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Gesundheit: Der Berliner String-Forscher erhält den höchstdotierten deutschen Forschungspreis

Die Max-Planck-Gesellschaft ist seit jeher um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bemüht. Und es wird immer deutlicher, wie gut die jeweiligen Präsidenten der Gesellschaft diese Aufgabe meistern können: Erst vor einigen Wochen machte der erst 28-jährige Petrologe Gregor Markl, Sohn der MPG-Präsidenten Hubert Markl, von sich reden, als er als jüngster Professor Deutschlands an die Universität Tübingen berufen wurde.

Die Max-Planck-Gesellschaft ist seit jeher um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bemüht. Und es wird immer deutlicher, wie gut die jeweiligen Präsidenten der Gesellschaft diese Aufgabe meistern können: Erst vor einigen Wochen machte der erst 28-jährige Petrologe Gregor Markl, Sohn der MPG-Präsidenten Hubert Markl, von sich reden, als er als jüngster Professor Deutschlands an die Universität Tübingen berufen wurde. Am gestrigen Freitag nun wurden die Preisträger des höchstdotierten deutschen Forschungspreises, des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises 2000, bekannt gegeben - und zu den ausgezeichneten Wissenschaftlern gehört Dieter Lüst. Er ist seit 1993 Physik-Professor an der Humboldt-Universität und Sohn des ehemaligen MPG-Präsidenten Reimar Lüst.

Im Hause Lüst scheint die Physik geradezu die Hauswissenschaft zu sein: Dieter Lüsts Vater ist Astrophysiker, die Mutter war Physikerin, der Bruder ist ebenfalls Physiker und arbeitet bei Siemens in München. "Schon in unserer Kindheit waren dauernd Wissenschaftler bei uns zu Hause, und wir haben unsere Eltern oft auf Reisen in die USA begleitet", sagt Lüst. Er besuchte ein humanistisches Gymnasium und begann in München mit dem Studium - der Physik.

Wer heute eine der zahlreichen Publikationen Dieter Lüsts zur Hand nimmt, der wird die Physik darin aber nur noch schwerlich erkennen. Selbst die elementaren Bausteine der Materie, deren Erforschung sich der heute 43-jährige schon in seiner Doktorarbeit widmete, verbergen sich darin in mitunter zehndimensionalen Räumen. Denn als der theoretische Physiker im Jahre 1985 selbst auf seine erste große Forschungsreise nach Pasadena in die USA ging, da kam er mit einem Gebiet in Berührung, das gerade im Aufschwung war: die Stringtheorie.

Bereits Ende der 60er Jahre hatten Forscher die Hoffnung, die Kernkraft besser verstehen zu können, wenn sie die Partikel in ihren Modellen nicht mehr als Punkte betrachten, sondern mathematisch mit Hilfe von Saiten (Strings) oder Schlaufen beschrieben. Bald kam ihnen die Idee, darauf sogar eine einheitliche Theorie für die Schwerkraft und die den Mikrokosmos bestimmende Quantenmechanik begründen zu können. 1984 machten sie bei dieser Zusammenführung von Gravitation und Quantenphysik einen großen Sprung vorwärts. Auch Lüst bog nun auf diesen Pfad ein.

Er studierte zunächst, wie man die winzigen Saiten, die sich im mathematischen Formalismus der Stringtheorie in zehn- oder elfdimensionalen Räumen bewegen, wieder in unsere vertraute dreidimensionale Welt zurückholen kann. Und dafür gab es nicht nur eine, sondern unzählige Möglichkeiten. Allerdings war keine Variante einer anderen vorzuziehen. Später gelang es Lüst und seinen Kollegen, verschiedene Modelle, die zunächst in der Stringtheorie kursierten, unter ein Dach zu bringen.

Mit den 1,5 Millionen Mark, die er nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhält, möchte er seine 15-köpfige Arbeitsgruppe an der Universität ausbauen und der Stringtheorie, für die es bisher keinen experimentellen Nachweis gibt, zum Durchbuch verhelfen. Doch auch künftig will er sich einmal in der Woche an das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam-Golm zurückziehen und sich von der Verwaltungsarbeit frei machen. "Hier hat man wirklich Ruhe."

Neben Dieter Lüst werden drei Wissenschaftlerinnen und zehn Wissenschaftler mit dem Leibniz-Preis 2000 geehrt. Die mit größerem apparativen Aufwand arbeitenden Forscher erhalten ein Preisgeld von drei Millionen, die stärker theoretisch ausgerichteten Forscher von 1,5 Millionen Mark. Die Preisträger sind

Klaus Fiedler (48), Kognitive Sozialpsychologie, Universität Heidelberg, Peter Greil (45), Werkstoffwissenschaften, Universität Erlangen-Nürnberg, Matthias W. Hentze (39), Molekularbiologie, Europäisches Labor für Molekularbiologie, Heidelberg, Peter M. Herzig (45), Geochemie und Lagerstättenkunde, Technische Universität Bergakademie Freiberg, Reinhard Jahn (48), Zellbiologie, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Aditi Lahiri (47), Allgemeine Sprachwissenschaften, Universität Konstanz, Gertrude Lübbe-Wolff (46), Öffentliches Recht, Universität Bielefeld, Dieter Lüst (43), Theoretische Physik, Humboldt-Universität zu Berlin, Stefan Müller (37), Mathematik, Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Manfred Pinkal (50), Computerlinguistik, Universität des Saarlandes, Ilme Schlichting (39), Biophysik, Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie, Friedrich Temps (44), Physikalische Chemie, Universität Kiel, gemeinsam mit Hans-Joachim Werner (49), Theoretische Chemie, Universität Stuttgart, und Martin Wegener (37), Festkörperphysik, Universität Karlsruhe.

tdp

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