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Gesundheit: Die Maus schlägt aus der Art

Unter der Haut der Nagetiere züchteten Forscher den Samen von Schweinen und Ziegen

Mäuse können auch den Samen anderer Säugetierarten wie den von Ziegen und Schweinen produzieren. Aus Gewebe, das den Mäusen unter die Haut verpflanzt wird, wachsen Hoden, die Spermien entwickeln. Das berichten Forscher der Universität von Pennsylvania in Philadelphia nun im Fachmagazin „Nature“.

Ein Team um die aus Deutschland stammende Ina Dobrinski pflanzte den Nagern stecknadelgroße Stücke Hodengewebe unter die Rückenhaut. Es war zuvor neugeborenen Mäusen, Schweinen oder Ziegen entnommen worden. Nach einigen Wochen entwickelten sich kleine Hoden. Die daraus gewonnenen Spermien erwiesen sich bei künstlicher Befruchtung als funktionsfähig.

„Etwa 60 Prozent der eingepflanzten Zellen entwickelten sich unter der Haut zu Hodengewebe, das genauso gut Spermien produzierte wie Organe in den Spendertieren selbst", sagt Dobrinski. Die Assistenzprofessorin am Institut für Veterinärmedizin in Philadelphia vermutet, dass im Rücken der Mäuse genau die richtige Temperatur und eine ideale Versorgung mit Blutgefäßen für das Wachstum der Hoden vorhanden war.

Die erfolgreiche Transplantation von Hodengewebe dreier verschiedener Säugetiere lasse sich vermutlich auch auf andere Arten übertragen, meint Dobrinski. „Zum erstenmal ist es gelungen, voll funktionsfähige Spermien über die Artengrenzen hinweg zu erzeugen.“

Medizinische Anwendungen sind denkbar. So könnte Hodengewebe von Männern, deren Hoden etwa durch einen Tumor oder eine Autoimmunkrankheit zerstört wird, eingefroren werden. Wenn der Patient später Kinder bekommen möchte, könnte man das gerettete Gewebe unter die Haut pflanzen und Spermien gewinnen.

„Das ist bisher nur Zukunftsmusik“, sagt Stefan Schlatt vom Institut für Reproduktionsmedizin der Universität Münster. Als Heisenberg-Stipendiat hatte er sich ein Jahr lang an den Forschungen in Philadelphia beteiligt. „Wir machen Grundlagenforschung, die vielfältige Anwendungsmöglichkeiten verspricht.“ So könnte dieMethode dabei helfen, gefährdete Arten vor dem Aussterben zu bewahren oder die Fortpflanzung von besonders wertvollem Vieh zu sichern.

„Die Ergebnisse in Philadelphia zeigen, dass Testosteron und andere Hormone in Säugetieren über die Artengrenzen hinweg wirken können“, ergänzt David de Kretser, Direktor des Instituts für Reproduktion an der Monash Universität in Australien. Dies lasse darauf schließen, dass die selben Hormone, die in Mäusen wirken, auch in anderen Arten die Spermienproduktion anregen können. Paul Janositz

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