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Blutige Angelegenheit. Boxer Manuel Charr war schon während seines Kampfes gegen Witali Klitschko böse gezeichnet.

© dapd

Dr. Dollas Diagnose (77): Wie gefährlich ist ein Cut beim Boxen?

Schwergewichtsboxer Manuel Charr wollte zwar, durfte seinen WM-Kampf gegen Witali Klitschko wegen einer Platzwunde am Auge aber nicht fortsetzen. Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla erklärt, wie es zu einer solchen Verletzung kommt und welche Risiken bestehen.

Bei einem Schlag auf die Haut kann es zu einer Platzwunde kommen. Besonders gefährdet sind dabei die Partien, bei denen die Haut direkt auf dem Knochen aufliegt. Eine Platzwunde, die während eines Boxkampfes auftritt, ist auch das Ergebnis wiederholter Schläge auf die gleiche Stelle des Gesichtes, oft im Bereich der Augenbraue. Auch ein Kopfstoß des Gegners oder ein einzelner starker Schlag auf die Augenbraue kann zu einer Platzwunde führen.

Beim Boxen wird dies auch als Cut bezeichnet. Da die Augenbraue gut mit Blut versorgt ist, kommt es bei einem Cut häufig zu einer starken Blutung. Dabei ist der Blutverlust nicht das größte Problem. Vielmehr muss häufig durch das Hinunterlaufen des Blutes aus der Wunde das Auge geschlossen werden. Weiterhin kommt es zunehmend zu einer Schwellung rund um das Auge. Durch ein reduziertes Gesichtsfeld können Schläge von der verletzten Seite kommend nicht mehr rechtzeitig gesehen werden. Die Abwehrreaktion ist verzögert und schwere Verletzungen können die Folge sein.

Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla.
Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla.

© promo

Um die Blutung zu stoppen wird in der Ringpause mit Vaseline und einem Adrenalinzusatz (die Konzentration ist vorgeschrieben) gearbeitet. Ist eine chirurgische Versorgung notwendig, wird diese nach dem Kampf durch Naht, Klammer oder kleine Klebepflaster ("Steri-Strip") durchgeführt. Ist es schon zu einer Schwellung, aber noch zu keiner Platzwunde gekommen, wird mit Eis und Kompression gearbeitet.

Im Amateursport und auch im Jugendbereich boxen die Sportler mit einem Kopfschutz. Durch den Schutz der Augenhöhlen, der Stirnpartie und auch des Jochbeins auf beiden Seiten wird das Risiko, einen Cut zu bekommen, deutlich gesenkt. Der beste Schutz, eine Platzwunde zu verhindern, sind ein guter körperlicher Zustand des Boxers und eine stabile Deckung.

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 48, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen. Alle Folgen können Sie hier nachlesen.

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