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Zhou’s Five, Stephanstr. 41-43, Moabit, (Moa-Bogen), Tel. 4920 0789, täglich von 12 bis 23 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Kolumne: Von Tisch zu Tisch: Zhou’s Five

Fünf-Länder-Küche vom Megabuffet.

Was ist das denn jetzt plötzlich? Wo kommt das her? Sollte hier jemand auf der Suche nach dem verrücktesten Berliner Restaurant sein – bitte, die Suche ist beendet. Sie führt uns nach Moabit, in den Haupteingang eines relativ trostlosen Einkaufszentrums, das im Wesentlichen aus einem gigantischen Edeka-Markt besteht, die Rolltreppe hinauf ins Obergeschoss, vorbei am defekten Kinderhubschrauber dorthin, wo sonst der Saturn-Markt anfängt…

Nur, dass dort anstelle des Saturn-Marktes ein asiatisches Restaurant untergebracht ist. Und was für eins! Tausend Quadratmeter soll es haben, was uneingeschränkt glaubhaft wirkt, es ist mit allerhand Bling-Bling vollgestopft, als wär’s ein Stück Hongkong – und mitten im Gewusel steht ein riesiges, aus mehreren Reihen bestehendes Buffet. Wer unbedingt eine Wette gewinnen will, der sollte seine Freunde schon deshalb hierher schleppen, das glaubt keiner, der es nicht gesehen hat.

Der Name „Zhou’s Five“ spielt vermutlich irgendwie auf „Ocean’s Eleven“ an, vor allem aber auf die fünf Küchenrichtungen, die hier vertreten sind: Japan, China, Vietnam, Thailand, dazu ein angeblich mongolisches Mix-dir-selbstwas-Sammelsurium aus Rohwaren, die der Gast dann an eine Theke zum Erhitzen weitergibt. Bevor Sie jetzt gleich alle losrennen und mittlere Wunder erwarten: Das ist ein BUFFET. Und zwar so kalkuliert, dass der abends fällige All-inklusive-Höchstpreis pro Person 14,90 Euro beträgt; mittags ist es noch billiger.

Ja, das limitiert in jeder Beziehung. Die Produkte sind schlicht, die Zubereitung ist traditionell. Beim Fisch gibt es, wenn ich nicht was übersehen habe, Lachs und Pangasius, dazu gute Garnelen in mehreren Varianten. Huhn, Ente, Schwein versteht sich. Viele Gemüse, nichts Luxuriöses, aber alles gekonnt zubereitet. Die Sushi vom eher schwachen Japan-Teil (grüner Glibber!) stehen herum und werden dadurch natürlich nicht besser. Vor allem die ausgebackenen Sachen im kalifornischen Stil leiden beim Warten.

Überhaupt ist alles, was hier frittiert und gebacken angeboten wird, wohl nur gut, wenn es gerade die Küche verlassen hat. Den besten Eindruck machten auf uns die traditionellen Schmorgerichte, die am Buffet lange überleben können: Schwein in Schwarzbohnensauce, sanft scharfes Thai-Rind, Suppen, solche Sachen sind hier recht gelungen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das alles noch besser geht, zum Beispiel am frühen Abend, wenn frisch aufgelegt wird, oder immer dann, wenn die Bude richtig brummt und der Nachschub besser läuft.

Ganz klar: Hier ist kein kreativer Überflieger am Werk, hier schaffen namenlose Köche, die ihre Arbeit so mechanisch erledigen, wie der Tischler ein Regalbrett hobelt. Doch sollten wir das angesichts der Preise verwerfen? Beim nächsten Mal schaue ich mir an, wie das Essen gelingt, wenn man es à la carte bestellt, was ebenfalls möglich ist, und zwar in einer nicht zu großen Auswahl zu berlinüblichen China-Tarifen.

Und nun? Wenn die Freunde der Sterne-Küche bitte mal wegsehen: Mir hat das gefallen. Ich kann nichts dagegen machen, dass mich die Aromen Asiens magnetisch anziehen, und ich habe mir hier systematisch den Bauch vollgeschlagen. Erst kommt das Essen, dann kommen die Bedenken, das ist so, dann die mehr als bescheidene Rechnung.

Zugegeben: Ein wenig hat mich das (für ein asiatisches Restaurant) ausgezeichnete Weinangebot bestochen. Weißburgunder von Kesselstatt, akkurat auf Eis: 19,90 Euro. Kaitui-Sauvignon von Schneider: 33,50. Wer 199 Euro ausgeben mag, der bekommt dafür einen Chambolle-Musigny „Les Baudes“ von Geantet-Pansiot. Aber auch die offenen Weine sind mehr als anständig: Ein großes Glas „Red“ von Heinrich (Burgenland) sprengt für 8,50 Euro auch kein Budget.

Hier ist Platz für nahezu jeden. Wer jemals verzweifelt versucht hat, auf die Schnelle ein Restaurant zu finden, auf das sich ein Dutzend Freunde vom Yoga oder der Bowlingrunde spontan verständigen können, bitte, hier findet er Erlösung. Und die passenden großen Tische dazu. 

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