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Fachliche Annäherung mal anders: Thomas Mellewigt bringt den Erstsemestern Betriebswirtschaftslehre auf humorvolle, umfassende und beispielhafte Art näher.

© Max Braun

Innovative Lehre: Begeisterung wecken von Anfang an

Thomas Mellewigt hat die Einführungsveranstaltung in die Betriebswirtschaftslehre neu konzipiert.

In drei Tagen einmal um die ganze Welt der Betriebswirtschaftslehre. Nichts Geringeres hat sich Thomas Mellewigt, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin, vorgenommen. Sein Projekt, die obligatorische Einführungsvorlesung in die Betriebswirtschaftslehre (BWL) grundsätzlich anders aufzuziehen, hat der Wirtschaftswissenschaftler im vergangenen Wintersemester zum ersten Mal umgesetzt: Die Einführungsvorlesung, die traditionell ein Semester lang läuft, konzentrierte der passionierte Marathonläufer und Ironman Thomas Mellewigt auf einen Crash-Kurs für Studienanfänger. Sein Ziel: Studierenden in kürzester Zeit einen Eindruck vom Fach BWL zu vermitteln, damit sie wiederum rasch eine fundierte Studienentscheidung treffen können – bestenfalls für, notfalls gegen das Fach.

Drei Tage lang präsentierte der Professor die unterschiedlichen Perspektiven der Betriebswirtschaftslehre: von der Unternehmensgründung, Beschaffung, Produktion über Marketing und Finanzierung bis hin zu Personalmanagement und Unternehmensethik. Auf die Blockvorlesung folgte ein zweitägiges Planspiel, bei dem die mehr als 400 Studierenden als Unternehmen agierten. Ihre Aufgabe war es, sich auf einem Markt für Kinderrucksäcke in Teams gegeneinander zu behaupten. „Wir waren auf mehrere Länder aufgeteilt“, sagt Studentin Katinka Neumann Calderón: „In jedem Land konkurrierten mehrere Gruppen miteinander. Jedes Team hatte eine gewisse Menge an Geld zur Verfügung, das wir unter anderem in Maschinen, Mitarbeiter, Werbung und Forschung investieren konnten.“ Fünf Spielrunden gab es, nach jedem fiktiven Betriebsjahr erhielten die Jungunternehmer eine Rückmeldung. „Dadurch konnten alle ihre bis dahin getroffenen Entscheidungen überdenken und versuchen, es im nächsten ,Jahr’ besser zu machen“, erklärt Thomas Mellewigt.

Es geht auch darum, weibliche Rollenmodelle aufzuzeigen

Durch Problemorientierung und die Fokussierung auf zentrale Entscheidungsprozesse in der Unternehmenspraxis habe er einen Kontrapunkt setzen wollen zu „bisweilen langatmigen und detailversessenen Standardwerken“. So gaben etwa auch die Geschäftsführerin einer Craft Beer-Marke und die Personalmanagerin einer Kleidungsvertriebskette Einblick in ihre Unternehmen. Es sei auch darum gegangen, weibliche Rollenmodelle aufzuzeigen, sagt Mellewigt: „Häufig trauen sich Studentinnen die Gründung eines Unternehmens nicht zu. Am Beispiel der beiden Unternehmerinnen konnten sie sehen, dass erfolgreiche Managerinnen ganz ähnlich angefangen haben wie sie – nämlich mit einem BWL-Studium.“

Auch eine besondere Art der Interaktion hatte sich der Betriebswirtschaftsprofessor ausgedacht. „Zu Beginn der Veranstaltung hat Herr Mellewigt seine Telefonnummer an die Wand projiziert. So konnten wir ihm schon während der Vorlesung per SMS gezielt Fragen stellen, die er dann beantwortet hat“, erzählt Student Michael Dellermann. „Mir persönlich hat das sehr geholfen, da ich ziemlich schüchtern bin und mich auf diese Weise nicht melden musste.“ Besonders gut gefallen habe ihm auch die Vielzahl an praktischen Beispielen, sagt der 22-Jährige: „Dadurch sind fachliche Inhalte einfacher zu verstehen.“

Nach jeder Unterrichtseinheit sollten die Erstsemester zudem bereits mögliche Klausurfragen beantworten. „So konnte ich direkt sehen, was bei den Studierenden hängengeblieben ist und an welcher Stelle ich meine Lehre noch verbessern kann“, sagt Mellewigt.

Stimmt das Studium mit den eigenen Vorstellungen überein?

„Ich war schon vorher ziemlich angetan vom Fach BWL, konnte mir aber tatsächlich noch nicht so richtig etwas darunter vorstellen“, resümiert Katinka Neumann Calderón. „Später möchte ich gern im Marketing arbeiten, deshalb fand ich gut, dass wir in der Vorlesung etwas über Werbekampagnen und ihre Wirkungsweise gelernt haben.“ Auch Michael Dellermann ist zufrieden. „Der Fokus lag darauf herauszufinden, ob das Studium für einen selbst das richtige ist. Das hat funktioniert: Ich habe erfahren, was mich erwartet und konnte das mit meinen eigenen Interessen abgleichen.“

Ökonom Mellewigt freut sich über die vielen sehr positiven Rückmeldungen auf die neue Einführungsveranstaltung. Kleinere Veränderungen an seinem Konzept plant er dennoch: In diesem Jahr will er die dreitägige Veranstaltung auf vier Tage ausdehnen, um die Studierenden bei komplexeren Inhalten nicht zu überfordern. „An einigen Stellen lässt sich noch feilen“, ist der Professor überzeugt. „Ich will schließlich zeigen, dass BWL das tollste Fach überhaupt ist!“

Nora Lessing

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