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Gesundheit: An die Wunsch-Uni in die Wunsch-Stadt

"Suche Berlin, biete Gießen" oder "Suche Freiburg, biete Magdeburg".Die Schwarzen Bretter an den Universitäten sind - auch kurz vor Semesterstart - noch voll von solchen Aushängen.

"Suche Berlin, biete Gießen" oder "Suche Freiburg, biete Magdeburg".Die Schwarzen Bretter an den Universitäten sind - auch kurz vor Semesterstart - noch voll von solchen Aushängen.Viele Studierende hoffen, auf diese Weise doch noch an die Hochschule ihrer Wahl zu kommen.Denn nicht jeder darf sich Universität und Studienort wirklich selber aussuchen.Fächer wie Medizin, Psychologie, Jura oder Betriebswirtschaftslehre werden von der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund, ZVS, verteilt.Diese Behörde bestimmt nicht nur, wer einen Studienplatz erhält, sondern auch, welche Hochschule die Bewerber künftig besuchen.

Viele Ortswünsche blieben auch diesmal wieder unerfüllt, als die ZVS die Zulassungsbescheide für das kommende Sommersemester verschickt hat.Das aber ist noch lange kein Grund, auf den Studienplatz zu verzichten.Denn auch das Studieren an der zugewiesenen Hochschule kann sich besser entwickeln, als man zuerst erwartet hat.Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, doch noch an die Wunsch-Uni und in die Wunsch-Stadt zu wechseln.Dazu ist in aller Regel ein Tauschpartner nötig.

Jedoch ist es nicht immer leicht, einen Tauschpartner zu finden.Richtig schwierig wird es dann, wenn der angebotene Studienort nicht sonderlich beliebt ist.Und "schwer haben es auch immer noch die Tauschgesuche von den neuen in die alten Bundesländer", informiert der Verein für studentische Belange, VSB, auf seinen Seiten im Internet.Um erfolgreich zu wechseln, ist es wichtig, daß die Tauschwilligen jede Menge Geduld mitbringen und darüber hinaus vielfältig aktiv werden."Ich habe Aushänge am Schwarzen Brett gemacht, in einem Studentenmagazin und im Internet inseriert und mich bei Tauschbörsen gemeldet", erzählt Medizinstudentin Silke Mann, die zum Wintersemester von der Justus-Liebig-Universität Gießen an die Freie Universität Berlin (FU) gewechselt ist.Auch ein Blick auf die Campus-Seite im Tagesspiegel, wo der VSB jeden Donnerstag aktuelle Studienplatz-Tausch-Angebote veröffentlicht, kann nützlich sein.

Silke Mann fand die erhoffte Tauschpartnerin schließlich über den VSB, der ihr gegen eine Gebühr von neun Mark beim Suchen half.Der VSB bescherte auch Yörn Lauer einen Tauschpartner."Bei mir ging das sogar recht schnell, schon drei Tage später hatte ich jemanden gefunden, der von Freiburg nach Berlin wechseln wollte", erzählt der Medizinstudent.Doch nicht nur Tauschbörsen wie der VSB sind nützlich, auch der Aushang am Schwarzen Brett kann durchaus von Erfolg gekrönt sein.Auf diese Weise fand die Berliner Medizinstudentin Lena Wronski ihre Tauschpartnerin."Erst durch diesen Aushang bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, die Uni zu wechseln", sagt die 19jährige, die ihr Studium im Sommersemester an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fortsetzt.

Welch gewaltigen Verwaltungsaufwand sie jedoch mit ihrem spontanen Entschluß in Bewegung gesetzt hat, hätte sich Lena Wronski zuvor niemals träumen lassen."Mit meiner Tauschpartnerin habe ich den Antrag an die Uni Freiburg ausgefüllt, und den dort genehmigen lassen.Damit bin ich zum Zulassungsbüro der FU gegangen, wo mir mitgeteilt wurde, daß ich auch noch den Tauschantrag der FU benötige, den auch die Uni Freiburg wieder unterschreiben müsse", erzählt Lena Wronski.

Damit nicht genug: Die FU habe, um dem Tausch überhaupt zustimmen zu können, auch die Rückmeldung ihrer Tauschpartnerin in Freiburg für das Sommersemester verlangt."Dadurch wollen wir sicherstellen, daß beide Partner auch einen regulären Studienplatz haben", erklärt Sigrid Jupke vom Zulassungsbüro der FU.So aufwendig wie viele Studierende meinen, sei der Verwaltungsakt aber nicht."Wenn die ausgefüllten Tauschanträge der beteiligten Universitäten, Rückmeldung, ZVS-Bescheid, Hochschulzugangsberechtigung wie etwa das Abiturzeugnis und in einigen Fällen auch Leistungsscheine vorliegen, dauert das nur wenige Minuten", sagt Sigrid Jupke.

Das Verfahren an den drei Berliner Universitäten ist jedoch keineswegs einheitlich.Freie Universität und Technische Universität (TU) haben Antragsformulare, die die Tauschwilligen ausfüllen und unterschreiben müssen.An der Humboldt-Universität (HU) reicht ein formloser schriftlicher Antrag.Es empfiehlt sich, daß sich die Studierenden zuvor genau über die Formalitäten der jeweiligen Hochschule informieren.Ein anderer Punkt könnte den Uniwechsel außerdem erschweren: Denn prinzipiell ist ein Tausch nur dann möglich, wenn beide Partner im gleichen Fachsemester sind und sie exakt die gleichen Scheine vorlegen können.Bei den unterschiedlichen Stundenplänen an den Universitäten ist das oft gar nicht so einfach.

Die "Schein-Frage" ist an den Berliner Universitäten ebenfalls nicht einheitlich geregelt.Während die FU die "Schein-Gleichheit" voraussetzt und sich die Nachweise meist auch vorlegen läßt, stimmt die TU dem Tausch bereits zu, wenn beide Partner im gleichen Studiengang und im gleichen Fachsemester sind."Der individuelle Leistungsstand spielt dann keine Rolle", sagt ein Mitarbeiter des Zulassungsbüros an der TU.Die HU verlangt dagegen eine Einstufung durch den Prüfungsausschuß des jeweiligen Fachbereichs."Der muß die Scheine anerkennen und die Einstufung in das Fachsemester vornehmen.Nur wenn dann die Fachsemester übereinstimmen, kommt der Tausch zustande", erklärt Manuela Schumann vom Zulassungsbüro der HU.

Was für die Mitarbeiter der Zulassungsbüros Routine ist, kommt vielen Studierenden wie ein großer, undurchschaubarer Verwaltungsdschungel vor.Sie sind nicht selten genervt und froh zugleich, wenn das Immatrikulationsbüro die Einschreibung endlich vorgenommen hat."Es hat unheimlich viel Kraft gekostet, bis es so weit war, daß ich hier meine erste Stunde an der Uni absolvieren konnte.Aber nach einem Semester in Berlin muß ich sagen, der Aufwand hat sich gelohnt", erzählt Silke Mann.

Nicht immer haben die Tauschwilligen so viel Glück wie Silke Mann, Lena Wronski oder Yörn Lauer.FU-Medizinstudentin Susane Halfert beispielsweise sucht bereits seit fast einem Jahr nach einem Tauschpartner, um an der TU Dresden studieren zu können.Alle Bemühungen blieben bislang erfolglos.Doch die Hoffnung hat Susanne Halfert noch nicht aufgegeben: "Ich werde auch weiterhin alle Möglichkeiten ausprobieren, um doch noch nach Dresden zu kommen."

Eine Suchzeit von mindestens einem halben Jahr müsse man schon einkalkulieren, meinen auch die Organisatoren von Tauschbörsen.Wer zum Wintersemester 1999/2000 tauschen möchte, sollte also schon jetzt - zu Beginn des Sommersemesters - aktiv werden.

KATHRYN KORTMANN

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