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Gesundheit: Der Duft der Sauberkeit

Wer Zitronenreiniger riecht, fängt an zu putzen, sagen Psychologen

Wodurch wird man putzsüchtig? Liegt es an den Genen, am Elternhaus oder an der Kultur? Alle Faktoren zusammen dürften eine Rolle spielen. Doch es gibt einen weiteren Aspekt, einen, an den man am allerwenigsten denkt – die Nase. Das will jedenfalls ein niederländisches Psychologen-Team unter der Leitung von Rob Holland (Radboud-Universität, Nimwegen) herausgefunden haben.

Die Wissenschaftler ließen sich ein ziemlich bizarres Experiment einfallen. Wie sie jetzt in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ (Band 16, Seite 698) berichten, erhielten 128 Versuchspersonen zunächst die Aufgabe, bestimmte Wörter am Computer-Bildschirm so schnell wie möglich aufzuspüren. Danach sollten sie notieren, welche Arbeit sie sich für den nächsten Tag vorgenommen hatten – und einen Keks dabei verspeisen.

Die einer Gruppe der Versuchspersonen suchte einen Raum auf, in dem sich ein Wassereimer mit Allzweckreiniger befand. Der Zitronen-Duft, den der Reiniger verströmte, war so schwach, dass er kaum bewusst wahrgenommen werden konnte. Umso erstaunlicher waren die Wirkungen, die er auslöste. Mit dem Zitrus-Duft in der Nase entdeckten die Versuchsteilnehmer Wörter, die irgendetwas mit Putzen und Sauberkeit zu tun hatten, erheblich rascher als die Kontrollgruppe. Auch gaben sie dreimal so häufig an, am folgenden Tag zum Schrubber greifen oder die Wohnung aufräumen zu wollen. Und als die Zitrusduft-Schnüffler ihren Keks gegessen hatten, verspürten sie den unwiderstehlichen Drang, alle Krümel vom Tisch zu entfernen.

Die Autoren schließen aus diesen Befunden, dass Gerüche ganz ähnlich wie optische Reize wirken und das Wahrnehmen, Denken und Handeln in weit stärkerem Maße steuern, als bislang angenommen.

Die Wissenschaftler haben dafür eine ganz einfache Erklärung: Immer wenn das Gehirn Geruchsreize verarbeitet, arbeitet das limbische System, das für Emotionen zuständig ist, auf Hochtouren. Deshalb ist es so leicht, durch Gerüche emotional aufgeladene Erinnerungen heraufzubeschwören. Kehren bestimmte Erinnerungen zurück, werden automatisch auch mit ihnen assoziierte Gedanken, Vorstellungen und Handlungsmuster aufgerufen. Das Gehirn braucht also nur einen bekannten Geruch wahrzunehmen und schon schaltet es auf Handeln um.

Wer übrigens denkt, an den Versuchen seien nur Frauen beteiligt gewesen, der irrt. Männer haben sich gleichermaßen als zitronenduftabhängige Putzteufel erwiesen.

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