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Professor Peter-André Alt ist Literaturwissenschaftler und seit 2010 Präsident der Freien Universität.

© Bernd Wannenmacher

Berliner Wissenschaftspolitik: Wissenschaft und Zukunft

Berlin ist eine wachsende Stadt - mit ihr wächst auch die Wissenschaft.

Die Leistungskraft der Wissenschaft steigerte sich in den letzten Jahren erheblich. Mehr Auszeichnungen und Publikationen, mehr Patente und Drittmittel, mehr Studierende und Abschlüsse, mehr Beschäftigte, mehr Gebäude für Forschung und Lehre. Dieses Wachstum birgt aber, schaut man genau hin, auch Risiken. Denn es gelang in vielen Fällen projektbezogen, auf befristeter Basis.

Nehmen wir die Beschäftigungsverhältnisse: Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders im wissenschaftlichen Sektor, sind mit Arbeitsverträgen beschäftigt, die eine begrenzte Laufzeit haben. Das gilt vor allem dann, wenn ihre Tätigkeit an Projekte gebunden ist, die über Drittmittel finanziert sind. Ein großer Teil des akademischen Mittelbaus an der Freien Universität entfällt somit auf Zeitstellen. Mittlerweile stehen unseren rund 330 Strukturprofessuren 140 Professuren mit zeitlich befristeter Laufzeit gegenüber. Die meisten der jungen Professorinnen und Professoren haben beste Aussichten auf eine dauerhafte Beschäftigung. Aber viele fühlen sich verunsichert, weil sie nicht wissen, wie es in den nächsten Jahren weitergeht.

Zu diesem Zweck haben wir bereits Ende 2015 beschlossen, einen höheren Anteil von unbefristeten Mittelbaustellen in den Haushalt einzubringen. Im Laufe des kommenden Jahres werden wir auch eine nennenswerte Anzahl sogenannter Tenure-Track-Professuren einrichten – das sind Zeitprofessuren, die bei entsprechender Leistung der Inhaberinnen und Inhaber eine Möglichkeit auf Entfristung und Wechsel auf eine Dauerstelle ermöglichen.

Jungen Wissenschaftlern bessere Chancen eröffnen

Um zusätzliche Sicherheiten für das wissenschaftliche Personal zu schaffen, brauchen wir aber erhebliche Mittel. Wir benötigen einen Pool von Tenure-Track-Professuren ergänzend zu unseren bisherigen Dauerstellen, damit wir jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bessere Chancen eröffnen können.

„Brain City Berlin“, lautet der Titel der Leitlinien für die Berliner Wissenschaftspolitik der Senatskanzlei Wissenschaft und Forschung beim Regierenden Bürgermeister. Die Agenda stellt mehr Geld für dauerhafte Beschäftigung im Wissenschaftssystem in Aussicht. Ein Strategiepapier, das der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Hubertus Heil in dieser Woche vorstellte, spricht von einem „Zukunftsvertrag für Wissenschaft und Forschung“, bei dem es auch um eine langfristige Finanzierung für Studienplätze durch den Bund geht. Zweck ist die Absicherung des wissenschaftlichen und administrativen Personals, verbunden mit der Reduzierung der zeitlich befristeten Stellen. Auch Bundesbildungsministerin Wanka setzt sich für solche Fördermaßnahmen in Forschung und Lehre ein. Die Signale aus der Politik stimmen uns zuversichtlich, dass die neu zu verhandelnden Hochschulverträge mit dem Land eine gute Basis für die Zukunft der „Brain City Berlin“ bieten werden. Die Freie Universität wird sich sehr dafür einsetzen.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin.

Peter-André Alt

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