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Gesundheit: Berliner Koalition: "Keine Alternativen in Sicht"

Benjamin Hoff (25) gehört seit 1995 dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Er ist wissenschaftspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion.

Benjamin Hoff (25) gehört seit 1995 dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Er ist wissenschaftspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion.

Herr Hoff, in der Stadt schlägt die Empörung über die geplante Schließung der Medizin an der Freien Universität hohe Wellen. Dass Rot-Rot in Berlin sparen muss, ist klar. Warum aber gerade da?

Ich habe großes Verständnis für diese Empörung, denn dieser Schritt ist nicht nur für die Freie Universität sondern für die gesamte Wissenschaft in Berlin bitter. In den Koalitionsverhandlungen haben wir alle Alternativen zu dieser Entscheidung geprüft. Noch im Sommer des vergangenen Jahres waren wir uns sicher, dass wir mit Lösungsvorschlägen für die erheblichen Investitionsprobleme sowohl bei der Charité als auch beim UKBF eine dauerhafte Perspektive für beide Klinika - bei Strukturveränderungen - sichern könnten. Die zwischen Juli und November 2001 drastisch verschärfte Haushaltskrise aufgrund des Bankenskandals hat diese Hoffnung zunichte gemacht. Die unter großen Problemen realisierten Einsparungen von 1996 bis 1999 sind dadurch quasi vernichtet worden.

Mit welchen Einbußen bei der Drittmitteleinwerbung und anderen Forschungserträgen rechnen Sie nach der Umwandlung des FU-Klinikums?

Genaue Angaben liegen mir derzeit nicht vor. Viel wird von den Rahmenbedingungen abhängen, die im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens für die benachbarten Naturwissenschaften der FU gesetzt werden. Klar ist, dass jede verlorene Einnahme aus Drittmitteln und jede aufgrund dieser Entscheidung scheiternde Berufung für den Wissenschaftsstandort Berlin ein Problem ist.

Immer wieder heißt es, im Zuge der Fusion von Berlin und Brandenburg werde ohnehin in den nächsten Jahren ein zweites Klinikum gebraucht, denn Brandenburg hat selbst keines. Erst schließen, dann neu gründen - wäre das nicht Verschwendung?

Seit der entsprechenden Vereinbarung zwischen Berlin und Brandenburg vom Beginn der neunziger Jahre nimmt die Stadt die hochschulmedizinische Versorgung für die gesamte Region wahr. Das bedeutet, dass sich auch durch eine Fusion die Kennzahlen nicht ändern, denn Berlin und Brandenburg werden auch in Lehre und Forschung schon als eine Region verstanden. Auch nach einer Fusion der beiden Länder kann man mittelfristig nicht von einem neuen Universitätsklinikum ausgehen. Dazu ist keines der beiden Länder finanziell in der Lage.

Oft ist in den Tagen zu hören, die PDS mache sich mit ihrer Zustimmung zur Schließung eines Klinikums im Westen, statt weiterer Einsparungen an der Charité zum Anwalt des Ostteils der Stadt. Was sagen sie dazu?

Aus der besonderen Geschichte Berlins heraus kann ich diese Argumentation verstehen und halte sie dennoch für falsch. Ich habe mich sehr über die Aussage des FU-Präsidenten Gaehtgens gefreut, der Ende Dezember gesagt hat, diese Entscheidung der Koalition soll nicht als "Ost-West-Konflikt" interpretiert werden. Die Entscheidung der Koalition trifft nicht nur einen Teil dieser Stadt, sondern die gesamte Forschungslandschaft Berlins, die gemeinsamen Einrichtungen von FU und HU. Im übrigen birgt sie auch für die Charité erhebliche Probleme. Ich will es noch einmal betonen: Wir haben lange nach Alternativen gesucht. Die Haushaltslage ließ dies nicht zu und niemand konnte mir letztlich einen realistischen anderen Weg zeigen.

Herr Hoff[in der Stadt schlägt die Empö]

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