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Gesundheit: Die Hochschule in Weißensee hat ein neues Werkstattgebäude

Die Kunsthochschule Weißensee hatte gesten ihren großen Tag. Ein Werkstatt- und Ateliergebäude wurde eingeweiht, das mit wenigen Millionen Mark in erstaunlich kurzer Zeit errichtet wurde.

Die Kunsthochschule Weißensee hatte gesten ihren großen Tag. Ein Werkstatt- und Ateliergebäude wurde eingeweiht, das mit wenigen Millionen Mark in erstaunlich kurzer Zeit errichtet wurde. Der Sichtbetonbau mit großzügigen Glasfenstern zum Innenhof und glasgeschützten Dachdurchblicken für das notwendige Oberlicht ist im Oktober 1998 begonnen worden und wird jetzt bereits für die erste Ausstellung von Meisterschülern genutzt.

3,2 Millionen Mark hat der Bau gekostet. Den Entwurf hat Rektor Rainer W. Ernst zusammen mit zwei Absolventen der Kunsthochschule, Thomas Fiel und Martin Jennrich, erarbeitet. Entwerfen und Bauen ist damit zugleich eine Starthilfe in die Praxis. Diese Kooperation von Hochschulprofessoren und Architekturdiplomanden soll fortgesetzt werden.

Der Kunsthochschule Weißensee geht es wie anderen Berliner Hochschulen in den letzten Jahren: Alte Versprechen über Investitionen geraten in den Hintergrund angesichts der immer schwieriger werdenden Finanzsituation. 42 Millionen Mark waren der Kunsthochschule einst versprochen worden. Wenn der Lehrbetrieb teilweise in mit Asbest verseuchten Baracken stattfindet oder in Räumen, die bei der geringsten Belastung zusammenbrechen, weil sie eigentlich Ruinen sind, dann helfen nur Neubauten.

Nun ist diese dramatische Situation nicht für die gesamte Hochschule typisch. In den zwei mehrstöckigen Hauptgebäuden, die einst für eine Schokoladenfabrik gestaltet wurden, hat man schon viel renoviert. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz, die Fassade wurde teilweise restauriert. In einem Gebäude ist bereits das Dachgeschoss für Computerstudios ausgebaut worden. Dem zweiten großen Haus steht noch der Ausbau des Dachgeschosses bevor - dort sollen Ateliers entstehen.

Bisher sind von den 42 Millionen Mark etwa 13 Millionen verbaut worden, schätzt Rektor Ernst. Trotz der für Hochschulbauten eigentlich bescheidenen Summe zeichnen sich weitere Schwierigkeiten ab. Im Augenblick fehlen noch 4000 Quadratmeter Hauptnutzfläche - bei der Realisierung von weiteren Aus- und Umbauten könnte sich das Defizit bis zum Jahr 2002 auf 1100 Quadratmeter verringern. Dazu wären jedoch 5,1 Millionen Mark notwendig. Die Hälfte habe die Senatsbauverwaltung der Hochschule zugesagt, erklärte Rektor Ernst vor der Presse. Jetzt liege alles an der Wissenschaftsverwaltung, ob sie die andere Hälfte zur Verfügung stellen werde.

Nach der Wiedervereinigung hatte sich der Berliner Senat entschieden, Weißensee zu erhalten. Die 1946 gegründete Kunsthochschule sollte als kleine, aber überschaubare Einrichtung eine Konkurrenz zur größten Kunsthochschule Deutschlands werden - der Hochschule der Künste in Charlottenburg. Dort war man den neuen Weg gegangen, Musik, Theater, Musical, und Oper mit Bildender Kunst, Design und Architektur unter einem Dach zusammenzuführen und mit der Lehrerbildung dazu auch noch wissenschaftliche Fächer in einer Kunsthochschule zu verankern. In Weißensee hat man sich von Anfang an auf einen Ausschnitt an Disziplinen beschränkt, aber für alle ein gemeinsames Grundstudium organisiert und damit von Anfang an eine Interdisziplinarität begründet, die heute in der künstlerischen Ausbildung in Europa immer mehr an Boden gewinnt.

Erfolg in der Regelstudienzeit

Auch die Werkstätten und Computerstudios stehen allen Studenten offen, egal ob sie nun Architektur im Aufbaustudium, Malerei oder Bildhauerei, die verschiedenen Varianten des Designs oder Bühnenbild studieren. Der Erfolg spricht sich rum: 1310 Bewerber wurden 1999 als Rekord verzeichnet. Die Kunsthochschule bereitet einen ersten Masterstudiengang vor, der genau auf dieser Interdisziplinarität gründet. Die Hürden sind hoch: Der Masterstudent muss zuvor das Diplom gemacht haben und sich in einer Aufnahmeprüfung mit einem Projekt bewähren.

Auf noch eine Tatsache ist Rektor Ernst stolz: 85 Prozent der Studenten schafften ihren Abschluss in der Regelstudienzeit! Das sind acht Semester plus ein Semester Praktikum und ein Semester für die Diplomarbeit. Wie sie das erreichen, während an anderen künstlerischen Hochschulen die Studienzeiten länger dauern, ist kein Geheimnis. Die Hochschule verweist auf das günstige Verhältnis in der Betreuung der 625 Studenten durch 40 Professoren und Professorinnen. Und die Hochschullehrer sind wirklich präsent und nicht in ihren Ateliers irgendwo in der Stadt mit ganz anderen Arbeiten beschäftigt als der Betreuung ihrer Studenten.

Uwe Schlicht

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