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Die neue West-Dependance von "Osmans Töchter" aus Prenzlauer Berg

© Mike Wolff

Von TISCH zu TISCH - die Restaurantkritik: Osmans Töchter

Der West-Ableger des türkischen Meze-Restaurants.

In der Berliner Gastronomie ist das Ost-West-Denken immer noch weitverbreitet – und jeder hat eine präzise Vorstellung davon, warum bestimmte Konzepte nur in Prenzlauer Berg funktionieren und andere nur in Charlottenburg. Deshalb kommt es immer noch einer Grenzüberschreitung gleich, wenn jemand einen erfolgreichen Betrieb auf der anderen Seite gleich noch einmal aufmacht. Osmans Töchter, bei denen es sich tatsächlich um zwei fleißige Frauen handelt, haben den Schritt nach Charlottenburg gewagt, und der scheint sich gelohnt zu haben. Die Komponenten dieses Erfolgs: Sie haben dort sicher auch alte Stammkunden, die Spielarten der nahöstlichen Küche sind in Berlin nach wie vor ein Riesenthema und das Preisniveau ist vernünftig, zumal kein Gast zu einem Menü gezwungen wird; ein paar Glas Bier und ein paar Teller Meze dürften das Normalmaß sein. Alles geht höllisch fix, Reservierungen sind offiziell sogar auf zwei Stunden begrenzt.

Gekonnt modernisierte Meze, gut zubereitet und relativ preiswert
Die Küche spielt wie in Prenzlauer Berg mit den Grundmotiven der türkischen Überlieferung, die ein bisschen ausgefeilt und modernisiert werden, ohne nun gleich Gourmetniveau anzustreben. Und besonders bei den Gerichten weiter oben auf der großen Karte funktioniert das ganz gut: Die winzigen Tortellini mit dick Knoblauchjoghurt, Paprikabutter und einer charaktervollen Würzung, unter anderem wohl mit Sumach, sind schlicht zum Tellerablecken. In den gefüllten Weinblättern wartet kein schnöder Reis, sondern eine zimtduftige Füllung, die drei Börek-Varianten knuspern schön, wenngleich sich die Unterschiede in Grenzen halten, der Schafskäse mit Mandelkrokant schmeckt ein wenig mapfig-pastos; das versprochene Trüffelöl ließ sich glücklicherweise abbestellen. Das ist alles sein Geld, immer so zwischen 6 und 10 Euro, mehr als wert.

Leichte Ungenauigkeiten bei den Hauptgerichten

Weiter unten auf der Karte folgen dann Zubereitungen in Richtung Hauptgang, und die enttäuschen dann ein wenig, weil sie nicht genau genug gearbeitet sind. Die Riesengarnelen, vom dominanten Pastirma-Schinken drum herum erdrückt, wirken deutlich übergart, was auch für den sonst aromatisch köstlichen Tafelspitz auf Zitronen-Kartoffelpüree mit Zwiebeln, Datteln und Rosinen gilt. Und der Fisch-Köfte, ein neutraler, fasriger Klops, kommt zwar mit einer attraktiv frischen Joghurtauflage, aber die Beigaben von Koriander, Lauch, Dill, Zitronenzesten und grünem Apfel gehen unter, entfalten kein Aroma (etwa 10 bis 13 Euro). Gutes Dessert: Milchcreme mit Teigknusper. Dröges Dessert: Quitte mit Kokoscreme.

Wir waren insgesamt also durchaus zufrieden, zumal die winzige Weinkarte immerhin ein paar Novitäten aus der Türkei enthält: Der überraschend gute Viognier von Vino Dessera kostet 34 Euro. Man sitzt angenehm bei guter Akustik, der Service ist schnell und freundlich, also: Das wird was. Aber ein Stück Detailarbeit bleibt noch zu tun.

Osmans Töchter, Wielandstr. 38, Charlottenburg, Tel. 0176 – 32 09 21 68, täglich außer Mo ab 17 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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