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he Post im Wyndham Grand, Hallesche Str. 10-14, Kreuzberg, Tel. 801066752. Täglich 12-15 und 18-23.30 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Von TISCH zu TISCH: The Post

Black-Tiger-Garnele und Thunfisch.

Ein Grandhotel in Kreuzberg, ja, auch das gibt es. Und man läuft leicht daran vorbei, weil es gar nicht offensiv protzig oder sonst wie gentrifiziert und aufgedonnert aussieht. Von außen wirkt es relativ schlicht, so wie immer schon da gewesen.

Aber innen, da verbirgt sich ein gleichzeitig weiträumiges und trotzdem ziemlich gemütlich wirkendes Restaurant. Dazu gibt es eine große ovale Bar und im Sommer auch eine Terrasse. Kreuzberger Nächte sind nicht nur lang, sondern längst auch stilvoll. Eine würfelförmige offene Showküche dominiert den Raum. Die Seiten sind verziert mit Weinflaschen, schließlich wollte man hier einen Brasserie-Stil kreieren. Man sitzt entweder auf breiten Stühlen oder loungig in Sesseln an dezent mit Platzdeckchen, Windlichtern und Blumengebinden verzierten Tischen. Für ein Hotelrestaurant war es mitten in der Woche erstaunlich gut besucht. Der Raum wirkt gar nicht saalig und ist angenehm beleuchtet.

Es dauerte dann freilich doch ein Weilchen, bis wir mal in den Genuss einer Karte und eines offenen Kellner-Ohrs kamen. Die Küchenrichtung ist „international“, was normalerweise wenig Hoffnung macht auf Originalität. Hier verzeichneten wir Fortschritte. „Meet & Greet“ etwa war so ein Fall. Eine Black-Tiger-Garnele schmiegte sich an ein „sous vide“ gegartes krosses Stück Schweinebauch. Dazu gab es karamellisierte Äpfel und einen nahezu luftleichten, gleichwohl pikanten Chorizoschaum (11,50 Euro). Auch „The Post Salat“ punktete mit eigenen, interessanten Akzenten. Das Ahorndressing, mit dem verschiedene Sorten Blattsalate angemacht waren, brachte eine besondere Note in dieses Vorgericht, so eine Anmutung von Pancakes, die karamellisierte Walnüsse und vor allem süße, gegrillte Brioche-Scheiben elegant variierten. Erfrischende, säuerlich bittere Akzente setzten gehäutete Filets von der rosa Grapefruit (8,50 Euro). Der marinierte Thunfisch zerfiel unter der Gabel nicht ganz so leicht wie erwartet, schmeckte aber frisch und gut. Dazu gab es einen sehr schönen Kräutersalat, zwei winzige Stückchen gegrillte Ananas und einige Tupfer einer kaum wahrnehmbaren Ingwergurkenemulsion (13 Euro). Küchenchef Sebastian Pergel wagt den Spagat zwischen bodenständig und experimentierfreudig, und der gelingt ihm erstaunlicherweise besonders gut beim Burger. Am Abend schmeckte uns der „Homemade Burger“ aus 160 g frischem Rindfleisch besonders gut. Das Fleisch war, anders als bei vorgefertigten Patties, schön locker und bröckelig, dazu gab es ein erstaunlich knuspriges hausgemachtes Burger-Brötchen, Salat, Bacon, Schweizer Käse, Gewürzgurken, Tomate, Zwiebeln, eine sehr gute helle, kräutrige Burger-Sauce und den Hit des Abends. Eine pittoreske Mini-Friteuse enthielt über die Maßen leckere, lockere und sogar ziemlich fettarm wirkende Pommes Frites aus Süßkartoffeln (18,50 Euro). Kleiner Tipp am Rande: Das Lunch-Angebot zeigt Bandbreite zwischen einem veganen Burger namens „The Naked Truth“ (9 Euro) und einem Eisbein-Burger aus der Sousvide-Kollektion (7 Euro).

Auch der Nachtisch war maßgeschneidert für die Geschmacksnerven: „Schokolade trifft Zitrusfrüchte“. Zwischen zwei rosa Kugeln eines wunderbar herben Grapefruit-Sorbets befand sich ein köstliches braun-weißes Schokoladen-Mousse-Quadrat (8,50 Euro).

Kommen wir zur Weinkarte, die ist tatsächlich ausbaufähig. Zwar war der geschmeidige Chardonnay aus Chile ein würdiger Begleiter zum Essen (35 Euro). Und selbstverständlich waren gute Namen vertreten, von Robert Weil und Markus Schneider bis Teruzzi & Puthod und Alois Lageder. Was ich mir bis zum Einbruch des Frühjahrs wünschen würde, wären ein oder zwei etwas preiswertere Angebote. Die offenen Weine kosten in der Pfützchen-Größe 0,1 ja auch schon 4,50 bis 8 Euro, der Cremant liegt bei 6 Euro. Klar, daran verdient ein Hotel das Geld, das es für ein 16-köpfiges Küchenteam braucht. Dieses Restaurant hätte aber das Zeug, auch ein Treffpunkt für die Leute aus der Nachbarschaft zu werden. Das sollte dem Restaurantchef die Einführung eines auch im Alltag bezahlbaren Hausweins wert sein.

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