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Gesundheit: Das Gen, das kein Gen war

95 Prozent unseres Erbguts sind bislang kaum erforschtes Land. Manche Forscher halten es für eine trostlose, bedeutungslose Wüste und nennen diesen überwiegenden Teil unserer Erbsubstanz schlicht „Junk“ (Müll), weil er offenbar keine Gene enthält.

95 Prozent unseres Erbguts sind bislang kaum erforschtes Land. Manche Forscher halten es für eine trostlose, bedeutungslose Wüste und nennen diesen überwiegenden Teil unserer Erbsubstanz schlicht „Junk“ (Müll), weil er offenbar keine Gene enthält. Aber vielleicht hat man sich mit dieser Annahme getäuscht. Denn jetzt hat ein Forscherteam der Harvard Medical School in Boston herausgefunden, dass möglicherweise eine neue Art von Erbanlagen auf diesen Abschnitten der DNS zu Hause ist. Ihr Auftrag: andere Gene an oder abschalten.

Die Wissenschaftler untersuchten das Erbgut des Hefepilzes. Sie stellten fest, dass das Ablesen (Transkription) eines Gens namens SER3 blockiert wird, wenn eine benachbarte Erbanlage mit Namen SRG1 zuvor bereits aktiviert wurde. Das Besondere daran: SRG1 ist kein herkömmliches Gen. Es enthält nämlich keine Bauanleitung für ein Protein, gehört also zur „nicht-kodierenden“ DNS. Dagegen scheint es zu genügen, dass die Information in das Botenmolekül RNS übertragen wird. Bei diesem Prozess wird ein Komplex von Proteinen an das Gen angelagert. Dieser biochemische Apparat könnte bis zur benachbarten Erbanlage – in diesem Fall dem SER3 –„überlappen“ und so verhindern, dass hier ebenfalls ein „Lesegerät“ angedockt wird. So jedenfalls stellen sich die Forscher vor, dass die Blockade funktioniert.

Ganz sicher sind sich die Wissenschaftler dabei nicht. „Immer wenn wir glaubten, wir hätten alles verstanden, haben wir uns getäuscht“, sagt der Genetiker Fred Winston, einer der beteiligten Forscher. „Es gibt stets weitere Schichten der Komplexität.“ Und so könnte sich am Ende herausstellen, dass in der Wüste unseres Erbguts noch mancher geheime Schatz verborgen liegt. wez

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