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Cleanes Ambiente, bodenständige, inspirierte Küche: das Restaurant "Friedel Richter" an der Torstraße.

© Friedel Richter / promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Friedel Richter

Ein Mitte-Restaurant mit noch junger Tradition und köstlich aufgefrischten Küchenklassikern

Das Ambiente bei „Friedel Richter“ ist cool, aber gemütlich: blanke Holztische, extravagante Leuchten, Kaminfeuer, langer Tresen, offene Showküche, die Getränkekarte kommt mit einem Klemmbrett. Die Speisen stehen auf der großen Anzeigetafel hinter der Bar mit dem Hinweis: „Don’t panic, our meat is organic.“

Schön knusprig

Schon der Gruß aus der Küche war ein guter Auftakt: in einer kleinen Schale zum Teilen Topinambur-Chips, Brokkoli, krosses selbst gebackenes Brot und eine hausgemachte würzige Sauce. Knusprige Hühnerhaut mit Pflaumenchutney findet man eher selten. Hier war sie optisch aufgepeppt mit Granatapfelkernen und leuchtend grünen Salatblättern, schmeckte exzellent, goldbraun, kross und gar nicht fettig. Dazu ein konzentriertes, fast cremig-fruchtiges Chutney (8 Euro). Überraschend schmeckte der knusprige Rosenkohl dank eines dunklen Sößchens mit deutlicher Umami-Note. Apfelstückchen, Salatblätter und Hanfsaat brachten als Kontrast eine frische Fruchtigkeit hinein (7 Euro).

Überraschung gelungen

Büngers Blutwurst ist in der Rubrik „Vom Meister“ natürlich per se eine sichere Nummer, hier war sie liebevoll zubereitet mit feinem Kartoffelpüree, Apfelmus und gut harmonierenden Kürbisstreifen (17 Euro). Beim Slowfood hatte mich die Rinderroulade nur deshalb gelockt, weil dazu „Blumenkohl wie von früher“ versprochen war. Leider hielt er das nicht, kam aber bissfest und geschwärzt unter einer Bröselhaube auf schneeweißem Püree – interessant. Die eigentliche Roulade war etwas mächtiger als erwartet, das Fleisch kräftig, gut und mit dicken Karottenstangen gefüllt. Die Sauce dazu schmeckte sündhaft gut. Da hätte der Zusatz „von früher“ besser gepasst(19 Euro). Natürlich gibt es auch ein vegetarisches Angebot, Pilzgulasch und Senf-Eier zum Beispiel. Die Kunst besteht darin, Gerichte, die ein breites Fanpublikum haben, mit besonderem Kick und einer kleinen Überraschung für die Geschmacksnerven zu gestalten. Das können sie hier.

Absolut ausbaufähig

Auf der Karte stand nur ein süßes Dessert: Bratapfel mit Marzipan und Karamell. Wir entschieden uns für die Käseauswahl von Blomeyer, eine großzügige Portion mit fünf verschiedenen Sorten, dazu Zwiebelchutney, eine fruchtig senfige Sauce und mehr von dem köstlichen frischen Brot (12 Euro). Ausgezeichnet schmeckt dazu der Roséwein, ein 2017er Sancerre Bailly Reverdy, „Selectionné par Friedel Richter“ (33 Euro). Er hätte lediglich anfangs etwas kälter sein dürfen.

„Familienbetrieb seit 2014“, dieses Motto klingt nach ausbaufähiger Tradition, aber dass das Restaurant noch so jung ist, empfiehlt es auch; hier kann man durchatmen. Obwohl der Raum ziemlich voll war, spürten wir bei all der vorgefundenen Qualität ein gewisses atmosphärisches Understatement. Ganz sicher ein Restaurant für unkomplizierte Verabredungen. Und für schmackhaftes Essen, das auf sehr gesunde Art sättigt. Elisabeth Binder

- Friedel Richter, Torstraße 199, Mitte, Tel. 37 47 80 35, Mo–Sa 18–23 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite

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