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Gesundheit: Blockierte Partnerwahl

Zwei Berliner Fachhochschulen wollen fusionieren, eine dritte will mitmischen

Will Berlin eine Liebesheirat verhindern und stattdessen eine Zwangsehe stiften? Das befürchtet Peter Heinrich, der scheidende Rektor der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR). Seit zwei Jahren steht der Entschluss fest, die Mitte der siebziger Jahre gegründete FHVR in eine andere Fachhochschule zu integrieren. So hat es der Wissenschaftsrat empfohlen, und so will es der Senat. „Den Argumenten haben wir uns nie verschlossen“, sagt der vergangene Woche in den Ruhestand getretene Heinrich. Umso unverständlicher sei, dass eine Hochschule, „die sich freiwillig einer Fusion unterwirft“, Schwierigkeiten bei der Partnerwahl bekomme.

Die FHVR wünscht sich die Fusion mit der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW). Diese würde die FHVR auch mit offenen Armen empfangen: „Das wäre eine wunderbare Möglichkeit, unser Fächerspektrum zu erweitern“, sagt Franz Herbert Rieger, Rektor der FHW. Die FHW könne ihr stark auf Betriebswirtschaft spezialisiertes Angebot mit einem kräftigen Schuss Sozial- und Rechtswissenschaften befruchten. Umgekehrt könne die FHVR in ihrer Verwaltungsausbildung vom ökonomischen Know-how der FHW profitieren, sagt Rieger. Die Zahl der Studierenden der FHW in Berlin-Schöneberg stiege nach der Fusion von jetzt knapp 5000 auf 7000. Die Hochschule hieße dann Fachhochschule für Wirtschaft und Recht (FHWR).

Die Senatoren für Inneres und Justiz, deren Verwaltungen die von der FHVR ausgebildeten Polizisten und Verwaltungsfachleute aufnehmen, haben die Fusion mit der FHW längst gutgeheißen. Trotzdem hängen die Hochschulen seit langem in der Luft. Zuerst störte es die Finanzverwaltung, dass die FHVR ihre Miete in den neuen Räumen an der FHW nicht mehr an das Land zahlen würde.

Inzwischen steht zwar fest, dass die FHVR in ihren Räumen in Lichtenberg bleibt. Doch mittlerweile drängt auch die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) auf eine Fusion mit der FHVR. Dieser Wunsch finde bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft durchaus offene Ohren, ist zu hören. Offiziell heißt es aus dem Senat nur, man verhandle mit allen Beteiligten. Aus Sicht der Leitungen von FHVR und FHW wäre die Fusion mit der FHTW jedoch längst nicht so fruchtbar. Die FHTW verfüge schon jetzt über 10 000 Studierende und ein sehr breites Fächerspektrum, werde durch die Fusion also längst nicht so nachhaltig verändert wie die viel kleinere FHW. Auch drohe die FHVR an der großen Fachhochschule unterzugehen.

Hans-Herwig Atzorn, Erster Vizepräsident der FHTW in Berlin-Karlshorst, verweist hingegen auf bereits bestehende Kooperationen mit der FHVR. Attraktiv sei gerade auch die räumliche Nähe, die das Zusammenwachsen deutlich erleichtern könnte. Unterdessen hofft FHW-Chef Rieger auf eine Entscheidung: „Nach zwei Jahren Warten sind die Nerven zerrüttet.“ Die Hochschule habe Personalentscheidungen lange aufgeschoben und brauche Klarheit. Aus der Senatsverwaltung ist zu erfahren, die Angelegenheit werde voraussichtlich noch in diesem Jahr geklärt.

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