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Gesundheit: Der Daten-Kick

Roboterhunde, Heimkino und MP3: Start ins Jahr der Informatik

Seifenblasen schwebten im Scheinwerferlicht. Wer wollte, konnte mit ihnen spielen. Doch die schimmernden Kugeln prallten an den Händen ab und verschwanden. Die Blasen waren virtuell und das Spiel lockerte die Eröffnungsveranstaltung des Jahres der Informatik im Cubix-Kino am Alexanderplatz auf. Auch die fußballspielenden Roboterhunde des „German Teams“ aus Informatikern der Berliner Humboldt-Universität und der Unis Dortmund, Darmstadt und Bremen sorgten für Heiterkeit.

Forschungsministerin Annette Schavan herzte im Blitzlichtgewitter der Fotografen einen Roboterhund, bevor sie eigenhändig per Joystick versuchte, die programmierten Vierbeiner zu besiegen. Das gelang ihr ebenso wenig wie den übrigen Besuchern, die sich mit dem Fußballspaß von Präsentationen zur Gesichtserkennung oder Navigationshilfen bei Operationen erholten. Letzteres ist die Domäne des Fraunhofer-Instituts (FHI) für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt. Eine digitale Litfaßsäule, die Produkte im leuchtenden 3-D-Format präsentiert, wurde dagegen vom FHI für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik in Adlershof entwickelt.

Solche angewandte Forschung ist charakteristisch für die Informatik und ein Markenzeichen für die Arbeit der Fraunhofer-Institute. Eine der bekanntesten Entwicklungen, die MP3-Technik (siehe Kasten), stammt aus dem Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, in dem 1992 ein Team um Karlheinz Brandenburg das Verfahren zur Komprimierung von Musik ohne Qualitätsverlust ausarbeitete.

Die Technik setzte eine Revolution in Gang, erlaubte sie doch, Musik übers Internet zu übertragen und auf mobilen Geräten zu hören. Bei der Musikindustrie löste dies zunächst Entsetzen aus, da der illegalen Nutzung Tür und Tor geöffnet wurden. „Die Umsätze gingen bis zu 40 Prozent runter“, sagte Udo Dahmen, künstlerischer Leiter der Popakademie Mannheim. Doch mittlerweile habe sich der Markt gedreht, jetzt würden zunehmend die legalen Angebote genutzt, um Musik aus dem Internet auf den MP3- Player zu bringen. Am deutlichsten verkörpert dies der sagenhafte Verkaufserfolg des iPod, des trendigen MP3-Players von Apple. Derzeit wird in Erlangen die MP3-Surround-Technik entwickelt, die Heimkinos oder Autoradios auf mehreren Kanälen mit Musik versorgt, ohne viel Speicherkapazität zu beanspruchen.

So konnte Karlheinz Brandenburg seinen Stolz nicht verbergen, als er auf seine Erfindung angesprochen wurde. Auch mit den Lizenzgebühren, die die Fraunhofer-Gesellschaft und auch die beteiligten Mitarbeiter selbst einnähmen, sei er zufrieden. Jetzt beschäftigt sich der heutige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie im thüringischen Ilmenau vor allem mit der Entwicklung von Iosono, einem Lautsprechersystem, das etwa Kinofilme mit ganz neuen Klangeffekten ausstatten soll. Dabei ist der Sound nicht auf eine feste Position fixiert, er soll vielmehr frei durch den Raum schweben.

Glaubt man Henning Kagermann, Vorstandssprecher von SAP, so ist der MP3- Erfolg eher untypisch. Denn das Potenzial der Informationstechnologie werde in Deutschland nicht ausgeschöpft. Die Investitionen lägen um 50 Prozent unter dem Niveau etwa der USA. Der Öffentlichkeit müsse nun der Nutzen der Informationstechnologie nahe gebracht werden. Die Initiatoren des Jahres der Informatik, allen voran Joachim Treusch, der Vorsitzende der Initiative „Wissenschaft im Dialog“, versuchen dies mit großen und kleinen Veranstaltungen umzusetzen.

Paul Janositz

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