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Gesundheit: Eine ganz besondere Bank von England

Britische Forscher richten Stammzell-Archiv ein

In der Nähe von London nimmt nun eine Nationalbank der besonderen Art ihre Arbeit auf: Nicht im Safe, sondern in flüssigem Stickstoff sollen dort Zelllinien aufbewahrt werden, die als medizinische Hoffnungsträgerinnen gelten. Beim Nationalen Institut für Biologische Standards und Kontrollen wird eine Stammzellenbank angesiedelt.

Stammzellen sind noch nicht auf eine bestimmte Aufgabe im menschlichen Körper spezialisiert. Besonders embryonale Stammzellen gelten als Multitalente, denn sie können sich in verschiedene Zelltypen ausdifferenzieren. Als erster Forscher erhielt vor wenigen Tagen der Bonner Neurobiologe Oliver Brüstle vom Robert Koch Institut die Genehmigung, mit solchen Zellen aus einem israelischen Labor in Deutschland zu forschen. Der Bundestag hatte den Import embryonaler Stammzellen im Januar letzten Jahres unter strengen Auflagen prinzipiell ermöglicht.

In Großbritannien erlaubt ein liberaleres Recht seit Ende 2001 prinzipiell auch das „therapeutische“ Klonen, mit dem im Labor aus einer entkernten Eizelle und einer Körperzelle Embryonen zu Forschungszwecken hergestellt werden. Die bisher gewonnenen Zelllinien stammen jedoch von „überzähligen“ Embryonen, die nach ReagenzglasBefruchtungen nicht eingepflanzt und von den Eltern zur Verfügung gestellt wurden.

In der neuen Stammzellenbank werden aber auch Zelllinien gelagert, deren Herstellung weltweit nicht umstritten ist. Sogenannte „adulte“ (erwachsene) Stammzellen werden etwa aus dem Knochenmark, der Haut, dem Zentralnervensystem oder dem Verdauungstrakt von Erwachsenen oder Kindern gewonnen. Sie haben sich schon spezialisiert, erfüllen aber trotzdem eine wichtige Aufgabe bei der Erneuerung von Gewebe. Die Forschung beschäftigt sich zudem mit Möglichkeiten, die Spezialisierung adulter Zellen zurückzuspulen. Auch Stammzellen aus dem Nabelschnurblut Neugeborener werden im neu errichteten Archiv gesammelt. Banken, in denen sie für einen Einsatz, etwa bei leukämiekranken Kindern, gelagert werden, existieren auch in Deutschland.

Die Zelllinien, die in der neuen „Bank“ aufbewahrt werden, sollen für Kliniken und Institute gratis zugänglich sein. Mit dem Aufbau des nationalen Archivs der bestehenden Zelllinien werden zudem Qualitätsstandards gesetzt und Möglichkeiten der systematischen Forschung verbessert. Anna Wobus, Koordinatorin des Stammzellprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sagte auf Nachfrage, sie halte diese Standardisierung für ausgesprochen sinnvoll. aml

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