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Gründergeschichten. Unter anderem bei Spotify, Apple, Google und online zu hören.

© CeDIS/Freie Universität Berlin

Start-ups in Berlin: „Wir waren die mit den Kühen“

Was zählt, sind Mut, Verantwortung, Beharrlichkeit. Die Podcast-Reihe „Abenteuer Ausgründung“ stellt Start-ups aus der Freien Universität vor.

„Wir waren damals die Exoten“, sagt Katharina Schrapers. Diese Erfahrung habe die Gründerin 2013 auf vielen Netzwerktreffen in der Gründerszene gemacht. „In Berlin gab es vor allem Tech-Start-ups. Und wir waren die mit den Kühen.“ Da sei es nicht einfach gewesen, Hilfe zu finden. Die Biologin Katharina Schrapers und die Tierärztin Julia Rosendahl haben „PerformaNat“ gegründet. Ihr erstes Produkt: ein natürlicher Futtermittelzusatz für Milchkühe, der die Tiergesundheit verbessert. In der Podcast-Reihe „Abenteuer Ausgründung – Start-ups Stories aus der Uni“ erzählen die Gründerinnen, was sie erlebt haben.

„Ich wusste nicht einmal, was ein Businessplan ist“, sagt Katharina Schrapers. Inzwischen arbeitet das Team mit acht Beschäftigten in Gewerberäumen nahe des veterinärmedizinischen Campus der Freien Universität an der Berliner Stadtgrenze. Ein Stallbesuch soll Klänge für den Podcast liefern und sogenannte Atmo: „Manche Kühe hören sogar auf ihre Namen und antworten“, erklärt Julia Rosendahl. Als Geschäftsführerin sei sie leider nur noch selten im Stall, zum Beispiel, wenn Studien zur Qualität und Anwenderfreundlichkeit ihrer Produkte laufen.

Durch "Welpenschutz" gab es genügend Zeit, sich zu entwickeln

In der Start-up-Villa der Freien Universität in der Altensteinstraße 40 berichten die Gründerinnen von ihrem Weg: „Ich bin dankbar, dass die Uni uns in den ersten Jahren geholfen hat“, sagt Julia Rosendahl. „Durch diesen ,Welpenschutz‘ hatten wir genügend Zeit, uns zu entwickeln.“ Seit 15 Jahren unterstützt Profund Innovation, eine Service-Einrichtung der Abteilung Forschung der Freien Universität, Forscherinnen und Forscher, Studierende und Alumni dabei, Anwendungsideen zu entwickeln, selbst ein Unternehmen zu gründen oder wissenschaftliche Ergebnisse gemeinsam mit anderen Unternehmen zu verwerten. Bislang wurden 180 Start-ups begleitet, rund 60 Prozent von ihnen existieren noch. Das Jubiläum war auch Anlass für den Podcast. „Im Zeitraffer betrachtet, ist die Geschichte einer Gründung oft so packend wie ein Thriller und so wendungsreich wie ein Märchen“, sagt Steffen Terberl, Leiter von Profund Innovation. „Für den Podcast haben wir acht dieser Geschichten ausgesucht und die Heldinnen und Helden mit der Journalistin Duška Roth und dem Journalisten Tobias Barth ins Gespräch gebracht.“ Wie in allen guten Geschichten geht es um Mut, Ungewissheit, Verantwortung, Beharrlichkeit, Konflikte und menschliche Beziehungen. Tränentäler werden durchschritten, Erfolgsgipfel erklommen. Aber es geht auch um Innovationen und Geschäftsmodelle, die Geldgeber wie Kunden überzeugen müssen. „Am Ende zählt nur, ob die Landwirte zufrieden sind“, sagt Julia Rosendahl.

Bis ein Produkt marktfähig ist, kann es Monate oder Jahre dauern

Der Weg zum marktfähigen Produkt kann Monate oder Jahre dauern. Profund Innovation hilft dabei, Fördermittel für die Startphase zu beantragen. In der Start-up-Villa stehen Büroräume für 25 Teams bereit, gleich nebenan entsteht das Technologie- und Gründungszentrum FUBIC mit Büros und Laboren für junge Unternehmen in der Wachstumsphase.

David Rhotert ist mit seinem Team aus dem Gründerbüro in ein Hinterhaus nach Kreuzberg gezogen. Zum Podcast-Gespräch dort gibt es Kakao mit Kardamom. „Das Produkt eines Food-Start- ups, das ich einmal testen wollte“, sagt der Jurist. Zusammen mit Tamo Zwinge hat er „Companisto“ gegründet, um auch Kleinanlegern Investitionen in junge Start-ups zu ermöglichen. Über das mittlerweile größte Privatinvestoren-Netzwerk im deutschsprachigen Raum sind mehr als 84 Millionen Euro in über 168 Finanzierungsrunden geflossen. Vor zwei Jahren haben die Gründer ihr Angebot um einen digitalen Club für Business Angels erweitert, die Beträge ab 10 000 Euro investieren wollen.

„Das war nicht unser erstes Start-up“, erinnert sich David Rhotert. Für eine Geschäftsidee namens „Partycard“ hatte er mit Tamo Zwinge bereits im ersten Studiensemester nach einem Geldgeber gesucht. „Wir haben unsere Abi-Anzüge angezogen, in unserer Wohngemeinschaft die Präsentation durchgespielt und sind zur Bank gegangen.“ Der Bankberater habe jedoch vor allem nach Sicherheiten für den Kredit gefragt. „Vor der Tür stand nur unser alter Fiat Punto. Also haben wir ohne Bankkredit weitergemacht und im privaten Umfeld Geld gesammelt.“ Dieses Erlebnis sei später auch eine Inspiration für die Geschäftsidee von „Companisto“ gewesen. „Mut zum Risiko sollte belohnt werden“, sagt David Rhotert. Das könnte auch der Titel dieser Podcast-Reihe sein.

Marion Kuka

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