In Wein kann man ja vieles hineinlesen. Hunderte aromatische Verbindungen, die während der alkoholischen Gärung entstehen, liefern endlos Futter für geübte Nasen und poetische Getränkekundler. Doch die Zeiten, in denen Sommeliers ihren Gästen erst erklären, was sie gleich zu riechen und schmecken haben, bevor sie endlich den Wein ausschenken, neigen sich ihrem verdienten Ende zu. Schuld daran ist die Renaissance der sogenannten Bukettrebsorten wie Muskateller, Traminer, Bacchus oder Sauvignon blanc. Bei ihnen müssen auch untrainierte Weintrinker nicht lange rätseln, welche Aromen ihnen aus dem Glas entgegenströmen. Generös, klar heraus und ohne Hintergedanken bieten sie Nase und Gaumen ganze Fruchtkörbe, denen man sich hingeben kann wie sonst nur einem karibischen Cocktail. Und das Ganze mit deutlich weniger Zucker und Alkohol.
Warum es der Scheurebe nie besser ging
Heimlicher Star unter den heimischen Bukettrebsorten ist die Scheurebe. Sie feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag, und man darf getrost sagen: Es ging ihr nie besser. Dabei sah es lange so aus, als sei ihre Zeit in den Weinbergen von Rheinhessen, Pfalz, Franken und Nahe vorbei. Die süße Spielart galt als unrettbar trutschig, Weine aus Massenerträgen von wenig geeigneten Lagen konnten einen übel riechenden Misston entwickeln. Das Image der Scheurebe, die einen zarten Namen trägt, aber uncharmant penetrant sein kann, lag am Boden. Doch eine neue Winzergeneration erkennt ihr Potenzial und widmet ihr viel Aufmerksamkeit. Mit strahlender Frucht und Frische tritt sie aus ihrem typisch deutschen Lebenslauf heraus.
- Scheurebe: Das junge Scheusal
- "Easy drinking and less thinking"
- Junge Winzer arbeiten ein neues Geschmacksbild heraus
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