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Bio fürs Bett: Charité testet Potenzpille aus Pflanzen

End-Burzeldorn statt Viagra? Die Berliner Universitätsklinik Charité erprobt zurzeit erfolgreich eine Potenzpille aus pflanzlichen Bestandteilen. Kein Wundermittel - sondern ein Cocktail aus Wirkstoffen, die schon seit Jahrtausenden bekannt sind, sagen die Forscher.

In klinischen Versuchen hatten 50 Männer nach Einnahme der Pille mehr Lust auf Sex, mehr Spaß im Bett und fühlten sich auch sonst wohler in ihrer Haut. "Ihre Libido war im Vergleich sogar höher als in der Kontrollgruppe, die Viagra nahm", berichtet Olaf Schröder vom Charité-Institut für Transfusionsmedizin. Er wertet die Ergebnisse der Tests als "sehr gut". Im Frühjahr 2010 soll das Bio-Potenzmittel auf den Markt kommen. Profitieren davon können aber nur Männer.

In den jüngsten Tests bestätigt sich für die Wissenschaftler, was bereits eine erste, kleinere Studie im Jahr 2007/08 zeigte: Die Mischung verschiedener Pflanzenextrakte erhöht im Körper den Spiegel des männlichen Sexualhormons Testosteron und verbessert die Durchblutung.

Osteuropäische Pflanze

Der anregende Charité-Cocktail besteht vor allem aus Teilen der Pflanze Tribulus terrestris (End-Burzeldorn), die in Osteuropa wächst. Ähnlich wirkt die Andenpflanze Maca. "Maca steigert die Bindungsfähigkeit des Testosterons", erläutert Schröder. Zum Bio-Potenzmittel hinzu kommen Policosanol, das aus Zuckerrohr und Reis gewonnen wird und die Blutfettwerte senkt, sowie die Aminosäure L-Anginin. Sie kommt in Erdnüssen und Weizenkeimen vor und führt unter anderem zur Gefäßerweiterung. Weintraubenextrakt, traditionell für seine stärkende Wirkung auf Herz-Kreislauf- und Immunsystem bekannt, komplettiert die Mischung.

"Alle diese Substanzen sind seit Jahrtausenden bekannt. Klinische Studien zu Wirksamkeit und Nebenwirkungen liegen ebenfalls vor", sagt Schröder. Da die Wirkstoffe alle auf dem Markt seien, werde das neue Mittel später nicht als Medikament, sondern als diätetisches Lebensmittel verkauft.

Ein großer Markt

Der Markt ist groß: Rund zehn Prozent aller Männer leiden an Erektionsstörungen, unter den 50- bis 70-Jährigen sogar mehr als die Hälfte. Bislang ist Viagra mit dem Wirkstoff Sildenafil auf diesem Terrain der Platzhirsch. Allein 2007 setzte das Pharmaunternehmen Pfizer damit weltweit 2,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,9 Milliarden Euro) um.

Gravierende Nebenwirkungen der Biomischung haben die Berliner Forscher bislang nicht dokumentiert. "In Einzelfällen kam es zu Durchfall", berichtet Forscher Schröder. Das kann sogar ein Schutz sein. Denn eine mögliche Überdosierung könnte sich nach Ansicht der Forscher damit auf der Toilette von selbst erledigen.

In weiteren Studien sollte nach Ansicht der Berliner Mediziner aber noch geprüft werden, ob sich bei längerer Einnahme die Nebenwirkungen noch reduzieren lassen und die Wirksamkeit weiter steigern lässt. Denn Wunder, so betont Schröder, leistet auch die neue Pille nicht. Es gehe darum, Potenzprobleme, die zum Beispiel durch Nierenkrankheiten, Diabetes oder Depressionen entstehen können, zu minimieren. "Sie ganz auszuschalten geht nicht." (mfa/dpa)

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