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Bei der SchülerUni können Kinder und ihre Lehrer in die Rolle von Stadtplanern, Schauspielern oder Ingenieuren schlüpfen und lernen, was es bedeutet, nachhaltig zu leben.

© Karola Braun-Wanke

30 Jahre Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU): Lernen für eine zukunftsfähige Welt

Die SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz der Freien Universität feiert ihr zehnjähriges Bestehen.

Aus pädagogischer Sicht ist die SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz für Corina Franke mit nichts vergleichbar: „Nirgendwo wird den Schülern in so vielfältigen Workshops und Mitmachvorlesungen die Problematik im Umgang mit unseren immer knapper werdenden Ressourcen näher gebracht, und nirgendwo werden die Folgen unseres Handelns für die Umwelt eindrücklicher aufgezeigt als in der SchülerUni. Das macht sie so einzigartig.“ Die Lehrerin an der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld ist in den vergangenen Jahren mit ihren Klassen bisher bei jeder SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz dabei gewesen. „Und die Kinder waren immer begeistert“, sagt sie. „Sie tüfteln, basteln, spielen, erkennen, probieren aus, können sogar kosten, diskutieren, begründen, stellen vor, ziehen Schlussfolgerungen und vieles mehr.“

Seit mittlerweile zehn Jahren öffnet die Freie Universität ihre Hörsäle, Seminarräume und Labore für Grundschüler, zeigt die Wetterstation, die Solardächer, die Mensa und den Botanischen Garten und macht durch viele Mitmachaktionen erlebbar, dass jeder etwas für die Erhaltung unserer Umwelt tun kann. Bis heute haben etwa 20 000 Fünft- und Sechstklässler und mehr als 2 500 Lehrkräfte an der SchülerUni und den begleitenden Lehrerfortbildungen teilgenommen. „Wir machen mit allen Sinnen erfahrbar, was hinter den Begriffen Nachhaltigkeit und Klimaschutz steckt“, sagt Karola Braun-Wanke, Projektleiterin und Initiatorin der SchülerUni.

„Lernen für eine zukunftsfähige Welt“ ist das Motto des erfolgreichen Bildungsformats, das vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität angeboten wird. Egal, ob es um Ernährung, Energiegewinnung, Globalisierung oder den ganz normalen Alltag geht – die Themen Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit stehen stets im Mittelpunkt der Angebote wie „Himmeldonnerwetter, was hat denn das Wetter mit dem Klima zu tun?“ oder „Braucht ein Haus Mütze und Schal?“. Die Universität als außerschulischer Lernort und das Lernen mit und von außerschulischen Partnern spiele für die Grundschüler eine große Rolle, berichtet Lehrerin Corina Franke von ihren Erfahrungen. „Das hebt das Thema aus dem sonstigen schulischen Fachunterricht heraus und macht seine Wichtigkeit deutlich. An diesem Ort mit Fachleuten gemeinsam zu lernen, macht die Schüler deutlich aufnahmebereiter. Eine nachhaltige Lebensweise oder eine Änderung der bisherigen kann nicht von oben verordnet werden, sondern muss durch Wissen und Einsicht entwickelt werden.“

Mittlerweile werden zwei Mal im Jahr mehr als 80 Workshops angeboten

Anlass zur ersten SchülerUni 2006 war der 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Resonanz war so überwältigend, dass die Idee der SchülerUni unter dem Titel SAUCE - schools @ university climate and energy in einem größeren europäischen Rahmen von 2008 bis 2011 weiterentwickelt wurde. Gefördert wurde dieses Projekt über das Programm Intelligent Energy Europe der Europäischen Kommission; die Freie Universität Berlin sowie Partneruniversitäten in London, Wien, Roskilde, Aalborg, Riga und Twente setzten das Konzept erfolgreich um. Basierend auf den Erfahrungen dieses europäischen Projekts führte das FFU die SchülerUni mit erweitertem Themenspektrum und unter neuem Namen von September 2011 an weiter. Es entstand die SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz.

Anfangs wurden elf Workshops angeboten, mittlerweile sind es mehr als 80. „Die Nachfrage der Schulen ist einfach riesig“, sagt Karola Braun-Wanke. Seit 2009 wird die SchülerUni regelmäßig im Frühjahr und Herbst angeboten. Während des einwöchigen Programms werden in den Mitmach- und Kreativworkshops altersgemäß und bezogen auf die Lebenswelt der Schulkinder die sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung behandelt und gemeinsam Lösungen für den (Schul-)Alltag erarbeitet.

Eine große Portion Strom - oder doch lieber öfter mal das Licht aus? In Workshops lernen die Schüler einen sparsamen Umgang mit unseren immer knapper werdenden Ressourcen.
Eine große Portion Strom - oder doch lieber öfter mal das Licht aus? In Workshops lernen die Schüler einen sparsamen Umgang mit unseren immer knapper werdenden Ressourcen.

© Marina Kosmalla

Fast zehn Jahre Erfahrung mit dem Format zeigten, dass Kinder und Jugendliche authentische und damit die besten Multiplikatoren seien, sagt Projektleiterin Karola Braun-Wanke. „Sie tragen ihre Erlebnisse und ihr Wissen oft eins zu eins nach Hause und animieren so häufig auch ihre Eltern zu einem klimafreundlichen Lebensstil." Der zehnjährige Felipe hat mit seiner Klasse an einem Rundgang durch die Mensa teilgenommen. Dabei hat er gelernt, wie man viele Essensportionen in einem Kantinenbetrieb nachhaltig herstellen kann: „Das war interessant, denn nun weiß ich, wenn ich auf großen Veranstaltungen bin, wie das Essen zubereitet wird.“ Besonders beeindruckt war der Fünftklässler von den großen Küchenmaschinen. Hinter die Kulissen schauen zu können, fanden die Kinder ebenso toll wie ihre Lehrerin Corina Franke.

"Wir sind immer wieder begeistert, wie offen die Kinder sind"

Nicht nur den zehn- bis dreizehnjährigen Schülerinnen und Schülern macht das Projekt großen Spaß. Auch die Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Umweltverbänden, die die Workshops leiten, machen neue Erfahrungen: „Wir sind immer wieder begeistert, wie offen die Kinder dafür sind, sich künstlerisch mit Ressourcenfragen zu befassen. Manche sind so vertieft, dass sie sogar die Pause vergessen“, sagt die Bildhauerin Ev Pommer, die seit Jahren gemeinsam mit der Fotografin Susanne Wehr kreative Papierwerkstätten anbietet. Um Lehrkräfte darin zu unterstützen, die Themen auch im Unterricht weiter zu vertiefen, bietet das FFU begleitende halbtägige Lehrerfortbildungen an, in denen sie Anregungen und Ideen erhalten, wie das didaktische Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Schulalltag methodisch und praktisch umgesetzt werden kann. „Die Fortbildungen geben einen guten Rahmen, bereiten vor, machen neugierig und erleichtern die nachhaltige Anwendung im weiteren Lernprozess“, sagt Corina Franke. „Auch als Lehrerin lerne ich viel Neues. Das Programm ist abwechslungsreich und wird ständig neu auf die Wünsche der Lehrkräfte abgestimmt.“

Zum zehnjährigen Jubiläum der SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz reisten im März dieses Jahres sogar Lehrer und Mitarbeiter der Grundschule der Peking-Universität an. Die chinesische Schule strebt eine Zusammenarbeit mit der Freien Universität an, um gemeinsam mit der Peking-Universität in kleinerer Form ein vergleichbares Projekt zu etablieren. Klima- und Umweltschutz ist eben weltweit ein Thema.

Basteln am sparsamen Auto der Zukunft: Manche Kinder sind so vertieft, dass sie sogar die Pausen vergessen.
Basteln am sparsamen Auto der Zukunft: Manche Kinder sind so vertieft, dass sie sogar die Pausen vergessen.

© Annika Middeldorf

VERANSTALTUNGEN

Berliner Bildungs- und Vernetzungsforum „Zukunft gemeinsam gestalten“

Anlässlich des runden Geburtstags der SchülerUni Nachhaltigkeit + Klimaschutz soll über konkrete Transformationen im Berliner Bildungssystem diskutiert und überlegt werden, wie die vielfältigen Projekte, Ansätze und Initiativen künftig besser strategisch verknüpft werden können. Am ersten Konferenztag spricht unter anderem Gerald Hüther, Professor für Neurobiologe an der Universität Göttingen und Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung, über „Freude am Lernen ein Leben lang“. Eine Aufführung des weltweit einzigen „Theaters für heimische, gefährdete Tierarten“: „Fräulein Brehms Tierleben: Canis Lupus/Der Wolf“ schließt den ersten Tag ab. Am 27. und 28. April 2016, Seminarzentrum, Otto-von-Simson Straße 26, 14195 Berlin, Anmeldung unter: bettina.tacke@fu-berlin.de

Hochschultage für Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Die Aktionswoche findet vom 25. bis 29. April 2016 im Foyer der Silberlaube und im Seminarzentrum statt, Otto-von-Simson-Straße 26, 14195 Berlin

Konferenz „Zukunft der Umweltpolitik – Umweltpolitik der Zukunft“
26. April 2016, 9.30 - 18.30 Uhr, Seminarzentrum, Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin

Marina Kosmalla

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