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Tipps vom Wein-Experten: Was trinken zum Grillen?

Lange beisammen sitzen und genießen, ohne gleich einen im Tee zu haben. Die richtigen Getränke zum Grillabend zu finden, ist eine Herausforderung.

Grillen ist ein Gemeinschaftserlebnis expansiver Art. Es umfasst weite Zeiträume möglichst lockeren Zusammenseins. Die Kunst liegt darin, den Punkt, an dem keiner mehr kann, so lange wie möglich hinauszuzögern. Für die Getränke bedeutet das, gekühlte Varianten vorzubereiten, mit denen man Wartezeiten (Sind alle da? Ist die Kohle heiß? Wann gibt’s endlich Fleisch?) überbrücken kann, ohne gleich einen im Tee zu haben. Weil bei sommerlichen Temperaturen selbst Rotwein sanfte Kühlung braucht, ist das eine logistische Herausforderung.

Nicht von der Süße provozieren lassen

Grillen intensiviert den Geschmack von allem, was auf dem Rost liegt. Röstnoten erweitern das Aromenspektrum, Fett wird nussig-süß, scharf angegrilltes Gemüse gewinnt herbe Konturen. Marinaden und Glasuren verleihen dem Grillgut eine würzig-süße Aura, während auf dem Tisch schon Saucen, Salate und Eingelegtes warten, die nicht nur lustvoll immer mehr Geschmacksfacetten aufhäufen, sondern auch mit jedem Bissen den Zuckergehalt in die Höhe treiben. Dazu einen wirklich trockenen Wein zu trinken, kann zu einer herben Enttäuschung führen. Kalifornischer Zinfandel oder Pinotage aus Südafrika können zwar mithalten, doch wenn sich die Süße zwischen Teller und Glas immer weiter hochschaukelt, wird einem schnell so flau wie bei einem Kindergeburtstag.

Zum Ankommen und Warten

Bier mit mehr Säure, weniger Alkohol und floralen Noten, das ist echte Berliner Weiße (natürlich ohne Schuss), etwa „Schneeeule Marlene“ oder auch „Yasmin“ oder „Irmgard mit Ingwer“ (Bierladen, Kreuzbergstr. 78); auch zum Fisch eine gute Wahl. Ein Schaumwein klassischer Flaschengärung regt den Appetit an wie der Informal Brut Rosé aus der portugiesischen Rebsorte Baga, die auch würzige Rote zum Grillen liefert (Weingalerie, Pestalozzistr. 55). Bitzel mit weniger Alkohol bieten französische Cidre, die selbst Brut noch süffig bei gerade mal 4,5 Prozent sind. Eine schöne alkoholfreie Variante mischt das Team von „Viniculture“ (Grolmanstr. 44-45): Traubensecco, gespritzt mit Verjus, einer aus grünen Trauben gewonnenen Würzessenz, dazu Wasser nach Belieben. Auch eine schnörkellose Weinschorle kann ein feines Getränk sein. Soliden Liter-Riesling besorgen („Goltz 23“, Goltzstr. 23) und Selters nach Belieben (Pfälzer Winzer mischen Wein und Wasser 4 zu 1).

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Die ersten Würste sind fertig

Zeit für ein Glas Riesling mit Substanz, etwa die Westhofener Alten Reben vom Weingut Groebe (Pracht, Breisgauer Str. 9); kommt auch mit Schärfe spielend klar. Alternativ: ein trockener Lambrusco di Sorbara, der nimmt es schäumend selbst mit Rucola-Salaten auf („Altrovino“, Grimmstr. 17). Auch gut: Rotweine, die sich leicht kühlen lassen wie Südtiroler Vernatsch oder Württemberger Trollinger. Großartig zu Merguez: Clairet, der klassische dunkle Rosé-Stil des Bordelais.

Mein Fleisch ist Gemüse

Ohne Alkohol ist Kombucha eine wunderbare Begleitung zu gegrilltem Gemüse, mit einem feinen Spiel zwischen Süße und Säure, Frucht- und Gewürznoten, zum Beispiel aus der Berliner Manufaktur Bouche (erhältlich bei „Viniculture“). Silvaner aus Franken haben hier ihren großen Auftritt, zum Beispiel von Luckert (Suff, Oranienstr. 200).

Eine Kiste Wein für alle Fälle: Mit sechs Flaschen durch Italien reist die Tagesspiegel-Onlineverkostung „Dolce Vita“ am 11. Juni. Das Paket für 89 Euro im Tagesspiegel-Shop dazu reicht von Venetien bis nach Sizilien – und meistert nebenbei jede Grillsituation.

Was Fisch zum Schwimmen braucht

Scharf gegrillter, fetter Fisch (Sardinen, Makrele) geht zu Vinho Verde oder säurebetonten, leichten Roten. Beide Richtungen decken die portugiesischen Nat Cool-Weine von Dirk Niepoort ab, außerdem kommen sie in praktischer Litergröße daher („Treat“, Okerstr. 35). Mit Gewürzen wie Zitronengras oder Koriander harmoniert Sauvignon, etwa der südafrikanische „Life from Stone“ von Springfield („Wein & Glas“, Prinzregentenstr. 2). Wenn es richtig scharf und aromensatt wird, einen Vouvray demi sec von der Loire oder einen Riesling Kabinett öffnen.

Asado heißt Fleisch und noch mal Fleisch

Mit einem Glas Malbec oder Carménère nehmen wir beim Asado in Argentinien oder Chile Platz. Hier gibt es Rind am Knochen mit viel Fett und Röstaromen. Malbec rollt dazu seine fleischige Frucht aus, bei Carménère kommt noch eine feine Rauchnote dazu. Chianti, Rioja und Bordeaux mit etwas Reife passen gut oder ein nobler Kalifornier wie der Ridge Lytton Springs aus Dry Creek Valley („Wein & Glas“).

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