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Gesundheit: Besser betreute Bachelors

Weniger Studenten, mehr Lehre: Wie Senat und Unis die Streichung von Studienplätzen erklären

Die Zahl der Studienplätze in Berlin, die bereits wegen der Sparmaßnahmen gesunken ist, soll um weitere acht Prozent sinken – was bedeutet das für die Situation an den Universitäten? In den neuen Bachelorstudiengängen soll das Betreuungsverhältnis zwischen Studierenden und Dozenten um im Schnitt 15 Prozent verbessert werden. Den Unis steht es aber frei, in besonders überlaufenen Massenfächern das Verhältnis um 20 Prozent zu verbessern, in den nicht so stark nachgefragten Natur- und Ingenieurwissenschaften hingegen nur um acht Prozent.

Der Wissenschaftsrat hält einen um 15 bis 25 Prozent höheren Betreuungsaufwand für den Bachelor nötig. Hätten Berlins Unis das Betreuungsverhältnis um 25 Prozent erhöht, hätten sie durchschnittliche Seminargrößen mit 30 Studierenden erreicht, sagte Werner Väth, Vizepräsident der FU am Donnerstag. Nun werden die Seminare etwas größer – ein Kompromiss mit dem Senat.

Aus dem Akademischen Senat der TU war bereits am Dienstag bekannt geworden, dass die Uni langfristig über 1000 Bewerber weniger aufnehmen wird. Im Jahr 2003 hatte die TU 4034 Studienanfänger aufgenommen. Der Akademische Senat stärkte Vizepräsident Präsident Steinbach mit einem einstimmigen Beschluss den Rücken. Selbst die Studentenvertreter, die traditionell die Universität für möglichst viele Bewerber offen halten wollen, stimmten dem Beschluss zu. Vom Berliner Senat erwartet das Gremium, dass er den Verlust an Studienplätzen noch durch ausgleichende Finanzierung verhindern kann – auch im Hinblick auf den bevorstehenden Studentenberg.

Verringern sich nun die Chancen für Landeskinder auf ein Studium in Berlin? Bisher bleiben 73,5 Prozent aller Berliner Abiturienten, die ein Studium aufnehmen, in der Stadt. Trotzdem besetzen sie nur 45 Prozent der hiesigen Studienplätze, die meisten Studierenden kommen aus anderen Bundesländern. Wenn die Unis ihre Kapazitäten weiter absenken, werden Berliner Abiturienten, die im Schnitt schwächer abschneiden als die in vielen anderen Bundesländern, wegen des Numerus clausus weiter ins Hintertreffen geraten. Für Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linke) ist dies „ein Leistungsproblem der Berliner Schulen“.

Die Unis einigten sich mit dem Senat auch auf Übergangsquoten zwischen Bachelor und Master. In den Geisteswissenschaften etwa rechnet man damit, dass 70 Prozent der Erstsemester tatsächlich den Bachelorabschluss machen. Von diesen 70 Prozent sollen über 70 Prozent in den Master aufgenommen werden. In den Naturwissenschaften sollen über 90 Prozent der Bachelorabsolventen in den Master gehen können, in den Ingenieurwissenschaften will die TU am liebsten alle Studierenden, die den Bachelor gemacht haben, auch zum Master führen.

Wie viele Studienplätze verliert Berlin insgesamt? Nach Angaben der Wissenschaftsverwaltung werden die Unis allein aufgrund der Sparmaßnahmen 10 000 ihrer ursprünglich 63 000 ausfinanzierten Studienplätze verlieren – davon würden aber 9000 an den Fachhochschulen wieder aufgebaut. Mit der neuen Absenkung um acht Prozent gehen an den Unis nochmals über 4000 Studienplätze verloren. Bis 2009 sollten aber weitere 2000 neue Studienplätze an Fachhochschulen entstehen, heißt es aus der Senatsverwaltung. Berlin hätte dann noch 82 000 von ursprünglich 85 000, die der Wissenschaftsrat als Untergrenze festgelegt hatte.

Vermutlich ist das eine Beschönigung der Tatsachen. Denn die hohe Anzahl von Studienplätzen auch nach der Sparrunde wurde lediglich durch Rechentricks erreicht. Die Lehrverpflichtung der Professoren wurde um eine Stunde heraufgesetzt, die Studienplätze der in die Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) eingegliederten Berufsakademie sowie die der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege wurden mit eingerechnet. Die Zahl der Studienplätze in Berlin dürfte tatsächlich auf 79 000 sinken.

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