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Blick hinter die Kulissen: Moderatorin Anna Lob bei uni.corn.

© Elisabeth Berger

uni.corn - eine studentische Redaktion: So funktioniert Rundfunk 2.0

Bei uni.corn, einer neuen Online- und TV-Redaktion, können Studierende das Programm mit Themen füllen, die sie wirklich bewegen.

Im Jahr 1985 erfand die amerikanische Comic-Zeichnerin und Autorin Alison Bechdel eine einfache Formel, um Stereotypisierungen von Frauenrollen in Filmen zu untersuchen. Um den „Bechdel- Test“ zu bestehen, müssen Filme drei Kriterien erfüllen: Erstens müssen mindestens zwei weibliche Figuren vorkommen, die zweitens miteinander sprechen und das, drittens, über etwas anderes als einen Mann. So erklärt es Anna Wissmüller, Studentin der Freien Universität, in ihrem Clip zum Thema „Frauen im Film“. Es ist der erste Beitrag von uni.corn, der neuen studentischen Online- und TV-Redaktion, einem Projekt der Freien Universität in Zusammenarbeit mit dem Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ). Seit dem vergangenen Wintersemester können Studierende aller Fachrichtungen dort unter Anleitung von Medienprofis ihr eigenes Programm gestalten. Beleuchtet werden dabei Themen aus den Feldern Medien, Politik, Kultur, Wirtschaft und Campusleben. Medienpartner ist der crossmediale Community-Sender ALEX Berlin.

Themen, die Studierende wirklich bewegen

„Bei uni.corn haben Studierende die Gelegenheit, das Programm mit Themen zu füllen, die sie wirklich bewegen“, sagt Dagmar Boeck-Siebenhaar. „Sie können dabei das journalistische und redaktionelle Handwerk in Theorie und Praxis wie auch die Arbeit in einem Medienproduktionsteam erlernen.“ Die Kulturmanagerin und Pädagogin verantwortet den Kompetenzbereich Medienpraxis des Studienbereichs „Allgemeine Berufsvorbereitung“ (ABV) an der Freien Universität und hat uni.corn auf den Weg gebracht, gemeinsam mit Tim Bosse, der den Bildungsbereich im MIZ Babelsberg verantwortet. „Kompetenz in der Medienproduktion ist heute als Querschnittsqualifikation in vielen Berufsfeldern extrem wichtig“, sagt Dagmar Boeck-Siebenhaar. „Wir wollen den Studierenden ermöglichen, sich frühzeitig weiterzubilden und auch ein Stück weit Sprungbrett ins Berufsleben sein.“

An der Freien Universität lernen die Studierenden den Journalismus und die redaktionelle Arbeit in begleitenden Seminaren kennen und verstehen. Das praktische Know-how erwerben sie im MIZ Babelsberg, einer Einrichtung der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die aus dem Rundfunkbeitrag finanziert wird. „Bei uns lernen die Studierenden alles, was es zur Planung, Umsetzung und Realisierung von sendefähigen TV- und Onlineformaten braucht“, sagt Tim Bosse, „von der Konzeption über Kameraführung bis zur Moderation.“ Unweit des berühmten Studios Babelsberg stehen den Studierenden hierfür eine moderne Kamera- und Studio-Ausstattung sowie Arbeitsplätze für die Postproduktion zur Verfügung.

Von der Germanistik bis zur Biochemie

Als Modul der „Allgemeinen Berufsvorbereitung“ bringt die Mitarbeit an uni.corn die Studierenden ihrem Studienabschluss näher – dieser überfachliche Studienbereich ist ein integraler Bestandteil der Bachelorstudiengänge der Freien Universität. Die Mitarbeit bei uni.corn ist als zweisemestriges Modul angelegt. Teilnehmen können jeweils 25 Studierende aus allen Fachbereichen. „Von der Germanistik bis zur Biochemie kommen bei uns Studierende aus allen Disziplinen zusammen“, sagt Dagmar Boeck-Siebenhaar. „Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, dafür Verlässlichkeit und ergebnisbezogene Arbeit im Team.“

Im vergangenen Oktober ist das Modul erstmalig gestartet – dann kam die Coronavirus-Pandemie. Wenige Tage vor der Produktion der ersten Ausgabe des TV-Magazins, einer Reportage über das Berliner Kneipenleben, musste die Arbeit erst einmal eingeschränkt werden. „Trotzdem haben wir alles daran gesetzt, dass es weitergeht“, sagt Tim Bosse. „Die Studierenden waren kreativ, haben ihre Wohnzimmer zu TV-Studios umfunktioniert.“ Auch bereits angesetzte Praxisworkshops mussten kurzerhand neu konzipiert und als Webinare umgestaltet werden. Mit etwas Verspätung wird uni.corn im Frühsommer volle Fahrt aufnehmen. Erste Beiträge sind auf YouTube und Instagram unter uni.corn_bb zu sehen. Zudem wird das TV-Magazin bei ALEX Berlin auch im Fernsehen ausgestrahlt.

Dennis Yücel

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