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Gesundheit: Absolventin Carola Hess hatte Glück

Gibt es ein Leben nach dem Studium? In unserer Rubrik erzählen in loser Folge Absolventen und Abbrecher über ihre erste Zeit "draußen".

Gibt es ein Leben nach dem Studium? In unserer Rubrik erzählen in loser Folge Absolventen und Abbrecher über ihre erste Zeit "draußen". Wenn Sie selbst noch nicht länger als drei Jahre von der Uni weg sind und an dieser Stelle über ihre Bemühungen um den Berufseinstieg berichten wollen, schicken Sie eine kurze Nachricht mit Ihrer Telefonnummer an die Campus-Redaktion des Tagesspiegels, 10876 Berlin, Stichwort "Umsteiger".

"Ich habe bis 1994 Russisch und Geschichte auf Lehramt studiert. Meine Erinnerungen an die Uni sind ehrlich gesagt nicht besonders positiv. Vielleicht hätte man aus der Studienzeit mehr machen können, mit mehr Eigeninitiative. Mich hat die Atmosphäre an der Uni nur gelähmt. Ewige Wartezeiten für Praktika, lange Anmeldefristen für Prüfungen und wenig Sprechstundenangebote. Ein bürokratischer Apparat, der sich weigert, das wirkliche Leben da draußen zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe viele Professoren uns Studenten gegenüber als gleichgültig erlebt, besonders bei den Historikern. Und wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich dafür verwendet habe, Russisch zu pauken. Es tut mir sehr leid, dass ich heute beruflich diese Sprache überhaupt nicht einsetzen kann.

Die ganze Zeit wollte ich Lehrerin werden. Nach dem Studium habe ich bis 1996 mein Referendariat absolviert. Das Unterrichten hat mir viel Spaß gemacht. Während des Referendariats habe ich viel für meinen jetzigen Beruf gelernt: Strukturen entwerfen, überlegen, was willst du mit welchen Mitteln erzählen. Auch die Arbeit mit Emotionen ist ja für das Unterrichten wichtig: die Frage, wie kann man die Schüler für ein Thema begeistern, sie mitreißen. Das findest du genauso beim Fernsehen wieder. Ich bin froh, dass ich heute auch für das Kinderfernsehen arbeiten kann.

Der Weg in den Journalismus entsprang dann zunächst einer pragmatischer Entscheidung. Ich bekam nach dem Referendariat keine Stelle. Eine Zeitlang habe ich auf einer Sprachschule Deutsch für Ausländer unterrichtet, aber das war mir zu monoton. Dann habe ich ernsthaft überlegt, nach Omsk in Sibirien zu gehen, um dort an einem russischen Gymnasium zu unterrichten. Ich saß schon fast auf gepackten Koffern. Da hatte ich Glück und konnte in Berlin in eine Fernsehfirma einsteigen, bei der ich schon während des Studiums gearbeitet hatte. Fernsehen hatte mich schon damals interessiert. Durch das Angebot ist mir die "Ochsentour" über unzählige Praktika erspart geblieben, die viele im Medienbereich hinter sich bringen müssen. Heute muss ich sagen: Ich habe wirklich Glück gehabt. Ich bin relativ schnell in eine verantwortliche Position als Redakteurin hineingewachsen. Unsere Firma produziert Beiträge für verschiedene Magazine, von Boulevardsendungen über Werbespots bis zum Kinderfernsehen. Ein vielseitiges Spektrum.

Meine Arbeit macht mir großen Spaß. Das einzige Problem ist der Spagat zwischen meinem zweijährigen Sohn und dem doch oft hektischen Alltag in einer Medien-Firma. Beides ist nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen. Da muss ich auch Abstriche an einer hundertprozentigen Selbstverwirklichung im Beruf machen."Protokoll: Kirsten Wenzel

Protokoll: Kirsten Wenzel

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