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Gesundheit: Die Hochschule der Günste (Kommentar)

Wann ist eine künstlerische Leistung besonders wertvoll, wann besonders innovativ? Bestimmt hatten es die Professoren der künstlerischen Nafög-Kommission, die sich jedes Semester unter 50 oder 60 Nachwuchstalenten für nur sechs entscheiden mussten, schwer.

Wann ist eine künstlerische Leistung besonders wertvoll, wann besonders innovativ? Bestimmt hatten es die Professoren der künstlerischen Nafög-Kommission, die sich jedes Semester unter 50 oder 60 Nachwuchstalenten für nur sechs entscheiden mussten, schwer.

Nun belegen inzwischen vollständige Listen über Stipendiaten und Kommissionsmitglieder aus den vergangenen sechs Jahren, dass es immer wieder Jury-Mitglieder gab, die versuchten, sich die schwierige Entscheidung einfacher zu machen. Sie sprangen vor allem für ihre eigenen Schülerinnen und Schüler in die Bresche: weil sie die guten Leistungen der Studierenden schon lange verfolgt hatten, weil deren Arbeiten der eigenen Kunstauffassung am nächsten kamen und sicher auch, weil erfolgreiche Schüler letztlich der Reputation des Lehrers nutzen.

Ganz offensichtlich hat es in manchen Runden regelrechte Kettenreaktionen gegeben: Wenn die Kollegin ihre Schüler so nach vorne drückt, warum sollte man sich selbst zurückhalten? Fünf von sechs Stipendien gingen im Juni 95 an Schüler von Kommissionsmitgliedern.

Jahrelang kursierten an der HdK Gerüchte über die Auswahlpraxis - auch unter den Professoren. Der Vorsitzende der letzten Kommission hatte deshalb im Dezember eine geheime Schlussabstimmung eingeführt. Doch am Ende waren wieder die Hälfte der Stipendiaten Schüler der Juroren. Eine gründliche Reform des Verfahrens war der Hochschule selbst nicht zuzutrauen. Präsident Lothar Romain strotzte nur so vor eitler Selbstgefälligkeit, als er sich in der vergangenen Woche im Akademischen Senat ohne den leisesten Anflug von Nachdenklichkeit über alle Kritik von Studenten, Professoren und Mitarbeitern hinwegsetzte und erklärte, er könne keine Fehlleistungen der Kommission erkennen. Von den Professoren im Akademischen Senat erntete er dafür eifriges Kopfnicken. Die Verwaltung hat gut daran getan, rasch auf den Protest einer couragierten Bewerberin zu reagieren und unter den miefigen HdK-Talaren ein bisschen zu lüften.

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