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Gesundheit: Creutzfeldt-Jakob: weniger Tote

Befürchtete Epidemie nach BSE-Ausbruch ausgeblieben

Wie groß ist die Gefahr durch BSE, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie, wirklich? Wie groß ist das Risiko, durch den Verzehr von Rindfleisch möglicherweise erkrankter Tiere von einer Variante der CreutzfeldtJakob-Krankheit (vCJK) befallen zu werden? Ist die Bedrohung in der Diskussion um BSE womöglich überschätzt worden?

Hinweise aus Großbritannien jedenfalls könnten in diese Richtung interpretiert werden. Wie Forscher der Nationalen CJK-Überwachungsstelle, Edinburgh, in der aktuellen Ausgabe des Mediziner-Fachblatts „Lancet“ berichten, ist zumindest der befürchtete Anstieg der Todesfälle ausgeblieben. Manche Wissenschaftler hatten angesichts der doch recht laxen Vorgehensweise der Briten gegen BSE mit einer geradezu epidemisch wachsenden Zahl von Betroffenen gerechnet.

Doch das Gegenteil ist offenbar der Fall: den offiziellen Angaben zufolge sinkt die Sterberate. Gab es im Jahr 2000 noch 28 Tote auf Grund von vCJK, wurden im Jahr darauf 20 und im vergangenen Jahr 17 gezählt. Insgesamt gab es bis zum Ende des vergangenen Jahres in Großbritannien 129 Erkrankte, 121 von ihnen waren der Krankheit erlegen. Dies geschieht allerdings immer noch schnell, berichten die Fachleute: Vom Ausbruch der Erkrankung bis zum Tod vergeht nicht mehr als etwa ein Jahr.

Für Robert Will vom Western-General- Krankenhaus in Edinburgh, Mitautor der Studie, ist diese Entwicklung ermutigend. Die Schlussfolgerung jedoch, dass die Krankheit im beständigen Rückgang sei, hält er für verfrüht.

CJK ist schon vor der BSE-Diskussion aufgetreten, und zwar als eine ohne erkennbaren Anlass auftretende, in ihren Ursachen immer noch nicht völlig erforschte Krankheit, gegen die es keine Therapie gibt. Hierbei verformen sich Eiweißpartikel in charakteristischer Weise (Prionen), das Gehirn wird schwammartig löcherig, die Nervenzellen verlieren ihre Fähigkeit zur Übertragung von Signalen. Die Patienten leiden unter Störungen des Gedächtnisses, der Orientierungsfähigkeit und des Bewegungsapparates. Zwar ist CJK nicht direkt ansteckend, doch schreibt das Bundesseuchengesetz eine Meldepflicht vor. Im Land Berlin werden jährlich eine bis vier Neuerkrankungen gezählt, wobei hier kein Zuwachs festgestellt werden konnte.

1996 erhärtete sich der Verdacht, dass eine Variante der CJK durch den Verzehr von Rindfleisch BSE-befallener Schlachttiere ausgelöst werden kann. Gerade die Briten galten als gefährdet, weil dort die BSE- Epidemie ausgebrochen war und die Regierung zunächst mit einschneidenden Vorsorgemaßnahmen zögerte. Einen letzten Beweis für die Übertragbarkeit von BSE gibt es nicht.

Dass die Hirnkrankheit in der Lage ist, die Artengrenze zu überschreiten, ist hingegen unbestritten. Denn die BSE-Fälle traten erst auf, als die Rinder mit Futter ernährt wurden, das Mehl an „Scrapie“ erkrankter Schafe enthielt. So wird bei diesen Tieren jene Erkrankung genannt, die das Hirn befällt. gih

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