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Gesundheit: „Du bestimmst, wer reinkommt"

Von Franziska Garbe Der Mann auf dem Plakat trägt Goldkettchen, ist muskulös und guckt grimmig. Die Art, wie er seinem Betrachter abweisend den Arm entgegenstreckt, lässt sofort Erinnerungen an die letzte Abfuhr vor der Tür eines Berliner Szene-Lokals wach werden.

Von Franziska Garbe

Der Mann auf dem Plakat trägt Goldkettchen, ist muskulös und guckt grimmig. Die Art, wie er seinem Betrachter abweisend den Arm entgegenstreckt, lässt sofort Erinnerungen an die letzte Abfuhr vor der Tür eines Berliner Szene-Lokals wach werden.

Der Slogan des Plakats: „Der mächtigste Club Berlins - Du bestimmst wer reinkommt." Jeder Passant, ein potentieller Türsteher? Bei der Bundestagswahl im September schon, meinen die Politologiestudenten der Studenteninitiative „Politikfabrik von der Freien Universität, die für das Plakat verantwortlich sind. Schließlich liegt es in der Hand der Wähler, wer nach dem 22. September in den „mächtigsten Club Berlins", den Bundestag, einziehen darf.

Um vor allem desinteressierten Erstwählern zwischen 18 und 21 Jahren näher zu bringen, was sie mit ihrer Stimme bewirken können, engagieren sich 80 Studierende der „Politikfabrik" in einem Projekt zur Förderung der Wahlbeteiligung. Die „Wahl Gang“ wie sie sich selber nennen, entstand aus einem Projektkurs am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität zum Thema „Politik und Werbung". Seit März dieses Jahres planen die Gang-Mitglieder eine Kampagne unter dem Motto „Wählen statt warten!" im Wahlkreis 84, der die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost einschließt. Bei der Bundestagswahl 1998 hatte dieser Wahlkreis eine der niedrigsten Wahlbeteiligungen unter den Erstwählern in Deutschland.

Unter der Schirmherrschaft von TV-Moderatorin Sandra Maischberger und in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung will die Wahl Gang mit zielgruppenorientierten Workshops, Events und Aktivitäten bei den Jugendlichen politisches Interesse wecken und für einen Dialog zwischen den Erstwählern und den Politikern sorgen. „Wir studieren alle selber Politik, und möchten auch andere dafür begeistern," begründet Melanie, 24, ihr Engagement für das Projekt. Und so haben sie und ihre Mitstreiter von Juli bis zum 22. September unter anderem eine Bus-Tour durch Schulen und Freizeitstätten geplant, wo die Jugendlichen bei DJ-Musik und kühlen Getränken die Gelegenheit haben werden, mit Politikern zu debattieren.

Auch ein Gewinnspiel, die Verteilung von Welcome-Paketen mit kleinen Werbegeschenken und diverse Parties stehen bis zum Stichtag noch auf dem Programm. Am 22. September werden die Erstwähler dann per SMS an die Öffnungszeiten der Wahllokale erinnert. Bis es aber so weit ist, haben engagierte Jugendliche noch die Möglichkeit, in einer Aktionsgruppe selber tätig zu werden. Vielleicht machen sie ja dann dieselbe Erfahrung wie Sebastian, 23: „Wir haben uns während der Kampagne alle richtig gut kennengelernt und die Atmosphäre ist super", schwärmt er und Ingo, 24, ergänzt: „Da wir die ganze Kampagne völlig in Eigenregie aufziehen durften, konnten wir eine Menge Praxiserfahrungen sammeln. Das Politologiestudium ist ja ansonsten sehr theorielastig." Die Welt habe schließlich nicht auf Politikwissenschaftler gewartet, zitiert Sebastian lachend einen ehemaligen Dozenten. Auf diese 80 vielleicht schon.

Termine, Infos: www.diewahlgang.de

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