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Björn Clausen (links) und Adrian Zentner sorgen mit ihren Wegeleitsystemen dafür, dass sich jeder überall zurechtfindet.

© Max Threfall

Serie: Aus der Uni auf den Markt: Digitale Indoor-Navigation in drei Dimensionen

"Profund Innovation" ist die zentrale Service-Einrichtung für den Wissens- und Technologietransfer an der Freien Universität Berlin. Hier bekommen junge Unternehmen Starthilfe. Heute: Die Firma „3d-berlin vr solutions“ weist Kunden auf der ganzen Welt den Weg.

Schon von Weitem erstrahlt die Konstruktion in futuristischem Glanz. Die Türen gleiten lautlos auf, innen spiegeln sich fremde Planeten auf Glasoberflächen, eine vierstöckige Rakete ragt aus einer Vielzahl von Gängen empor. Nein, die Szene spielt nicht auf der „Enterprise“, dem Raumschiff aus der gleichnamigen Science-Fiction-Serie, sondern in einem 100 000 Quadratmeter großen Einkaufszentrum in Istanbul. Weltraumatmosphäre soll den Aufenthalt im 2012 eröffneten „Marmara Park“ zum unverwechselbaren Erlebnis machen. Damit sich 40 000 Besucher pro Tag im Labyrinth der 250 Shops zurechtfinden, steht ihnen ein Navigationssystem aus Berlin mit dreidimensionaler Darstellung zur Verfügung.

Der virtuelle Wegweiser durch die Einkaufsgalaxie ist eines der bisher größten Projekte der 3d-berlin vr solutions GmbH. Die Ausgründung der Freien Universität Berlin hat sich auf Indoor-Navigation spezialisiert: Ob in zwei- oder dreidimensionaler Darstellung, im Browser, als Ausdruck oder Audiodatei, auf Mobilgeräten oder öffentlichen Touchscreens vor Ort – 3d-berlin sorgt für Orientierung in großen Gebäudekomplexen.

„3D-Visualisierung ist die modernste Form der Kartografie“, sagt Gründer und Geschäftsführer Björn Clausen, der am Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität über Navigation in virtuellen Umgebungen promoviert hat. „Da Outdoor-Navigation schon durch GPS-Geräte abgedeckt wurde, habe ich mich auf Leitsysteme in Gebäuden spezialisiert.“

Ein geschickter Schachzug, denn Innenräume können die Kameras von Google Street View nicht erfassen. Mit Unterstützung von Profund Innovation warben Clausen und sein Gründungspartner Adrian Zentner ein EXIST-Gründerstipendium ein.

Inzwischen hat die Firma Auftraggeber in aller Welt

Erster Kunde des Teams war 2011 die usbekische Nationalbibliothek in Taschkent, kurz zuvor konnten sich Besucher den Weg durch das Gebäude des Präsidiums der Freien Universität in dreidimensionaler Darstellung am Bildschirm weisen lassen. Inzwischen hat die Firma Auftraggeber in der ganzen Welt. In den vielen Malls von ECE, dem größten Betreiber von Einkaufszentren in Europa, gehört das Leitsystem zur Standardausstattung, ebenso in vielen Krankenhäusern, zum Beispiel im größten Medizinkomplex Saudi Arabiens in Riad oder im Klinikum Kassel. Die Unternehmensgruppe FESTO ließ 2015 ihren Hauptsitz in Esslingen mit dem Leitsystem ausstatten, und auch in der Rost- und Silberlaube der Freien Universität haben Erstsemester dank der Terminals und der mobilen Anwendung nun die Möglichkeit, sich leichter zurechtzufinden.

Noch programmieren und gestalten zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für jeden Auftraggeber maßgeschneiderte Anwendungen. Doch die Anzahl potenzieller Kunden – Flughäfen, Bahnhöfe, Kreuzfahrtschiffe, Vergnügungsparks – ist groß. Um der wachsenden Nachfrage zu begegnen, verwendet 3d-berlin kundenspezifische Bedienungskonzepte nach dem Baukastenprinzip.

Nebenbei entwickelt das Unternehmen immer neue Ideen: So kann man im Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg seit Kurzem einfach den QR-Code neben seinem Parkplatz einscannen und wird nach dem Einkauf via Smartphone auf dem kürzesten Weg wieder dorthin zurückgeleitet.

PROFUND INNOVATION

Das Team der Service-Einrichtung "Profund Innovation" unterstützt Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Alumni dabei, Forschungsergebnisse nutzbar zu machen. Zum Angebot gehören die Beratung zu Erfindungen und zum Schutz des geistigen Eigentums, etwa über Patente oder Marken, Entrepreneurship Education und die Unterstützung bei Gründungen. Einen Einstieg in das Thema Entrepreneurship bietet etwa der Funpreneur-Wettbewerb: Studierende entwickeln eine Geschäftsidee und setzen sie innerhalb von fünf Wochen um. Dabei werden sie von Wirtschaftspaten unterstützt. Zum Abschluss werden die Ergebnisse einer Jury präsentiert, die Preisgelder von insgesamt 2500 Euro vergibt. Die nächste Runde startet am 26. April 2016 um 18.15 Uhr im Raum 102 am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft in der Garystraße 21.

Marion Kuka

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