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Rustikales Ambiente und feurig scharfes Thai-BBQ im Khwan

© Christopher Bennett / promo

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Khwan

Gutes und gut scharfes thailändisches Streetfood vom Grill auf dem RAW-Gelände.

Ein Szenetreffpunkt für Freunde des Thai-BBQs

Das RAW-Gelände hinter dem Bahnhof Warschauer Brücke ist so eine Art exterritoriales Gebiet. Dunkel, abgewrackt, ein Kriminalitätsschwerpunkt oder, bei anderer Blickrichtung, „Berlins letzter Freiraum“. Aus der Debatte, ob hier noch echte Kreativität blüht oder doch nur deren Simulation für neugierige Touristen, halte ich mich aber lieber heraus. Und hingegangen bin ich auch nur, um im „Khwan“ zu essen, dem Szenetreffpunkt für alle, die beim Stichwort „Thai-Barbecue“ leuchtende Augen bekommen.

Rustikaler Charme und trendgerechte Speisen
Denn da trifft ja alles zusammen, was gerade Wellen macht, die intensive Würze, das gekonnt Angebrannte und natürlich der Streetfood-Touch, dessen Tauglichkeit für straßenferne Gaststätten mit Sitzgelegenheiten gerade intensiv erprobt wird. Wer beim Anblick des Restaurants pikiert „Bretterbude“ sagt, der sollte wohl lieber woanders essen gehen. Auch drinnen hat das Ganze einen stark rustikalen Charme, immerhin stehen auch auf den Biertischen in der Mitte Blümchen. Unbedingt ein Handy zum Beleuchten der Speisekarte mitnehmen!

Raffiniert und ordentlich scharf
Keine leeren Versprechen: Hier hauen die Sachen geschmacklich genau rein, Schärfe, je nach Wunsch, von lau bis höllisch. Der Eigengeschmack des Grundprodukts ist dabei nicht so das Hauptthema, wie sich schon bei den beiden Austern vom Holzkohlengrill mit „Nam Jim Seafood“ zeigt, die aromatisch voll unter die Räder kommen, aber zu einem wohlgefälligen Mischgeschmack beitragen.
Eine Auswahl aus der kleinen Karte kann für faire 30 Euro pro Person bestellt und mit dem netten, sogar deutschsprachigen Service ausgehandelt werden. Es kommen dann, natürlich, Teller zum Teilen, denen nicht immer anzusehen ist, wo mehr Knochen drin sind und wo mehr Fleisch. Sehr gut schmeckt die gehackte Dorade in Salatblättern mit Kräutern, die sieben Tage fermentierten Schweinerippchen mit Chili und Fischsauce füllen den Mund mit angenehmem Feuer, und auch der Schweinenacken mit säuerlicher auf Tamarinden aufgebauter „Nam Jim Yeaw“-Sauce und Gurken kann so bleiben.

Es lohnt sich, das Abenteuer zu wagen
Das alles ist schnell verputzt und macht ebenso schnell Platz für die als solche ausgewiesenen Hauptgänge. Der Papaya-Salat, laff und offenbar lange vorbereitet, enttäuscht, dafür kommt die Küche beim „Barbecue Smoked Chicken“, wiederum mit Tamarinden-Beigabe, ganz entzückend auf den Punkt; das Flank-Steak mit Tomaten und Koriandersaat, toll gebraten, hätte sich bei einem anderen Zuschnitt und mit anderen als den hier üblichen Blechmessern sicher leichter essen lassen. Kurios: karamellisierte Banane mit Fischsoßen-Eiscreme. Ausgezeichnet: typisch kalifornischer Chardonnay „Union Sacré Le Marianne“ für sehr günstige 40 Euro.

Also: Das ist gekonnt gemachtes Streetfood, dem Rahmen eines Restaurants leidlich angepasst. Ich empfehle es für einen kleinen Abenteuertrip mitten in der Stadt.

Khwan, Revaler Str. 99, Friedrichshain, Tel. 0152 59 02 13 31, Di–Sa ab 18, So 17–21 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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