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Professor Peter-André Alt ist Literaturwissenschaftler und seit 2010 Präsident der Freien Universität.

© Thilo Rückeis

Geflüchtete an der Freien Universität: Engagement in besonderen Zeiten

Ungewöhnliche Zeiten erfordern besonderes Engagement. Fast eine Million Menschen sind seit Beginn des Jahres nach Deutschland geflüchtet. Jeder Einzelne von uns ist aufgerufen, in dieser außergewöhnlichen Situation zu helfen.

Engagement und Initiative vieler Menschen machen es möglich, dass die Lage für die geflüchteten Frauen, Kinder und Männer erleichtert wird. Auch Institutionen sind in der Pflicht, einen Beitrag zu leisten. Die Freie Universität hat ein Konzept erarbeitet, das Geflüchteten die Integration in Deutschland erleichtern soll. Leitendes Prinzip war dabei die Frage, in welchen Bereichen unsere Universität besondere Kompetenzen besitzt, Hilfsmaßnahmen erfolgreich und nachhaltig umzusetzen. Entstanden ist ein Modell, das aus drei tragenden Elementen besteht. Die Freie Universität bietet Deutschkurse für studieninteressierte Geflüchtete an, vor allem für Anfänger ohne Kenntnisse. Sie erweitert ihr Programm für Berlin- und Deutschlandstudien, in dem internationale Studierende interkulturelle Kompetenzen erwerben. Und sie intensiviert ihr Angebot im Bereich des Studienkollegs, das mit einem dichten Unterrichtsprogramm dieser Gruppe den Hochschulzugang ermöglichen soll. Der Berliner Senat unterstützt solche Vorhaben finanziell, was auch erforderlich ist, weil zusätzliche Lehrkräfte in allen drei Programmlinien benötigt werden.

Das Konzept bietet auch Studierenden einen Rahmen, in dem sie sich für eine gelungene Integration der Geflüchteten einsetzen können. Die Freie Universität offeriert Kompaktkurse für diejenigen, die selbst Deutschunterricht erteilen möchten; willkommen sind hier auch ältere Menschen in Rente oder Ruhestand, die sich engagieren wollen. Daneben eröffnet die Universität Studierenden die Gelegenheit, sich ehrenamtliche Tätigkeit im Bereich der Allgemeinen Berufsvorbereitung als Studienleistung anerkennen zu lassen. Karitatives Engagement wird nicht nur geschätzt, es wird im Rahmen des Studiums auch direkt gefördert.

Die Freie Universität steht für friedliches, tolerantes Miteinander

Gerade der Sektor der Sprachausbildung ist von besonderer Bedeutung. Immer wieder wird in diesen Tagen darauf hingewiesen, wie wichtig Sprachkompetenzen für einen erfolgreichen Integrationsprozess sind. Universitäten fällt hier eine Schlüsselrolle zu. Bei der Qualifizierung künftiger Lehrerinnen und Lehrer muss daher auch der wachsende Bedarf im Bereich Deutsch als Fremdsprache berücksichtigt werden.

Die Freie Universität wird ein Ort bleiben, der ein friedliches und tolerantes Miteinander von Menschen aus allen Weltregionen ermöglicht. Bertolt Brecht schrieb 1937 in seinen Svendborger Gedichten, er brauche ein Haus mit „vier Türen, daraus zu fliehn“. Das spiegelte die Situation des politisch Verfolgten wider, den die Nationalsozialisten aus seiner Heimat vertrieben hatten. Deutschland fällt bis heute eine besondere Rolle zu, wenn es um Gastfreundschaft und Toleranz geht. Wir wollen Häuser mit offenen Türen – nicht für schnelle Flucht, sondern für freundliche Aufnahme.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität.

Peter-André Alt

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