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Gesundheit: Doktor in drei Jahren

Humboldt-Universität verbessert mit einer GraduateSchool die Promotion

Deutschlands Doktoranden kommen teils auf legendäre Promotionszeiten. „Aus geplanten drei Jahren für die Promotion werden oftmals sechs Jahre“, berichtet Kathleen Shanahan Lindner. Dieser Missstand wird seit Jahren besonders in den Geisteswissenschaften beklagt. Berlins Humboldt-Universität will dem jetzt in den Sozialwissenschaften etwas entgegensetzen: eine Graduate School of Social Sciences (BGSS). Kathleen Lindner ist deren Programmgeschäftsführerin und dafür zuständig, dass aus guten Vorsätzen innerhalb des dreijährigen Promotionsstudiums eine fertige Doktorarbeit wird.

Bisher brauchen Deutschlands Geistes- und Sozialwissenschaftler dafür jedenfalls auch unter den vergleichsweise „idealen“ Bedingungen an den Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) fünf Jahre – im Durchschnitt. „Normale“ Doktoranden erzielen international Negativrekorde. Schuld sei vor allem die „suboptimale Betreuung“, urteilt Gert-Joachim Glaeßner, Professor der Sozialwissenschaften und Direktor der neuen Graduate School. Doch nicht nur die überdurchschnittliche Dauer sei ein Problem, sondern auch die erhebliche Abbrecherquote.

„Die Promotion in drei Jahren ist möglich“, formuliert Lindner das Ziel. Das soll möglich werden durch eine „Allround-Betreuung“ für Doktoranden, mit Forschungscolloquien, Seminaren und Gastvorlesungen renommierter Wissenschaftler. Für Forschungsaufenthalte sowie Material steht Geld zur Verfügung, denn der Deutsche Akademische Austauschdienst finanziert die School mit jährlich 178000 Euro. Auch die DFG beteiligt sich an den Kosten. Nach fünf Jahren und positiver Evaluation will die Humboldt-Universität die Finanzierung übernehmen.

Damit unterscheidet sich die Berliner Graduate School von den rund 300 DFG-Graduiertenkollegs, die auf drei Jahre begrenzt sind. Unter deren Dach schreibt mittlerweile jeder zehnte Doktorand seine Dissertation. Zu den Besonderheiten der Neugründung gehört, dass Doktorand und Doktorvater einen „Betreuungsvertrag“ schließen, der vierteljährliche Arbeitsberichte, regelmäßige Treffen sowie Hilfe bei Terminplanung und Konzeption vorsieht. „Mit beiderseitigem Rechtsanspruch“, betont Glaeßner.

Sieben Professoren und zwei Dozenten betreuen die bisher acht Doktoranden. Das bringt auch qualitative Verbesserung, ist Glaeßner überzeugt. Für ihn bedeutet die Graduate School den Versuch, im Promotions-Massenbetrieb eine Nische für die Exzellenzförderung zu erobern. Die professionalisierte Promotionsausbildung soll das reguläre Promotionssystem ergänzen, nicht ersetzen. Erklärtes Ziel ist es außerdem, dass künftig jeder dritte Doktorand am Graduierten-Kolleg aus dem Ausland kommt.

Informationen: www2.hu-berlin.de/bgss

Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2003/2004 ist der 1. Mai 2003.

Juliane von Mittelstaedt

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