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Von TISCH zu TISCH: Two Buddhas

Gebratene Soba-Nudeln mit Gemüse.

Nordbahnhof Two Buddhas, Julie-Wolfthorn-Str. 1, Mitte, Tel. 28046101, Montag bis Freitag ab 11.30 Uhr. Foto: Kitty Kleist-Heinrich

Der Name ist ein bisschen irreführend. Die zwei Buddhas sind nämlich nicht im Nordbahnhof untergebracht, sondern im ganz in der Nähe gelegenen früheren Stettiner Bahnhof. Die Lüster unter der hohen Decke mit den vielen orangefarbenen Schirmchen tauchen den Raum in ein warmes Licht. Korbsessel vor blanken Holztischen und die eigenwillige Bar tragen ebenfalls zu einer besonderen Atmosphäre bei. Die Krönung sind die beiden mächtigen Buddhas an der Stirnseite. Sie sitzen in einem Würfelrahmen mit vielen dicken brennenden Kerzen. Der eine ist schlank, der andere zeigt einen kugelrunden Bauch, über den manche Gäste mit der Hand streichen, weil das Glück bringen soll. Hier hat jemand den Spruch „Das Auge isst mit“ richtig ernst genommen.

Das Personal ist wie maßgeschneidert für eine junge, schicke, internationale Klientel. Es kann kein leichtes Spiel sein, für eine Restauranteröffnung auf einen Schlag so viele gut aussehende, gut angezogene, freundlich und kompetent agierende Kellnerinnen und Kellner zu finden, aber hier ist es gelungen.

Auf den Tischen liegen weiße Stoffservietten neben Stäbchen auf adretter blauweißer Porzellan-Ablage. Die Karte ist vorsichtshalber gleich auf Englisch gehalten. Aber die coolen urbanen Typen an den Nachbartischen wirkten nicht so, als mache ihnen das was aus. Vorweg probierten wir Yuzu Sprizz, eine erfrischend abenteuerliche Kreation aus Sake, Limonensaft und Crémant auf Eis. Sake pur wurde stilecht serviert in der tönernen Karaffe mit passendem Becher dazu. Der exotische Brotkorb enthielt neben Maniokbrot Knusperstücke von braunem Papadam und weißem Kropoek. Dazu gab es Dip aus Avocado, Chili und Kokosnuss. Das schmeckte richtig gut (6 Euro).

Vegetable Tempura auf einem schmalen, langen Teller brachte verschiedene Gemüsesorten wie Paprika und Auberginen im Reisteig gebacken. Kaum sichtbar zog sich darunter in feinem Muster die säuerlich riechende Wasabicreme über den Teller. Das sah gut aus und war auch einwandfrei gekocht, besonders die Creme traf nur meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht (6 Euro). Schade, es hätte verschiedene Sushi-Varianten als Alternativen gegeben.

Die gebratenen Soba-Nudeln wurden in einer elegant geschwungenen Schale serviert mit knackigem Gemüse und frischen Garnelen, eine gelungene Kombination (12 Euro). Thai Buddha Chicken darf man sich vorstellen wie eine Art viergeteiltes Wrap. Der Teig war allerdings knusprig, das Hühnchen wenig und zart, dazu gab es Gemüse aus dem Wok mit Zitronengras, Pflaumen und Kumquat Chutney (16 Euro).

Das Angebot, auch kleine Wünsche prompt zu erfüllen, probierten wir gleich mal aus, indem wir nach einem Doggybag fragten. Dazu hatten uns Nachbarn inspiriert, bei denen wir das beobachteten. Prompt bekamen wir das letzte Wrap-Viertel glamourös als Alu-Schwan zum Mitnehmen serviert. Auch eine gute Art, Platz fürs Dessert zu schaffen, „Apple and Ivory“. Die poetischen Beschreibungen sparen wir uns mal. Im Wesentlichen handelte es sich um ein Stückchen Apfelkuchen und ein ganz gutes Parfait aus Sake und Zitronengras (9 Euro).

Beim Dessert geriet das ansonsten recht gute Preis-Leistungs-Verhältnis etwas aus den Fugen, das kam mir teuer vor. Ansonsten wird auch noch ein Omakase-Menü für 69 Euro angeboten, die japanische Antwort aufs europäische Überraschungsmenü. Ich würde nicht ausschließen, dass hier auch Convenience-Produkte zum Einsatz kommen, aber das Ergebnis ist insgesamt in Ordnung. Auch die Getränkekarte ist bunt und abwechslungsreich. Wir hielten uns mal schlicht an die vergleichsweise preiswerte Weinempfehlung, einen venezianischen Lugana (18 Euro). Das war eine gute Wahl.

Wenn die Ambition sich mehr aufs Ambiente konzentriert als auf den Output der Küche, spricht man gern von einem Lifestylerestaurant. Tatsächlich wird die Musik spätabends lauter gedreht, dann gibt es Party.

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