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Gesundheit: Das Wiehern der Klone

Italienische Wissenschaftler haben erstmals ein Pferd genetisch kopiert. Dazu brauchten sie 841 Embryonen

Sie heißen Alchimist, Man O’ War oder Sunline, und sie lassen die Herzen ihrer Fans höher schlagen: berühmte Rennpferde. Ihre Namen stehen für legendäre Rennen und einmalige Siege. Einmalig? Das könnte sich nun ändern. Denn italienische Spezialisten haben nun erstmals ein Pferd geklont. „Jetzt können auch kastrierte Champions ihre Gene an künftige Generationen weitergeben“, frohlocken die Forscher.

Cesare Galli und seine Kollegen vom Forschungsinstitut Lazzaro Spallanzani in Cremona besorgten sich zunächst weibliche Eizellen vom Schlachthof. Diese entkernten sie und „befruchteten“ sie entweder mit den Zellkernen eines arabischen Hengstes oder denen einer Haflinger-Stute. Die Spenderzellen stammten aus der Haut der Tiere.

Das Verfahren der Forscher entspricht dem, mit dessen Hilfe bereits das Klonschaf Dolly erzeugt worden war. Um die Verschmelzung von Eizelle und fremdem Zellkern zu erleichtern, wird dabei die genetische Spenderzelle zunächst in einen mehrtägigen Hungerzustand versetzt. Die Vereinigung mit der Eizelle erfolgt dann unter leichten Stromstößen.

Insgesamt 513 Araber- und 328 Haflinger-Embryonen wurden auf diese Weise erzeugt, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“. Allerdings entwickelte sich nur ein Bruchteil von ihnen zur mehrzelligen Keimblase (Blastocyste) weiter – acht vom Hengst und 14 von der Stute. Von diesen wiederum wurden jeweils acht und neun in insgesamt neun „Leihmütter“ eingepflanzt. Dabei kam es zu vier Schwangerschaften, von denen zwei nach den ersten Wochen fehlschlugen und die dritte am 187. Tag mit einer Fehlgeburt endete.

Lediglich einer von 841 Embryonen entwickelte sich also zum Pferd und kam termingerecht nach 336 Tagen zur Welt. Prometea, so der Name des Fohlens, wurde am 28. Mai geboren, wog 36 Kilogramm und war bemerkenswerter Weise auch noch die genetische Kopie des Tieres, in dessen Bauch es ausgetragen wurde. Damit ist Prometeas Muttertier zugleich sein Zwilling.

Der Zoo der geklonten Säugetiere wird damit größer und größer. Vor kurzem war bereits ein Maultier-Klon zur Welt gekommen, nachdem schon Schaf, Maus, Ziege, Rind, Kaninchen, Katze und Schwein genetisch kopiert worden waren. Natürlich bieten sich besonders die Pferde an, um zu untersuchen, wie stark bestimmte Eigenschaften genetisch vorherbestimmt sind. Ist der Klon eines berühmten Rennpferdes genauso erfolgreich? Oder gibt es andere Faktoren außerhalb der Gene, die über die Eigenschaften eines Tieres entscheiden?

Ein Tier aber wird wohl niemals geklont werden: Quixall Crossett, das schlechteste Rennpferd aller Zeiten. Es verlor mehr als 100 Rennen in Serie, oder, um die ganze Wahrheit zu sagen: Es hat nie eines gewonnen. Trotzdem gehören dem chronischen Verlierer viele Sympathien. Die Letzten werden die Ersten sein, heißt es schon in der Bibel. Aber nicht im Klonlabor.

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