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Gesundheit: 125 Jahre deutsche Ausgrabungen in Olympia: Dem Sport und dem Frieden gewidmet

Damals war man sich einig, von welcher Kultur man sich leiten lassen wollte: Nachdem Ernst Curtius 1852 in der Berliner Singakademie einen Vortrag über das antike Olympia gehalten hatte, war die Ausgrabung der Kultstätte ein Staatsprojekt. Friedrich Wilhelm IV.

Damals war man sich einig, von welcher Kultur man sich leiten lassen wollte: Nachdem Ernst Curtius 1852 in der Berliner Singakademie einen Vortrag über das antike Olympia gehalten hatte, war die Ausgrabung der Kultstätte ein Staatsprojekt. Friedrich Wilhelm IV. und Alexander von Humboldt, die beide im Publikum gesessen hatten, wurden zu Förderern, das Olympia-Projekt eine Art cause celèbre. Dass es dennoch zwanzig Jahre dauerte, bis die Grabungen begannen, lag nicht an einer mangelnden Begeisterung in Deutschland, sondern an der komplizierten politischen Situation in Griechenland. Die neuzeitliche Wiederentdeckung Olympias war damals ganz aktuell.

Pausanias Beschreibung folgend hatten im 18.Jahrhundert Bernard de Montfaucon und Johann Joachim Winkelmann unabhängig voneinander Olympia finden wollen. Im Sommer 1829 entdeckte dann eine französische Expedition den Zeustempel. Doch erst die "Ausgrabungen des Deutschen Reiches in Olympia", deren 125-jährigen Beginn zur Zeit eine Ausstellung im Pergamonmuseum gedenkt, können für sich in Anspruch nehmen, eine systematische und moderne, das heißt wissenschaftlich und völkerrechtlich abgesicherte Ausgrabung des griechischen Heiligtums begonnen zu haben.

Ein 1874 zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Griechenland abgeschlossener Grabungsvertrag sicherte den Griechen die Eigentumsrechte an den zu erwartenden Fundstücken; die Deutschen erhielten das Recht, Kopien und Abformungen herzustellen.

Zugleich wurde festgelegt, an Ort und Stelle ein Museum zu errichten - auch das ein ungewöhnlich progessiver Gedanke zu einer Zeit, in der sich die nationalen Museen in Athen als einziges Sammelbecken für Objekte der Antike verstanden. 1875 traf die deutsche Expedition im Nordwesten der Peloponnes, im einstigen Elis ein. Die sumpfige Landschaft am Fuße des Kronoshügels war so gut wie unberührt. "Mit Ausnahme einer Ecke des Zeustempels", schreibt Curtius, "sah man nichts, was an die alte Geschichte mahnte. Ja, es gab keine historische Gegend, die weniger historisch aussah als diese". Aber immerhin erinnerten die Pinienwälder und Hügel an das deutsche Mittelgebirge.

Das Heiligtum von Olympia, dessen Anfänge bis ins zweite Jahrtausend zurückgehen, genoss vor allem im fünten Jahrhundert vor Christus als panhellenische Kultstätte großen Einfluss. Der erste olympische Sportwettkampf nach dem Sieg gegen die Perser verwandelte sich in eine gewaltige Siegesfeier. Und erst mit dem aufziehendem Christentum kam die Kult- und damit auch die Sportaktivität zu einem Ende - im Jahr 385 siegte ein gewisser Zopyros von Athen zum letzten Mal im Faustkampf. Inspiriert nicht zuletzt durch die Berliner Grabungen entschied Baron de Coubertin 1896, die Sportwettkämpfe wieder als Olympische Spiele der Neuzeit ins Leben zu rufen.

Die kleine Ausstellung zeigt, was trotz des Grabungsvertrages den Berliner Museen überlassen wurde: vier originale Marmorskulpturen, alle nachklassische Abwandlungen, daneben eine Reihe von Weihgeschenken, die an der Kultstätte Olympia in großer Zahl ausgegraben wurden, wie etwa der Blitze schleudernden Zeus. Vor allem aber die Architekturteile, die bemalten Rinnleisten, die Rankenreliefs, Kapitelle sowie die Wasserspeier, vermitteln ein Bild von der jahrhundertelangen Bautätigkeit an der Kultstätte des olympischen Zeus.

Besonders zwei Einzelstücke verdeutlichen die schlichte, aber wunderschöne Ausstattung des klassischen Olympia: der marmorne Löwenkopfspeier des Philippeion (zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts) und der Gipsabdruck eines Hermes-Kopfes (vermutlich 340 vor Christus). Dieser dem Praxiteles zugeschriebene Kopf schmückte lange Zeit in Miniaturform die Wohnzimmer eines von der Antike geleiteten Bildungsbürgertums.

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