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Gesundheit: „Den Besten Beiträge erstatten“

Der Chef der Uni München sagt, warum er auf einen Teil der Gebühren verzichtet

Herr Huber, Ihre Uni, die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, beansprucht für sich, eine der besten deutschen Hochschulen zu sein. Jetzt überraschen Sie mit einem Discount-Angebot bei Studiengebühren. Sie wollen 300 Euro haben, obwohl Sie bis zu 500 Euro nehmen könnten. Brauchen Sie das Geld nicht?

Doch, das brauchen wir schon. Wir wollen allerdings den Übergang auf das System der Studienbeiträge abfedern, insbesondere für die Studierenden, die ziemlich weit fortgeschritten sind. Für das Sommersemester 2007 und das anschließende Wintersemester erheben wir deshalb zunächst einen Beitrag von 300 Euro. Ab 2008 wird dann der volle Beitrag von 500 Euro erhoben.

Politiker betonen aber immer, dass die Gebührenpläne sozialverträglich sind. Warum ist dann ein Abfedern nötig?

Die Gebühren sind eine zusätzliche Belastung, das muss man ganz klar sehen. Kredite lösen das Problem ja nicht, sondern verlagern es. In Zukunft, wenn der volle Beitrag im Jahr bezahlt wird, sind das 1000 Euro im Jahr. Das sind 80 Euro im Monat. Dazu kommen pro Semester noch einmal 85 Euro Verwaltungsgebühren. Das muss von Studierenden erst einmal bezahlt werden.

Bisher gibt es kaum Stipendien für Studenten. Sie wollen den besten zehn Prozent eines Jahrgangs die Gebühren rückwirkend erlassen. Wie soll das funktionieren?

Wir nehmen die Ergebnisse der Abschlussprüfungen und vergleichen sie innerhalb eines Faches. Dann erstatten wir den zehn Prozent besten Juristen, den zehn Prozent besten Ägyptologen undsoweiter die Beiträge. Anders geht es nicht, da die Notenvergabe zwischen den Fächern nicht wirklich vergleichbar ist.

Wird es auch Nachlässe für arme Studenten geben?

Nein, wir können nur im gesetzlichen Rahmen von der Beitragspflicht befreien. Das gilt zum Beispiel für Studierende, die Kinder haben oder aus kinderreichen Familien stammen. Wenn wir darüber hinausgehen wollten, wären wir als Universität auch überfordert. Wir können nicht die Aufgabe übernehmen, Sozialverträglichkeit und individuelle Einkommensverhältnisse zu prüfen. Wenn man das tun wollte, bräuchte man ein bundesweit angelegtes Stipendiensystem.

Ein weiterer Teil der Gebühren wird an die Banken fließen, damit sie Ausfallfonds für Studiengebührenkredite finanzieren können. Bleibt da noch Geld für die Uni übrig?

In der Tat bedeuten die Sicherungsfonds für die Banken, die ein Studiendarlehen anbieten, eine erhebliche Reduktion unserer Einnahmen. Da fließen zehn Prozent der Beiträge ein. Für die Verwaltung der Gebühren müssen wir zwei bis fünf Prozent des Geldes abziehen. Dennoch kommen beachtliche Beträge zusammen. Wenn man mit dem Beitrag von 500 Euro rechnet, bleibt für uns eine Summe von rund 20 Millionen Euro im Jahr übrig.

Was wird sich für Studenten verbessern?

75 Prozent werden den Fächern zur Verfügung gestellt, damit sie vor Ort die Studienbedingungen verbessern. Die Betreuungsintensität soll ausgebaut werden, durch zusätzliche Tutorienprogramme und Lehraufträge. 25 Prozent bleiben auf der zentralen Ebene. Davon sollen etwa die Öffnungszeiten der Bibliotheken verlängert werden oder die Bücherbestände vergrößert.

Können Sie gewährleisten, dass die Fachbereiche das Geld nicht woanders einsetzen?

Wir sind gesetzlich verpflichtet, die Beiträge zur Verbesserung der Studienbedingungen einzusetzen. Wir werden auf zentraler Ebene kontrollieren, dass die Gelder nicht zweckentfremdet werden. Wir müssen das sogar, weil Studierende klagen können, wenn ihr individueller Studienbeitrag nicht zur Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt wird.

Können die Studierenden auch Vorschläge machen?

Wir haben auf Fakultätsebene und auf der zentralen Ebene Kommissionen eingesetzt, in denen Vorschläge für die Verwendung der Gebühren erarbeitet werden. Die Hälfte der Mitglieder sind Studierende, die andere Hälfte setzt sich aus Professoren, wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern sowie der Frauenbeauftragten zusammen. Die Studenten haben dort also die Mehrheit.

Wie wollen Sie das Geld unter den Fächern verteilen? Es ist zu hören, dass an vielen Unis heftige Verteilungskämpfe toben. So beanspruchen Naturwissenschaftler einen Großteil der Gebühren, weil sie die teurere Ausstattung haben. Geisteswissenschaftler halten dagegen, dass bei ihnen mehr Studenten eingeschrieben sind.

Daraus kann man in der Tat einen Prinzipienstreit machen. Wir verteilen das Geld zwischen den Fächern nach Studierendenzahlen. Die Probleme entstehen dadurch, dass es Lehrex- und importe gibt….

…das bedeutet, dass einige Fächer Kurse für Studenten aus fremden Fächern anbieten.

Genau. Die Statistik ist ein typisches Fach, das viele Kurse für andere anbietet, aber selbst wenig Studenten hat. Das korrigieren wir, indem wir solche Lehrbelastungen mitberücksichtigen. Das ist nicht einfach, hat aber bei uns bisher nicht zu Konflikten geführt.

Wie hoch werden die Gebühren in fünf Jahren sein?

Deutlich höher als sie jetzt sind.

Die Fragen stellte Tilmann Warnecke.

BERND HUBER (46) ist Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München, die mit 47 000 Studenten und 700 Professoren zu den größten deutschen Universitäten gehört.

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