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Von TISCH zu TISCH: Universum Grill

Irisches Filet mit grüner Pfeffersauce

Unter den sogenannten Garagen-Weinen gibt es im Universum Grill einen, der „Titanic“ heißt und den Zusatz trägt „Selektion Unleserlich“. Da könne man ein wahnsinniges Schnäppchen machen, erzählt der Kellner. Der alte Chef habe nämlich mal vergessen, den Rasensprenger auszuschalten. Auf diese Weise wurde sein Weinkeller so unter Wasser gesetzt, dass er absackte. Und diese Flaschen werden nun als „Titanic“-Weine verkauft. „Aber keine Sorge, wenn er korkt, wird er zurückgenommen.“ Die erste Flasche ist so malerisch in Schlamm gebadet, dass wir gerade an der Echtheit zweifeln wollen, als der Kellner beim Probierschluck ausdrucksvoll die Nase rümpft und mit der Flasche dann verschwindet. Der nächste Wein trägt fast noch eine dickere Schlammkruste, findet aber Gnade nicht nur vor des Kellners Augen. Er schmeckt wie ein trocken gelagerter Chianti. Wie uns der Inhaber Franco Francucci später versichert, ist es der gleiche Wein wie aus der Magnum-Flasche dahinten, das habe er am Korken erkannt. „Normalerweise würde der 120 Euro kosten“, fügt er verschwörerisch hinzu. Im ursprünglich genannten Preis von 29 Euro war immerhin noch das Gefühl enthalten, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Tatsächlich erschien er dann aber mit 49 Euro auf der Rechnung. Seit dem Rasensprenger-Fiasko dient übrigens der Legende nach eine Garage als Weinkeller, daher der Name Garagenwein.

Früher hieß das Lokal „Ciao“, und man konnte dort immer wieder die Stars der benachbarten Schaubühne antreffen. Seit kurzem hat der Sohn des früheren Besitzers hier unter dem Motto „A Flaming Space Since 2010“ den Grill etabliert und folgt damit dem Trend zum individuellen Edel-Steakhouse, den der Erfolg des Grill Royal in der östlichen City entfacht hat. Es gibt hier zwar keine große Kunst zu betrachten, aber dafür eine Showküche, die gesäumt ist von einer Vitrine voller Fleischstücke zwischen rosig und dunkelrot, Schinken aus Spanien, Filet aus Irland, Entrecôte aus den USA und Würstchen von Metzger Bünger um die Ecke.

Die Beleuchtung ist ausbaufähig. Längs der Fenster stehen einige Leuchten, die mich ein bisschen an Nachttischlampen erinnert haben, die Deckenspots sind auf schummerig gestellt. Dabei gibt es gediegene Stoffservietten, originell geformte Messer und also überhaupt keinen Grund, irgendetwas zu verstecken.

Auch der Eisbergsalat mit einem dezenten, nicht zu fetten Blue-Cheese-Dressing kann sich sehen lassen. Gäste von teuren Steakrestaurants achten fast immer auf ihre Linie, da ist das eine perfekte Vorspeise (7 Euro). Das Carpaccio vom Rind eignet sich gleichermaßen für diese Klientel. Die Portion ist wirklich nicht zu groß, aber elegant aufgebrezelt mit einem halben Wachtelei, stecknadelkopfgroßen Tupfern Aioli, Kapern, zarten Chicoréekringeln und einer Ahnung von Sardelle (12,50 Euro).

Zum 21 Tage gereiften irischen Filet gibt es grüne Pfeffersauce mit reichlich Körnern aus einem kleinen Napf. Das Fleisch ist exakt nach unseren Wünschen gegart. Die Universum-Kräuter-Frites erinnern an hoch gewachsene Pommes Alumettes und bevölkern den halben Teller (16 Euro für 180 Gramm).

Die Bratwürste vom nahegelegenen Metzger sind wirklich hitverdächtig. Drei Sorten tummeln sich auf dem Teller. Duftig frisch schmecken die Thai-Chili-Lemon- und die Alpenkräuter-Varianten. Sogar die Périgord-Trüffel-Würstchen schmecken tatsächlich nach echtem Trüffel. In diesem Fall hatten die Frites noch eine Unterlage aus Stampfkartoffeln. Dazu passten der vorzügliche Kräutersenf und die Universum-Sauce mit rauchigem Barbecue-Geschmack (9,50 Euro).

Das Dessert hatte jenen Glamour-Grad, den man von einem Society-Lokal erwartet. Die Engelshaar genannten erstarrten Zuckerfäden ragten als malerische Winterskulptur hoch empor. Ihnen zu Füßen lagerte ein Törtchen aus weißer Valrhona-Schokolade auf Sultaninencarpaccio und Cacaocreme, alles sehr handhabbar in der Petits-Fours-Portion für naschlustige Models.

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