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Altes Gewerbe, neue Akteure: Auf der "Craft Spirits Berlin" treffen sich Mikrobrenner aus ganz Europa am 7. und 8. März in der Heeresbäckerei

© iStock, Illustration Sonja Röhrig tsp

Spirituosen-Festival: Druck im Kessel

Die „Craft Spirits Berlin“ ist die Messe der besten Mikrobrenner. Dank vieler Verkostungen und Vorträge ist sie nicht nur für Fachbesucher spannend

Eine wie Lisa Bauer zum Beispiel, ihre Karriere hätte vor ein paar Jahren vielleicht ganz anders ausgesehen. Die 28-Jährige aus der Südoststeiermark ist Tochter einer Winzerfamilie, hat Weinbau studiert und in Südamerika die Leidenschaft fürs Brennen entdeckt. Das macht sie schon mal zur doppelten Ausnahme. Einerseits hatte die Branche lange Nachwuchsprobleme, andererseits ist das Schnapsgeschäft nach wie vor in Männerhand. Bauer aber hat mit ihrem opulenten „DeVin“-Gin mit wuchtigen Wacholdernoten gleich internationale Preise abgeräumt und ihr Sortiment um hochwertige Bitter, Liköre und Wermut erweitert. Auf der „Craft Spirits Berlin“ ist sie dieses Jahr wieder zu Gast und diskutiert am Frauentag mit anderen Brennerinnen über ihr Handwerk.

Messe für handwerklich arbeitende Mikrobrenner
Und da tut sich einiges. Das ist auch ein Verdienst von Thomas Kochan und Theo Ligthart. Der eine ist promovierter Kulturwissenschaftler, der andere Künstler, und zusammen sind sie leidenschaftliche Botschafter der handwerklich arbeitenden Mikrobrenner. Denen geben sie seit neun Jahren eine Plattform mit ihrer Messe, die längst ein Branchentreff in Europa geworden ist und dank der vielen Verkostungen und Vorträgen auch neugierige Schnaps- und Likördurstige anzieht.

Szene wird jünger, weiblicher
„Die Leute trinken weniger, aber besser“, sagt Ligthart. Und sie interessieren sich mehr für die Herkunft. „Früher war die handwerkliche Brennerszene sehr kleinteilig, der Absatz auf die Region beschränkt. Bei sehr hochwertigen Produkten, die auch teurer sind, weil der Aufwand bei der Herstellung größer ist, ist es notwendig, über die eigene Region hinauszugehen.“

Das passiert immer mehr. Durch die bessere Vernetzung ist die Szene jünger und weiblicher geworden. Es gebe viele Quereinsteiger, die sehr gute Produkte machten, sagt Ligthart. „Junge Leute aus den Obstbrandregionen, die in vierter, fünfter Generation nebenberuflich brennen, werden jetzt Profis.“ Wie Lisa Bauer eben. Denn schon ihre Eltern hatten eine kleine Destillationsanlage. Darin landete aber nur das Obst vom Hof. Und dort wurde der Brand dann auch im Wesentlichen getrunken.

Craft Spirits Berlin. Heeresbäckerei, Köpenicker Str. 16/17, Kreuzberg, Samstag, 7. März, 12–20 Uhr, Sonntag, 8. März, 12–19 Uhr, Tageskarte 12 Euro.

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Felix Denk

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