bremssand. Bei ihnen waren im vergangenen Winter häufig die Rohre eingefroren, weshalb das Tempo von 80 km/h auf 60 km/h reduziert werden musste.

Nach Angaben von Mitarbeitern waren am Dienstag bereits wieder rund 30 Züge im Netz unterwegs, die nicht schneller als 60 km/h fahren durften, was den Fahrplan gewaltig durcheinander bringt – und eigentlich nur für den Notfall eines extremen Winters mit viel Schnee und eisigen Temperaturen vorgesehen war. Schließlich waren die modernen Züge einst für Tempo 100 konzipiert. Am Dienstagabend mussten Fahrgäste, wie berichtet, auf dem Ring bis zu 50 Minuten auf eine Bahn warten.

Damit die Bremssandrohre nicht mehr einfrieren und das aufwendige tägliche Kontrollieren der Sandbehälter durch Mitarbeiter entfallen kann, hat die S-Bahn mit der Industrie ein Heizungs- und Füllstandskontrollsystem entwickelt, das sie vor wenigen Tagen auch stolz vorgestellt hat. Doch bei den bereits umgebauten Zügen gibt es nun nach dem Einbau Folgeschäden und auch falsche Meldungen. Kann dann nicht sofort per Augenschein kontrolliert werden, müssen die Bahnen das Tempo drosseln, damit sie auch ohne Sand, der die Reibung zwischen Rad und Schiene beim Bremsen erhöht, sicher halten können. Bis Anfang Dezember solle das Problem gelöst sein, sagte ein Bahnsprecher.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Züge bei der derzeitigen Witterung besonders viel Sand verbrauchen. Nachgefüllt wird es in den Werkstätten in einem Sieben-Tage-Rhythmus. Häufig sind die Behälter jedoch schon vorher leer. Dann müssen die Züge ebenfalls langsamer fahren, selbst wenn die automatische Kontrolle funktioniert.

Der Ablauf in den Werkstätten wiederum ist so konzipiert, dass die Kapazitäten gerade für die nach mehreren Pannen erforderlichen umfangreichen Prüf- und Umbauarbeiten ausreichen. Zudem wären oft lange Extrafahrten zu den Werkstätten nötig. Auf freier Strecke ist das Auffüllen wegen der seitlich angebrachten Stromschiene in der Regel nicht möglich.

Am Mittwoch war der Betrieb zudem am Nachmittag durch eine Signalstörung am Anhalter Bahnhof beeinträchtigt, was zu erheblichen Verspätungen vor allem auf der S 1 nach Wannsee führte. Und auf der S 47 fielen die Bahnen zwischen Spindlersfeld und Schöneweide vorübergehend aus. Eine Frau, die an der Oberspreestraße offenbar in Suizidabsicht die Gleise betreten hatte, war von einer S-Bahn getötet worden. Die S 47 ist bereits seit Tagen auf diesen Abschnitt begrenzt, weil Fahrer fehlen. Am Abend wurde dann deshalb auch die S 46 verkürzt.

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