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Gesundheit: "Bachelor und Master": Nun wird es wieder grundständiger

Die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen ist in Deutschland umstritten. Aber die Deutschen können sich dem Weg einer Neuordnung der Studiengänge in Europa nicht verschließen.

Die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen ist in Deutschland umstritten. Aber die Deutschen können sich dem Weg einer Neuordnung der Studiengänge in Europa nicht verschließen. In Paris wurde diese Reform innerhalb der EU mit der Sorbonne-Erklärung von 1998 angestoßen, der Bologna-Erklärung von 1999 schlossen sich bereits 29 europäische Wissenschaftsminister an, und im nächsten Frühjahr wird in Prag Bilanz gezogen: Was hat Europa auf dem Weg zu gestuften Studiengängen mit dem Bachelor- und Masterabschluss erreicht?

Jetzt wollen die deutschen Hochschulrektoren dieser Diskussion einen neuen Akzent verleihen. Es müsse weiterhin auch grundständige Studiengänge geben, die nach fünf Jahren zu einem Master of science führen und besonders befähigte Studenten für Aufgaben in Forschung und Entwicklung vorbereiten, hieß es gestern vor der Presse. Nach Ansicht des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, Klaus Landfried, sollen grundständige Studiengänge von Anfang an dem Numerus clausus unterliegen. Nur den Besten stehen sie offen.

Landfried sieht sich mit dieser Forderung im Trend: Auch in den USA würden wieder grundständige Studiengänge von fünf Jahren Dauer verstärkt ins Programm genommen. In Deutschland sollen die grundständigen Studiengänge mit Vorrang in den Ingenieurwissenschaften sowie in der Medizin angeboten werden.

Landfried antwortete auf skeptische Fragen von Journalisten: Diese neue Forderung bedeute keine Reformumkehr. Die Rektorenkonferenz plane keine Abkehr von Bachelor und Master. Er gehe nach wie vor davon aus, dass in etwa zehn Jahren mindestens 50 Prozent der deutschen Studenten sich in den neuen Studiengängen auf den Bachelor- oder Masterabschluss vorbereiten. Nach drei Jahren wird demnach die Masse der Studenten mit dem Bachelor in der Tasche zunächst in den Beruf wechseln, nur ein begrenzter Kreis der Besten kann anschließend in ein oder zwei Jahren direkt den Master machen. Bei den grundständigen Masterstudiengängen gibt es dagegen keine Stufung bei den Abschlüssen, sondern nur eine Unterbrechung durch eine Zwischenprüfung. Während der Wissenschaftsrat empfohlen hat, nach einer Übergangszeit möglichst auf ein einheitliches System zu setzen und die bisherigen deutschen Langzeitstudiengänge mit dem Magister, dem Staatsexamen oder dem Diplom durch Bachelor und Master zu ersetzen, wünscht die Hochschulrektorenkonferenz jetzt ein offenes Konzept. Landfried: Ein Nebeneinander der verschiedenen Studiengänge sei dann finanziell machbar, wenn etwa 90 Prozent der Studienangebote durch Modularisierung deckungsgleich angelegt werden.

Werbung im Ausland

Die Hochschulen wollen künftig gemeinsam mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in der Welt intensiv um Studenten werben. Ausbildung in Deutschland gehöre in vielen Bereichen "weltweit zur Spitze, leider sei dies in vielen Ländern noch nicht hinreichend bekannt", erklärte Klaus Landfried. Deswegen wird jetzt eine Marketingoffensive auch mit Unterstützung des Bundeswissenschaftsministeriums gestartet.

Besonders begehrt sind Studenten, die bereits an einer Universität in ihrem Heimatland einen ersten Hochschulabschluss gemacht haben und dann als Graduierte in Deutschland den Master anschließen wollen. HRK-Präsident Landfried begründete die gezielte Werbung um ältere Studenten damit, dass der Betreuungsaufwand bei sehr jungen Studenten allein schon wegen ihres Heimwehs zu groß sei, während sich ältere Studenten in eine fremde Umgebung eher einleben würden. Außerdem könnten die Hochschulen für weiterbildende Angebote Gebühren erheben, und er sei für alle Maßnahmen, die den Hochschulen zusätzliche Einnahmen verschaffen.

Eine gezielte Werbung um Master-Studenten oder um junge Wissenschaftler, die in Deutschland promovieren wollen, wird Geld kosten. Nicht nur weil die Hochschulen im Ausland auf Messen auftreten. Sie müssen auch einen attraktiven Internetauftritt organisieren. Hinzu kommen die Kosten für das Wohnen. Denn es gibt Gebiete, in denen farbige Ausländer als nicht erwünscht erscheinen. Um den Ausländern die notwendige Sicherheit und ein angenehmes Umfeld zu bieten, wollen die Hochschulen selbst als neue Aufgabe das Wohnen organisieren. Nicht die Studentenwerke hätten dann die Ausländer vorrangig in Heimen unterzubringen, sondern die Hochschulen sollen geeignete Häuser mieten und von deutschen und ausländischen Studenten, jungen Wissenschaftlern und Professoren gemeinsam bewohnen lassen.

Uwe Schlicht

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