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Gesundheit: „Der Knoten ist durchschlagen“

Drei Nationen, eine Stiftungsuniversität: Viadrina-Präsidentin Schwan erhält 50 Millionen Euro

Frau Schwan, Kanzler Schröder hat bei seinem Treffen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Belka zugesichert: Sie erhalten 50 Millionen Euro, um die Viadrina zu einer trinationalen Stiftungsuniversität umzubauen.

Darüber bin ich richtig froh, es war eine lange, harte Arbeit, das zu erreichen. Aber mit Schröders Ankündigung ist der gordische Knoten durchschlagen. Damit geht die Viadrina in eine vielversprechende, finanziell sichere Zukunft.

Trinationale Stiftungsuniversität: Heißt das, dass Ihre Studenten künftig alle dreisprachig sein sollen?

Nein. Wir erfüllen natürlich alle unsere bisherigen Aufgaben mit den bestehenden Studiengängen weiter. Aber wir werden Master-Studiengänge und eventuell einen Bachelor-Studiengang einrichten, in denen mehrsprachig – französisch, polnisch, deutsch, englisch – unterrichtet wird. Wir haben bereits die Masterstudiengänge „Master of European Studies“ und „Master of International Business Administration“, die wir erweitern können. Langfristig werden etwa zehn Prozent unserer Studierenden in dreisprachigen Studiengängen eingeschrieben sein, also von 6000 höchstens 600.

Andernorts werden eher englischsprachige Studiengänge eingerichtet.

Wir haben einen anderen Ansatz. Wir wollen die Internationalisierung mit Mehrsprachigkeit verbinden. Dazu brauche ich hervorragende muttersprachliche Lehrkräfte. Die Studierenden sollen nicht nur eine abstrakte Kunstsprache erleben, sondern auch die Kultur, die dahinter steht. Es geht ja auch um eine Konfrontation von Wissenschaftskulturen, darum, sich seiner eigenen Herkunft bewusst zu werden und die Denkweise der anderen zu verstehen. Daneben behalten wir englischsprachige Studiengänge bei.

Was ist der Vorteil, eine Universität als öffentlich-rechtliche Stiftung zu führen?

Wir sind viel autonomer! Wir können selbst entscheiden, wie wir unsere Mittel am sinnvollsten ausgeben, und müssen uns nicht nach Schlüsseln richten, die für normale Universitäten entworfen wurden. Und statt zahlreicher Verhandlungen mit Ministerien wird es nur noch drei Stiftungsratssitzungen im Jahr geben. Was das schon an Arbeit spart!

Noch einmal zum Thema Geld: Noch ist nicht ganz klar, woher es kommen soll …

Es wird aus verschiedenen Etats kommen und nicht alles auf einmal. Aber das Entscheidende ist, dass wir mit den 50 Millionen einen Grundstock für das Stiftungskapital haben. Auf dieser Basis können wir private Gelder einwerben. Den größten Teil der Kosten für die Viadrina trägt ja nach wie vor das Land Brandenburg, mit 20 Millionen Euro im Jahr.

Ihr Konzept basierte eigentlich darauf, dass Frankreich und Polen je fünf Millionen Euro zum Stiftungskapital beisteuern.

Das strebe ich auch weiterhin an. Aber in Polen muss sich erstmal die innenpolitische Lage beruhigen: Die Äußerungen von Erika Steinbach und der „Preußischen Treuhand“ zur Wiedergutmachung haben viel Staub aufgewirbelt. Ich gehe davon aus, dass das Geld dann nach und nach kommt. Was Frankreich betrifft, so hoffe ich, dass es uns durch die Entsendung von Professoren unterstützt.

Die CDU-Politikerin Katherina Reiche hat kritisiert, die 50 Millionen Euro seien der Dank Schröders für Ihre Kandidatur für das Bundespräsidentenamt.

Erstens ist die Idee viel älter, Schröder hat seine Unterstützung bereits im Dezember 2001 signalisiert. Außerdem betreibe ich das nicht als SPD-Politikerin. Wenn mir meine Kandidatur den politischen Schub gegeben hat, um ein überparteiliches deutsch-polnisches Projekt zu verwirklichen, kann ich das nicht anrüchig finden.

Das Gespräch führte Dorothee Nolte.

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