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Besucher können ihr Sprachgeschick testen: Auf den guten Ton kommt’s an

Wissenschaftler zeigen die vielen Varianten der Kommunikation.

Gibt es ihn wirklich, den viel beschworenen Verfall der deutschen Sprache? Ist der Dativ tatsächlich dem Genitiv sein Tod? Und führt das „Denglisch“, die Verbreitung von Anglizismen und Schein-Anglizismen im Deutschen, zu einer „Verlotterung“ der Sprache?

Bei der Langen Nacht der Wissenschaften demonstrieren Sprachwissenschaftler vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, was sich aktuell in der deutschen Sprache ändert. Sie gehen dabei der Frage nach, ob man tatsächlich von Verfall, Vereinfachung oder Verschlechterung sprechen kann. Mit einem Blick zurück in die Sprachgeschichte des Deutschen können Besucher zudem ihre Kenntnisse des Alt-, Mittel- und Frühneuhochdeutschen testen. Linguisten diskutieren, wohin die deutsche Sprache steuert und hinterfragen die Sorgen von Bedenkenträgern und Sprachhütern: Sind sich überhaupt alle deutschen Muttersprachler darüber einig, was „gutes Deutsch“ ist?

Beim Institut für Romanische Philologie steht die Vielfalt der Sprachen in der Romania im Mittelpunkt. „Zwischen Tatort und Tortellini“ ist ein studentischer Kurzfilm über die Erfahrungen deutsch-italienischer Jugendlicher und junger Erwachsener in Berlin, die mit zwei Sprachen und Kulturen leben – und hin- und hergerissen sind: Welche Sprache spreche ich zu Hause? Welche Nationalmannschaft unterstütze ich beim Fußball? Antworten werden in dem halbstündigen Film gezeigt. Darüber hinaus können Besucher erfahren, was unsere Stimme alles über unsere Persönlichkeit verrät. Anhand kurzer Tonbeispiele können Besucher in einem Experiment testen, ob sie mit ihrer Einschätzung richtig oder falsch liegen.

Um Sprachgewandtheit und „den richtigen Ton“ geht es am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft: Hier können Gäste ihr Verhandlungsgeschick prüfen. Ob es um die Wahl des Kinofilms geht, die Schlafenszeit der Kinder oder die Abstimmung mit den Kollegen: Verhandlungen gehören zum Alltag und sind fester Bestandteil sozialer Interaktionen. Wohl also dem, der seine Interessen zu kommunizieren weiß.

Wie aber verhandelt man richtig? Worauf ist zu achten und welche Strategien gibt es hierzu? Das Marketing-Department der Betriebswirtschaftslehre bietet einen geschützten Raum, in dem Besucher ihr Verhandlungsgeschick völlig ungeniert testen können – eine Auswertung des Experiments und weitere Tipps inklusive. Wenn das mal kein Angebot ist, das einem die Sprache verschlägt!

Im Labor für Gehirn- und Sprachforschung widmen sich die Wissenschaftler einer ganz anderen Art von Sprachverlust: Der verminderten Sprachfähigkeit nach einem Schlaganfall, der sogenannten Aphasie. Wissenschaftler vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie haben ein neues Verfahren zur Aphasie-Therapie nach einem Schlaganfall entwickelt, bei dem Sprache im Zusammenspiel mit Handlung intensiv trainiert wird. Studien haben gezeigt, dass eine zweiwöchige Therapie mit diesem Verfahren auch viele Jahre nach der Erkrankung noch zu einer signifikanten Verbesserung chronischer Sprachstörungen führen kann. Bei der Langen Nacht der Wissenschaften können Besucher die Aphasie-Therapie kennenlernen und bei Computerexperimenten und Kartenspielen selbst ausprobieren.

Annika Middeldorf

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