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Von TISCH zu TISCH: Caruso

Knoblauchcremesuppe à la Mamma

Das große Eckristorante wirkt ein wenig wie ein Dino der Nachbarschaftsrestaurants. Großer Raum, für die Jahreszeit nicht schlecht gefüllt. Hübsche bunte Papierservietten auf kahlen Holztischen, Stühle, rote Polsterbänke, rosa Steinfliesen auf dem Boden. In dem stilisierten Kranz, der unter der Decke hängt, könnten zwei graue Glühlampen mal erneuert werden. Freundlicher Service, der sogar fließend italienisch spricht. In einer Stadt, in der viele Ristorantes von Nicht-Italienern betrieben werden, ist das schon mal ein gutes Zeichen.

Der Prosecco wirkt freilich ein wenig schlapp (4 Euro) und schmeckt längst nicht so knochentrocken wie annonciert. Und der Vernaccia di San Gimignano war sogar schon ausgetrunken. Dafür bringt der nette Kellner mit verheißungsvoller Miene einen Gavi di Gavi an, der sonst „viiiiel teurer“ sei. Aber da der andere nicht mehr vorhanden sei, bekämen wir ihn zum gleichen Preis (17 Euro). Was dann auch tatsächlich der Fall war, das ist guter italienischer Stil. Ein kleines, frisch aufgeschnittenes Weißbrot, grüne und schwarze Oliven gehörten zum Couvert.

Große Portionen prägen offensichtlich den Stil des Hauses. Dies ist ja auch genau die Art von Restaurant, in das man geht, wenn man um die Ecke wohnt, aber keine Lust hat, sich zu stylen oder sonstwie größere Mühen auf sich zu nehmen. Ein Ort, an dem man gemütlich satt werden will.

Die orangefarbene Knoblauchcremesuppe schwappt in einem tiefen Porzellanteller heran. Sie schmeckt gut und im Hinblick auf die Folgen fast furchteinflößend intensiv nach frischem Knoblauch. Hier wird auf eine etwas grob gestrickte Art offensichtlich selber gekocht, so ganz à la Mamma (3,90 Euro). Das merkt man auch dem Vitello Tonnato an. Die Portion ist üppig, das Fleisch leicht sehnig und recht blutig. Die weiße Sauce ist nicht ohne Schärfe, freilich fehlt ihr ein ausgeprägter Thunfischcharakter. Die Kapern sind groß und fleischig. Dem Kellner tut es sichtlich leid, dass wir das nicht aufessen. „Aber es sei doch so ganz korrekt gebraten“, wirft er ein. Schon, aber es ist auch kein Fehler, vorher zu fragen, ob die Gäste es wirklich so blutig mögen (8,90 Euro).

Die Lasagne Firenze kommt in einer angemessen kleinen Schale. Gefüllt ist sie mit größeren Gemüsestücken, Paprika, Möhren, Bohnen und Zucchini. Einen Überfluss an Küchenjungen gibt es in diesem Hause zwar nicht, aber Sauce und Käse vermählen sich ganz klassisch zu einem Geschmackserlebnis, wie man es seit Jahrzehnten in dieser Art heimeligen Ristorantes erleben kann (7,90 Euro).

Die „Grigliata für eine Person“ ist definitiv ein Gericht gegen den Trend, das Richtige für alle, die sich die Lust auf fleischliche Genüsse bewahrt haben. Bewahre, auch das ist alles nicht klein und fein und edel, aber sättigend. Zart gebratenes Hähnchenbrustfilet, Lammkotelett, Schweinefilet und argentinisches Rindersteak. Dazu gibt es noch einen Berg grüner Bohnen, Kräuterbutter mit reichlich Knoblauch und Rosmarinkartoffeln. Uffff. Der Preis von 19,50 Euro ist eigentlich zu niedrig, um das alles mit gutem Gewissen zu verspeisen.

Die Sizilianische Cassata zum Nachtisch enthält kandierte Früchte, wie es sich gehört, ist aber statt halb geradezu betonfest gefroren, die hätte sich ein paar Momente in warmer Küchenluft ausruhen sollen, bevor sie ihre Tiefkühlidentität den Gästen so stark aufdrängte, dass der Verdacht, es könne sich um ein Industrieprodukt handeln, sich umgehend dazu gesellte (4,90 Euro).

Die Pizzen auf den umstehenden Tischen sehen groß und gut aus. Manchmal, wenn es draußen kalt ist, braucht man so was, obwohl es natürlich etwas altmodisch wirkt. Hier gibt es alles, was in den allgemein gültigen deutsch-italienischen Küchenkanon eingegangen ist, von Mozzarella Caprese bis Fungi al Forno, aber nichts wirklich Besonderes, abgesehen vielleicht vom vegetarischen Risotto. Dafür gibt es auf der Karte englische Untertitel. Und im Anschluss ans Essen noch einen Grappa aufs Haus. Wie in den guten alten Zeiten, als die bösen Sparzwänge noch nicht mal auf den Ristorantes lasteten.

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