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Der OP-Kurs: So wird eine Herzklappe ersetzt

Wie wird ein Herz optimiert? Ein Gespräch mit einem Spezialisten.

Die vier Herzklappen sind Teil der innersten Schicht unserer Herzwand. Sie funktionieren wie ein Ventil und verhindern, dass Blut in die falsche Richtung strömt. Fließt das Blut in die richtige Richtung, öffnen sie sich – die Segel der Klappen werden dann gegen die Wand gedrückt. Will das Blut zurückströmen, entfalten sich die Segel und versperren den Weg.

Herzklappen, die von Geburt an nicht korrekt funktionieren oder sich krankhaft verändert haben, zwingen das Herz zu größerer Anstrengung. Es gibt zwei wichtige Krankheitsbilder: Bei einer Stenose, einer Verengung, kann nicht genug Blut durch die Klappe gelangen und es kommt zum Stau. Bei einer Insuffizienz ist die Klappe undicht. Beide Fehler können seit den sechziger Jahren behandelt werden, indem man eine Prothese einsetzt.

Mechanische Herzklappen bestehen aus einem Kunststoffring, in dem ein oder zwei bewegliche Flügel aus Grafit angebracht sind. „Eine Alternative sind biologische Klappen, deren Segel zum Beispiel aus Teilen eines Schweineherzens bestehen“, sagt Michael Hübler, Oberarzt am Deutschen Herzzentrum Berlin. „Sie müssen aber nach zehn bis 15 Jahren ausgetauscht werden. Mechanische Klappen halten ein Leben lang, der Patient muss mit diesen aber täglich ein Medikament zur Blutverdünnung einnehmen, weil der Körper die künstlichen Materialien weniger gut akzeptiert.“ Herzklappen, die aus eigenen Körperzellen der Patienten gezüchtet wurden, werden derzeit im Ausland klinisch erprobt.

Bevor eine neue Klappe eingesetzt werden kann, muss die natürliche entfernt werden. Dazu wird der Patient in Vollnarkose versetzt. Mit einem 15 bis 20 Zentimeter großen Schnitt öffnet der Arzt die Haut über dem Herzen. Das darunter liegende Brustbein wird zersägt und auseinandergespreizt, der Herzbeutel – ein bindegewebiger Sack, der den Pumpmuskel umgibt – aufgeschnitten. „Für die Dauer der OP wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen“, sagt Herzchirurg Hübler. „Sie übernimmt die Aufgaben des Herzens, das durch ein Medikament stillgelegt wird.“ Nun wird das Herzgewebe etwa einen Zentimeter über der Klappe eröffnet, die erkrankten Segel und mögliche Verkalkungen werden entfernt. An der gleichen Stelle bringt der Arzt danach zwölf Kunststofffäden an – „alle haben jeweils eine Nadel an ihren zwei Enden und werden u-förmig gestochen.“ In die offene Seite dieses U wird die Klappenprothese eingeführt. Die beiden Enden jedes Fadens werden über dem äußeren Ring der künstlichen Klappe zusammengezogen und verknotet. Damit ist sie fest im Herzen verankert.

Anschließend werden alle Schnitte verschlossen und das Herz wird wieder in Betrieb genommen. Zwei Stunden dauert die OP im Durchschnitt. Werden alle vier Herzklappen ausgetauscht, können es fast vier Stunden sein. „Vorübergehend legt man noch Schrittmacherkabel auf das Herz, diese können nach ein paar Tagen durch kleine Löcher rausgezogen werden“, sagt Hübler. „Das Gleiche gilt für die Drainagen – dünne Schläuche, durch die Wundflüssigkeit ablaufen soll.“ Zwar bestehen bei der OP einige Risiken für das Herz und den gesamten Organismus, die Erfolgsaussichten sind aber wesentlich höher als die Gefahren. 

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