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Hochschulen: Wandernde Studenten

Fast die Hälfte aller Studierenden in Deutschland verlässt die Heimat für das Studium und den Job. Dabei spielt es fast keine Rolle, welches Fach die Absolventen studiert haben.

Deutschlands Studentinnen und Studenten sind mobil. Fast die Hälfte hat sich während des Studiums oder im Anschluss daran aus demjenigen Bundesland wegbewegt, in dem sie oder er Abitur gemacht hat. Das geht aus der Absolventenbefragung des Hochschulinformationssystems (HIS) hervor. Untersucht wurde der Prüfungsjahrgang 2005.

Die Hochschulforscher grenzen die große Gruppe der mobilen Studierenden und Absolventen (48 Prozent) von der Gruppe der „drei-Phasen-Immobilen“ ab. Letztere sind sesshaft. Sie arbeiten in dem gleichen Bundesland, indem sie bereits Abitur gemacht und auch studiert haben. In den fünf ostdeutschen Ländern und Berlin ist die Gruppe dieser Immobilen besonders klein. Nur 38 Prozent der Absolventen im Osten arbeiten in ihrem Bundesland. Allerdings kann Sachsen mit 46 Prozent weit mehr Landeskinder im Land halten, stellen die Forscher fest.

Im Osten verlassen sogar 28 Prozent nicht nur das Land, sondern die Region und gehen in westdeutsche Länder. Dabei spielt es fast keine Rolle, welches Fach die Absolventen studiert haben. Der Osten könne diesen brain drain nicht durch Zugang aus anderen Ländern kompensieren, schreiben die Forscher. Das Verhältnis von Zu- und Abgängen liege im Osten bei minus 18 Prozentpunkten, in den ingenieurwissenschaftlichen und IT-Fachrichtungen sogar bei bis zu minus 40 Prozent. Nutznießer – auch des moderateren Negativsaldos der Region Nord – sind danach in erster Linie Länder der Region Süd.

Die Statistiker unterscheiden bei den Studierenden verschiedene „Wanderungstypen“. Als „mobil“ gelten zum einen alle Studierenden, die für das Studium aus dem Bundesland weggezogen sind, in dem sie Abitur gemacht haben („Hochschulmobile“: 13 Prozent). Eine noch größere Gruppe hat nicht nur das eigene Bundesland zunächst zum Studium verlassen, sondern ist dann auch noch zum Berufseinstieg in ein weiteres Bundesland umgezogen („Erwerbs- und Hochschulmobile“: 18 Prozent). Zu den Absolventen, die für den Job nach dem Studium das Bundesland ihrer Hochschule verließen, zählen auch die „Rückkehrer“. Sie studierten nicht in der Heimat – wegen persönlicher Präferenzen oder um einen Studienplatz zu bekommen – , kehrten nach dem Studium aber dorthin zurück. Gut ein Drittel aller Absolventen in Deutschland verlässt also das Bundesland des Studiums für die Erwerbstätigkeit.

Die Forscher stellen fest, dass Absolventen höherer sozialer Herkunftsgruppen mobiler sind. Auch zeigten Studierende, die während des Studiums eine Zeitlang im Ausland studiert haben, eine größere „Erwerbsmobilität“. Gründen Studierende oder Hochschulabsolventen hingegen eine Familie, wirke sich das „erwartungsgemäß mobilitätshemmend“ aus.

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