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Lange Nacht der Wissenschaften: Das Imperium schlägt zurück

Kämpfen wie die Römer und Frieden feiern wie die Ägypter beim Exzellenzcluster Topoi.

Wer zur Langen Nacht der Wissenschaften in die Hittorfstraße 18 kommt, sollte sich im Wortsinne einen Schlachtplan zurechtgelegt haben. Denn im Umfeld der Topoi-Villa wird mit Katapulten geschossen, mit Schaumstoffschwertern gekämpft – und Burgen werden erstürmt. „Krieg und Frieden in der Alten Welt“ lautet das diesjährige Motto beim Exzellenzcluster Topoi, in dem Wissenschaftler zur Entstehung und zum Wandel von Raum und Wissen in antiken Zivilisationen forschen. Das Gelände der Topoi-Villa in Dahlem wird zur Belagerungsstätte und Waffenschmiede, aber es gibt auch einen friedlichen Rückzugsort, mit einer Schreiberschule für Hieroglyphen und jahrtausendealten Gesellschaftsspielen.

„Wie das Leben zu Kriegs- und Friedenszeiten aussah, verrät sehr viel über eine Kultur“, sagt Hans-Jörg Nüsse vom Institut für Prähistorische Archäologie. Waffen beispielsweise waren häufig nicht nur Kriegsmittel, sondern auch Prestige-Objekte. Je hochwertiger Material und Verarbeitung einer Waffe waren, desto bedeutender war ihr Besitzer. Bei der Langen Nacht können Besucher erleben, wie Waffen zu Zeiten Cäsars geschmiedet wurden, und selbst ein römisches Katapult nachbauen.

Einer der Höhepunkte ist die Erstürmung oder die Verteidigung der „Bergburg“ auf dem Topoi-Gelände, je nachdem, auf welcher Seite man kämpft: Bei dem Abenteuerspiel tragen die Kinder Rüstungen und Schwerter aus Schaumstoff. Wer lieber zum Farbtopf greift, kann einen Schild nach mazedonischem, skythischem und römischem Vorbild bemalen. Jugendliche ab 16 Jahren können bei einem Schnupperkurs lernen, wie man früher mit Stöcken und Macheten gekämpft hat.

Ganz wie bei den alten Römern wird auf dem Gelände der Topoi-Villa die Grenze nach außen gesichert und im Inneren der Frieden gewahrt, denn im Innenhof der Villa widmet man sich den friedlichen Zeiten. Hier werden Gesellschaftsspiele aus vergangenen Jahrhunderten gespielt, am offenen Feuer getöpfert, Schmuck aus Federn, Bast und Muscheln gebastelt und Garn gesponnen, wie es im alten Mesopotamien üblich war. Außerdem gibt es Geschichten über exotische Prinzessinnen und hilfreiche Götter, die im alten Ägypten schon manches Mal über Krieg oder Frieden entschieden haben. Bei Speisen, die nach antiken Rezepten zubereitet werden, kann die ganze Familie neue Kräfte schöpfen.

Unter den Topoi-Forschern munkelt man, dass sich ein antikes Schlachtfeld unter dem Garten der Villa in der Hittorfstraße verbirgt. Welche Schätze mögen dort wohl versteckt sein? Als Grabungsleiter sind die jungen Besucher der Langen Nacht eingeladen, bei einer Ausgrabung die Überreste des Kriegszuges freizulegen und Pläne des Areals zu zeichnen. Ihre Entdeckungen können sie nach getaner Arbeit als Erinnerung mit nach Hause nehmen.

Zahlreiche Programmpunkte des Exzellenzclusters widmen sich in diesem Jahr außerdem dem Umgang der Altertumswissenschaften mit antiken Konflikten und aktuellen Krisenherden. In einer Vortragsreihe wird diskutiert, wie das menschliche Kulturgut vor Kriegen und Plünderungen geschützt werden kann und wie man mit der Zerstörung von Weltkulturerbe-Stätten, der Plünderung von Museen und dem Krieg in Syrien umgehen sollte.

Annika Middeldorf

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