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Die Spreearche.

© Imago

Schiffsrestaurants in Berlin: Der Seegang

Ein Berliner Sommertraum: sanft schaukelnd auf dem Wasser zu tafeln. Vier Schiffsrestaurants im Test.

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Sie schwimmen auf der Havel, dem Landwehrkanal, der Spree, an Deck werden Aperol Spritz, Zanderfilet und auch mal vegane Tintenfischringe serviert. Ein Dutzend Boote und Flöße haben auf Berliner Gewässern festgemacht, sie warten auf sonniges Wetter und Gäste. Unsere Autoren stellen hier ihre Favoriten vor – und urteilen nach ganz speziellen Kriterien: Wo erlebt man den schönsten Sonnenuntergang? Wo fühlt man sich wie in der Wildnis? Und wo eröffnet sich von der Toilette ein direkter Blick aufs Wasser?

Pro Kategorie wurden jeweils 1 (eher mau), 2 (geht in Ordnung) oder 3 (top) Punkte vergeben, am Ende wird zusammengezählt. Los geht's unten mit der Van Loon in Kreuzberg...

Van Loon in Kreuzberg

Van Loon
Van Loon

© Imago

Das Schiff. Stilvoller Nachbau eines alten holländischen Frachtenseglers, zwei Masten. (3 Punkte)

Erreichbarkeit. Liegt schön zentral in Kreuzbergs Urbanhafen auf dem Landwehrkanal. (3)

Besonderheit. Obwohl mitten in der Stadt, ist’s erstaunlich idyllisch. Ein Ort der Entschleunigung. (2)

Ausblick. Die Trauerweiden und Auf-der-Wiese-Lümmler bringen angenehm melancholische Stimmung. (2)

Schunkelfaktor. Hohe Wellen auf dem Landwehrkanal? Kann man lange drauf warten. (3)

Maritimes Flair. Gemütliche Kajütenatmo unter Deck, an der Wand hängen Fotos von Seemännern. (2)

Geräuschkulisse. Am anderen Ufer ist leider ein Basketballplatz. Ansonsten hört man nur Entenschnattern. (2)

Essen & Trinken. Matjesfilet geräuchert oder die vegane Variante: „Shrimps“ aus Surimi-Imitat. (2)

Romantikfaktor. Trauerweiden wiegen sich leise im Wind, die Sonne geht über der Baerwaldbrücke unter. (2)

Naturerlebnis. Enten, Möwen, Graureiher und eine ganze Armee von Schwänen. (3)

Toiletten. Wenig Komfort, aber solide und sauber. (2)

Ergebnis: 26 Punkte

Klipper in Treptow

Klipper
Klipper

© Mauririus

Das Schiff. Restaurierter Zweimaster von 1890, fuhr einst durchs holländische Wattenmeer. (3 Punkte)

Erreichbarkeit. Am Spreeufer zwischen Treptower Park und Plänterwald, gegenüber der Insel der Jugend. (2)

Besonderheit. Vom Deck sieht man runter auf die tätowierten Arme des Kochs in der Kombüse. (1)

Ausblick. Teilweise versperren Sportboote und Partyzelte die Sicht aufs Wasser. (1)

Schunkelfaktor. Das Boot liegt gut geschützt in einer Bucht, die vorgelagerte Terasse ist stabil. (3)

Maritimes Flair. In der Vitrine am Eingang liegen Muscheln, Schneckenhäuser und Miniaturboote. (1)

Geräuschkulisse. Die Belüftungsanlage dröhnt, als befände man sich in einem New Yorker Hinterhof. (1)

Essen & Trinken. Auch der gebeizte Fjordlachs muss schwimmen: gute Weinkarte. (3)

Romantikfaktor. Hübsche Idee: Lichterketten sind um den Segelbaum gewickelt. (2)

Naturerlebnis. Enten, Enten, Enten. (2)

Toiletten. Modell Abstellkammer, aber sauber. (2)

Ergebnis: 21 Punkte

Spreearche in Friedrichshagen

Die Spreearche.
Die Spreearche.

© Imago

Das Schiff. Schwimmendes Blockhaus, zwei Stockwerke, große Sonnenterasse. (2 Punkte)

Erreichbarkeit. Auf der Spree kurz vor dem Müggelsee, 900 Meter Fußmarsch zum nächsten Bus. (1)

Besonderheit. Ankert 60 Meter vom Ufer entfernt, ein Floß holt die Gäste alle 15 Minuten ab. (3)

Ausblick. Zur Südseite: Wald und kleine Badebuchten, zur Nordseite leider Marinas und Baukran. (2)

Schunkelfaktor. Das Blockhaus rührt sich kaum, kein Wunder: Es hat sogar einen Keller. (3)

Maritimes Flair. Es gibt eine Anlegestelle für kleine private Ausflugsboote. (1)

Geräuschkulisse. Ständig fahren Motorboote auf ihrem Weg zum Müggelsee vorbei. Das lärmt. (1)

Essen & Trinken. Kartoffelpuffer mit Lachs aus der bordeigenen Räucherei. Vorher Aperol Spritz. (2)

Romantikfaktor. Man fühlt sich wie Tom Sawyer und Huck Finn auf Abenteuerfahrt. (3)

Naturerlebnis. Viele Fledermäuse. Barsche springen aus dem Wasser und durch die Luft. (3)

Toiletten. Dunkel gefliestes Bad, könnte auch zu einer schicken Mitte-Bar gehören. (3)

Ergebnis: 24 Punkte

Alte Liebe in Grunewald

Alte Liebe, Spandauer Schiffsrestaurant.
Alte Liebe.

© Ullstein

Das Schiff. Ausflugsdampfer, Baujahr 1912, früher in Hamburg im Einsatz. In die Jahre gekommen. (1 Punkt)

Erreichbarkeit. JWD an der Havel, um 19.41 Uhr fährt der letzte Bus Richtung Innenstadt, danach muss man erst zur Heerstraße laufen. (1)

Besonderheit. Ein langer Steg führt zum Boot – und gefühlt aus der Stadt heraus. (3)

Ausblick. Panoramablick auf die breite Havel, mit träge dahingleitenden Booten und Nacktbadern. (3)

Schunkelfaktor. Die Bugwellen der Ausflugsdampfer bringen das Schiff spürbar zum Schaukeln. (2)

Maritimes Flair. Frische Seeluft in der Nase. Auf dem Dach weht eine Piratenflagge. Wie verwegen! (3)

Geräuschkulisse. Nur das Rauschen des Windes im Schilf. Hochgradig idyllisch. (3)

Essen & Trinken. Das „Zanderfilet Stößensee“ bringt es auf den Punkt: regionale, solide Küche. (2)

Romantikfaktor. Die Sonne sinkt sanft hinter Bäumen in ihr goldenes Bett. Wie im Film. (3)

Naturerlebnis. Wer auf dem Rückweg zur Heerstraße läuft, kann Wildschweinen begegnen. (3)

Toiletten. Bullaugen erlauben einen direkten Blick aufs Wasser. (3)

Ergebnis: 27 Punkte

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