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Gesundheit: Denkmäler für bedrohte Sprachen Volkswagen-Stiftung fördert Wissenschaftler

„Totoli“ heißt der Patient – eine der vielen Sprachen, die auf der Welt bedroht sind. Von den 6000 auf der Erde gesprochenen Sprachen dürften in den nächsten Jahrzehnten 90 Prozent verschwinden, alle zwei Monate stirbt eine Sprache.

„Totoli“ heißt der Patient – eine der vielen Sprachen, die auf der Welt bedroht sind. Von den 6000 auf der Erde gesprochenen Sprachen dürften in den nächsten Jahrzehnten 90 Prozent verschwinden, alle zwei Monate stirbt eine Sprache. Das Totoli etwa, das zu den elf Tomini-Tolitoli-Sprachen gehört, wird nur noch von etwa 2500 Sprechern der indonesischen Distrikthauptstadt Tolitoli Kota und in vier 80 Kilometern davon entfernt liegenden Dörfern am Leben gehalten. Zwar gibt es noch rund 25000 Angehörige der Volksgruppe Totoli. Doch weil viele Teenager ihre Dörfer verlassen und die Eltern zunehmend nur noch die indonesische Nationalsprache Bahasa weitergeben, sieht es um das Totoli schlecht aus.

Doch wenigstens wollen Forscher der Sprache eine Spur im kulturellen Gedächtnis der Menschheit sichern. Ziel ist es, sie soweit aufzuzeichnen, dass spätere Forschergenerationen anhand des dokumentierten Materials noch die ganze Sprachkultur beschreiben können. Die Volkswagen-Stiftung unterstützt dafür mit insgesamt rund 2,1 Millionen Euro fünf neue Forschungsvorhaben und ein Multimedia-Datenbank-Projekt zur „Dokumentation bedrohter Sprachen“ (DoBeS) am Max-Planck-Insitut für Psycholinguistik in Nijmegen. Neben der Forschung über das Totoli handelt es sich um Projekte zu Sprachen der in kleinen nomadischen Gruppen im Regenwald Malaysias lebenden Semang, zu vier Sami-Sprachen Russlands – hier ist das Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität federführend –, sowie die Sprachen der nur 50 bis 150 Sprecher starken australischen Sprechergemeinschaften Jaminjungan und Eastern Ngumpin und die ebenfalls hochgradig bedrohten Sprachen Enets und Forest Nenets in West-Sibirien.

Die Forscher erwarten sich neue Einblicke in die Vielfalt der Sprachen. So kennt das Totoli bestimmte Sprechrituale früherer Kulturformen, darunter auch eine Form eines „verbalen Kampfes“, genannt „Lelegesan“. Die Wissenschaftler werden sich bei ihren Interviews, Ton- und Filmaufnahmen aber nicht nur auf die Grammatik beschränken – ihnen geht es auch darum, der Kultur der aussterbenden Völker ein Denkmal zu setzen.

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