zum Hauptinhalt

Institut für Sinologie: Blick auf Megastädte und Migration

Das Institut für Sinologie der Freien Universität Berlin ist eines der wichtigsten Institute der Chinaforschung in Deutschland. Untersucht wird auch die Internationalisierung des Landes.

China gehört zu den größten Volkswirtschaften der Erde. Die wachsende Bevölkerung und seine Wirtschaftsleistung haben das Land zu einem bedeutenden Akteur im globalen Wettbewerb gemacht. In den vergangenen 20 Jahren ist aus dem kommunistischen Land eine Marktwirtschaft geworden, in der Firmen Handelsbeziehungen mit Ländern in allen Teilen der Erde unterhalten. Zugleich blicken die Chinesen auf eine reiche Kulturgeschichte zurück.

Diese vielfältigen Aspekte werden am Institut für Sinologie des Ostasiatischen Seminars der Freien Universität untersucht. Ein Schwerpunkt liegt in der Verbindung von historischer und sozialwissenschaftlicher Forschung, wobei die Vermittlung des Chinesischen für die etwa 400 Bachelor- und Masterstudierenden einen besonderen Raum einnimmt.

An der Freien Universität wurde die Sinologie 1956 begründet, nachdem die Nationalsozialisten das Fach durch rassistische und politische Verfolgung beschädigt und die Emigration hervorragender Wissenschaftler erzwungen hatten. Bettina Gransow, Professorin für Gesellschaft und Politik Chinas, verweist darauf, dass sich die Schwerpunkte seit der Gründung tiefgreifend gewandelt haben: „Erst war das Fach historisch-philologisch ausgerichtet, bevor in den siebziger Jahren eine sozialwissenschaftliche Orientierung hinzukam“, sagt die Wissenschaftlerin, die in dieser Zeit an der Freien Universität studierte. „Die heutige China-Forschung an der Freien Universität ist international ausgerichtet und verfolgt das Ziel, die Gesellschaft des gegenwärtigen Chinas und deren Geschichte in Wechselwirkung zu verstehen. Man begreift die Volksrepublik China nur, wenn man auch zurückschaut und die Kontinuitäten erkennt.“

Das Institut unterhält enge Beziehungen mit chinesischen Hochschulen wie der Peking-Universität, mit der die Freie Universität eine strategische Partnerschaft unterhält. Durch den Umzug in den Neubau sind nun einige andere Regionalstudien näher gerückt. „Wichtiger als die räumliche Nähe ist jedoch eine neuartige wissenschaftliche Vernetzung der Regionalstudien“, sagt Bettina Gransow. Sie selbst beschäftigt sich mit der Entstehung von Mega-Städten, mit Migrationsforschung und Entwicklungspolitik. Die Zusammenarbeit mit Spezialisten für andere Regionen sei nicht zuletzt bedeutsam, da das heutige China in allen Teilen der Erde aktiv sei, etwa in Lateinamerika oder Osteuropa, also in Regionen, mit denen sich Wissenschaftler an Zentralinstituten der Freien Universität befassen. Die Forschung dürfe deshalb nicht hinter den globalen Verhältnissen zurückbleiben. „Die Internationalisierung Chinas wird zunehmen“, sagt Gransow.

Die Sinologin geht insbesondere von einer weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen Europa und China aus. „Das wird auch der durchschnittliche Bürger merken. Beispielsweise ist davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Chinesen nach Europa kommen werden, als Investoren und Handelspartner, aber auch als Touristen und Studierende.“

Das Institut für Sinologie der Freien Universität ist daran beteiligt, diesen Wandel zu verstehen. Damit stärkt es auch den Standort Berlin, der als einer der wichtigsten Orte für Chinastudien in Deutschland gilt.

Leo Fischl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false