zum Hauptinhalt
Um erfolgreich zu sein, brauchen Musiker Talent – und den Mut, trotz Unsicherheiten Neues zu schaffen.

© CC-BY Andreas Lehner/flickr

Wie Ideen entstehen: Wieviel Freiheit braucht Kreativität?

Wirtschaftswissenschaftler untersuchen schöpferische Prozesse in der Musik- und Pharmabranche.

Wer kreativ sein will, braucht Freiheit. Oder Grenzen? Lässt sich Kreativität organisieren? Eine Forschergruppe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und von Wirtschaftswissenschaftlern der Freien Universität koordiniert wird, versucht das herauszufinden: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in den kommenden drei Jahren empirisch die Strukturen und Praktiken in der Musik- und Pharmaindustrie. „Diese beiden Wirtschaftszweige stehen exemplarisch für Bereiche, in denen ständig neue Ideen gefordert sind“, sagt Professor Jörg Sydow vom Management-Department der Freien Universität, der als Sprecher der Forschergruppe die Arbeit der etwa 20 Wissenschaftler koordiniert.

An dem interdisziplinären Projekt sind Betriebswirte sowie Soziologen und Wirtschaftsgeografen beteiligt. Insgesamt stehen in den kommenden Jahren etwa 1,9 Millionen Euro für die Forschergruppe bereit. Neben der Freien Universität sind auch Universitäten aus Hamburg, Duisburg-Essen, Innsbruck und Linz eingebunden.

Unsicherheit als Erfolgsfaktor

„Unsere Arbeitshypothese ist, dass Unsicherheit ein wichtiger Faktor im Kreativitätsprozess ist“, sagt Jörg Sydow. So habe die Krise im Handel mit klassischen Tonträgern wie Schallplatten und CDs und die Verbreitung von Musik über das Internet zu neuen Geschäftsmodellen geführt. „Das meiste Geld verdienen Musiker mittlerweile mit Konzertveranstaltungen“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler: „Hier wurde und wird viel Neues auf die Beine gestellt. Dabei muss oft mit extremer Unsicherheit umgegangen werden, die Auswirkung auf den kreativen Prozess und seine Organisation hat.“

In Kooperation mit dem Musicboard Berlin, einem Programm des Berliner Senats zur Förderung von Popmusik, werden die Forscher junge Künstler begleiten. Wie viel Freiheit brauchen die Nachwuchstalente, um neue Stücke zu entwickeln? Wie verhalten sie sich zu dieser Freiheit und den damit verbundenen Unsicherheiten? Welche Grenzsetzungen lassen Neues zu oder befördern Kreativität?

Im Pharmabereich kooperieren die Forscher mit großen Unternehmen und Startups. „Viele denken, der kreative Prozess in der dortigen Forschung bestehe in der Entwicklung neuer Medikamente“, sagt Sydow: „Aber auch in der Vermarktung steckt sehr viel kreatives Potenzial.“ So würden etwa regelmäßig neue Anwendungsfelder für bereits etablierte Medikamente entdeckt: Krebsmedikamente, die gegen Alzheimer wirken, Arzneien gegen Parkinson, die die Schweißproduktion regulieren. „Wir wollen erforschen, wie solche Ideen gefördert werden und wie die Pharmaindustrie solche Entdeckungen steuert.“

Im Internet: www.wiwiss.fu-berlin.de/forschung/organized-creativity

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false